Jagd auf Roter Oktober
Küste mit russischer Beschriftung zu sehen.
»Vielen Dank, Commander.«
»Gern geschehen.« Mancuso stand auf.
»Sie sind kein Seemann, Ryan.« Ramius hatte ihn wortlos beobachtet.
»Das habe ich auch nie behauptet«, gab Ryan gutmütig zurück. »Wie lange noch bis Norfolk?«
»Höchstens vier Stunden«, erklärte Mancuso. »Dem Plan nach sollen wir nach Einbruch der Dunkelheit eintreffen. Irgendetwas erwartet uns dort und soll es uns ermöglichen, ungesehen einzulaufen, aber ich weiß nicht, was es ist.«
»Wir haben den Pamlico-Sund bei Tageslicht verlassen. Wenn uns nun jemand gesehen hat?«, fragte Ryan.
»Ich habe niemanden entdeckt, aber wenn jemand zuschaute, sah er nur drei U-Boot-Türme ohne Nummern.« Sie waren bei Tageslicht losgefahren, um eine Lücke in der sowjetischen Satellitenüberwachung auszunutzen.
Ryan steckte sich wieder eine Zigarette an. Seine Frau würde ihm wegen dem Rückfall die Hölle heiß machen, aber er war halt nervös. Auf dem Platz des Rudergängers hatte er nichts anderes zu tun, als ein halbes Dutzend Instrumente anzustarren. Das Boot war leichter in der Horizontalen zu halten, als er erwartet hatte, und die einzige scharfe Kurve, die er gefahren hatte, bewies, wie widerwillig es die Richtung änderte. Kein Wunder, dachte er, bei über dreißigtausend Tonnen.
USS Pogy/Roter Oktober
Pogy stürmte mit dreißig Knoten an Dallas vorbei und hielt erst zwanzig Minuten und elf Meilen später wieder an – drei Meilen vor Konowalow, dessen Mannschaft inzwischen kaum noch zu atmen wagte. Das Sonar der Pogy war zwar nicht mit dem neuen BC-10-/SAPS-Signalprozessor ausgerüstet, ansonsten aber auf dem neuesten Stand der Technik. Dass sie trotzdem nichts hörte, lag an der Tatsache, dass Konowalow kein Geräusch machte.
Roter Oktober passierte Dallas um fünfzehn Uhr, nachdem das letzte Alles-Klar-Signal eingegangen war. Die Mannschaft war müde und freute sich auf Norfolk, das sie zwei Stunden nach Sonnenuntergang erreichen sollten. Hoffentlich kann ich gleich nach London weiterfliegen, dachte Ryan, befürchtete aber, beim CIA in eine ausgedehnte Nachbesprechung zu geraten. Mancuso und die Männer der Dallas fragten sich, ob sie wohl ihre Familien zu sehen bekommen würden. Großen Hoffnungen gaben sie sich nicht hin.
W. K. Konowalow
»Auf jeden Fall ist es groß, sehr groß sogar, und wird bis auf fünf Kilometer an uns herankommen.«
»Ein Ohio, wie Moskau sagte«, kommentierte Tupolew befriedigt.
»Es klingt aber wie ein Doppelschraubenboot, Genosse Kapitän«, meinte ein Mitschman.
»Ein Ohio hat nur eine Schraube.«
»Ja, Genosse. Auf jeden Fall wird der Kontakt in zwanzig Minuten bei uns sein. Das andere Jagd-Boot fährt mit über dreißig Knoten. Wenn es seine Methode nicht ändert, wird es fünfzehn Kilometer über uns hinausschießen.«
»Und der andere Amerikaner?«
»Lässt sich ein paar Kilometer weiter seewärts treiben, so wie wir. Die genaue Distanz kann ich nicht bestimmen. Ich könnte zwar das Aktiv-Sonar benutzen, aber –«
»Die Konsequenzen sind mir klar«, sagte Tupolew knapp und ging zurück in den Kontrollraum.
»Maschine in Bereitschaft. Alle Mann auf Gefechtsstation?«
»Ja, Genosse Kapitän«, erwiderte der Starpom. »Wir haben exakte Zielkoordinaten für das amerikanische Jagd-U-Boot, denn es fährt mit Höchstgeschwindigkeit. Das andere, das stillliegt, ließe sich binnen Sekunden lokalisieren.«
»Zur Abwechslung ist einmal alles in Butter.« Tupolew grinste. »Sehen Sie nun, was wir fertig bringen, wenn die Umstände günstig sind?«
»Und was haben wir vor?«
»Wenn der Dicke uns passiert, hängen wir uns an ihn. Die Amerikaner haben lange genug ihre Spiele mit uns getrieben. Jetzt sind wir dran. Lassen Sie die Ingenieure die Reaktorleistung steigern. Wir brauchen bald volle Kraft.«
»Das macht aber Lärm, Genosse«, warnte der Starpom.
»Sicher, aber wir haben keine andere Wahl. Zehn Prozent Leistung. Das Ohio kann das unmöglich hören, und das stillliegende Jagd-Boot auch nicht.«
USS Pogy
»Wo kommt denn das her?« Chief Laval veränderte Einstellungen. »Hier Sonar. Ich habe einen Kontakt, Richtung zwei-drei-null.«
»Aye.« Commander Wood antwortete sofort. »Können Sie ihn klassifizieren?«
»Noch nicht, Sir. Ich fing ihn gerade erst auf. Sehr schwache Reaktor- und Dampfgeräusche. Die Reaktorsignatur lässt sich noch nicht ausmachen –« Er drehte den Lautstärkeregler auf Maximum. »Keiner von uns,
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