Jagd auf Roter Oktober
lehnte sich zurück. »Meine Herren, wir haben geballte neunzig Jahre Marineerfahrung in diesem Raum versammelt, und dazu diesen jungen Amateur.« Er wies auf Ryan. »Gut, Jack, Sie haben etwas vor. Warum sind Sie persönlich gekommen?«
»Weil ich die Bilder jemandem zeigen wollte.«
»Wem denn?« Greer legte misstrauisch den Kopf schief.
»Skip Tyler. Kennt ihn hier jemand?«
»Ja, ich.« Captain Casimir nickte. »Er war in Annapolis ein Jahr unter mir. Ist ihm nicht etwas passiert?«
»Leider«, meinte Ryan. »Er verlor vor vier Jahren bei einem Verkehrsunfall ein Bein. Sollte das Kommando auf der Los Angeles übernehmen, aber dann fuhr ihm ein Betrunkener in die Seite. Nun lehrt er Ingenieurwissenschaften an der Akademie und arbeitet als Berater für Sea Systems Command – technische Analysen, Entwurfsprüfung. Er hat beim Massachusetts Institute of Technology seinen Dr. ing. gemacht und kann unkonventionell denken.«
»Wie steht es mit seiner Sicherheitseinstufung?« fragte Greer.
»Seit seiner Arbeit für Crystal City ›Top secret‹, Sir.«
»Einwände, Charlie?«
Davenport runzelte die Stirn. Tyler gehörte nicht zum Geheimdienst. »Stammt von diesem Mann das Gutachten über die neue Kirow ?«
»Jawohl, Sir, das fiel mir gerade wieder ein«, sagte Casimir. »Von ihm und Saunders von Sea Systems.«
»Das war saubere Arbeit. Gut, lassen wir ihn ran.«
»Wann möchten Sie ihn sprechen?«, fragte Greer Ryan.
»Heute noch, wenn es Ihnen recht ist. Ich muss sowieso in Annapolis etwas aus dem Haus holen und – na ja, ein paar Weihnachtseinkäufe erledigen.«
»Ach was? Püppchen?«, spöttelte Davenport.
Ryan sah dem Admiral fest in die Augen. »Jawohl, Admiral, meine Kleine wünscht sich eine Barbie-Puppe mit Skiausrüstung. Haben Sie jemals den Weihnachtsmann gespielt, Sir?«
Davenport sah ein, dass Ryan sich nun nichts mehr bieten ließ. Mit diesem Untergebenen war nicht so leicht Schlitten zu fahren. Ryan konnte jederzeit den Job hinwerfen. Er wechselte das Thema. »Hörten Sie dort drüben, dass Roter Oktober schon letzten Freitag auslief?«
»Wirklich?« Das traf Ryan unvorbereitet. »Ich dachte, sie sollte erst diesen Freitag losfahren.«
»Wir auch. Ihr Skipper heißt Marko Ramius. Schon von ihm gehört?«
»Nur aus zweiter Hand. Den Briten zufolge ist er recht gut.«
»Das ist untertrieben«, stellte Greer fest. »Er ist der beste U-Boot-Fahrer, den sie haben, ein echter Draufgänger. Wir haben eine ansehnliche Akte über ihn. Wer ist denn auf ihn angesetzt, Charlie?«
» Bremerton bekam den Auftrag. Sie war zwar nicht in Position und mit ELINT beschäftigt, als Ramius auslief, wurde aber umbeordert. Der Skipper ist Bud Wilson. Erinnern Sie sich noch an seinen Vater?«
Greer lachte laut auf. »Red Wilson? Das war ein U-Boot-Fahrer mit Mumm! Taugt der Sohn etwas?«
»Wie ich höre, ja. Ramius ist bei den Russen der Beste, aber Wilson hat ein 688 -Boot. Bis zum Wochenende können wir zum Thema Roter Oktober ein neues Buch anfangen. « Davenport stand auf. »Wir müssen zurück, Jack.« Casimir holte hastig seinen Mantel. »Kann ich die Bilder behalten?«
»Meinetwegen, Charlie. Aber halte sie unter Verschluss. Und Sie wollen sich auch verabschieden, Jack?«
»Ja, Sir.«
Greer hob den Hörer ab. »Nancy, Dr. Ryan braucht in fünfzehn Minuten einen Wagen mit Fahrer.« Er legte auf und wartete, bis Davenport gegangen war. »Wäre ja schade, wenn Sie sich auf den verschneiten Straßen den Schädel einrennen würden. Außerdem fahren Sie nach einem Jahr in England bestimmt auf der falschen Straßenseite.«
»Nicht auszuschließen. Vielen Dank, Sir. Kann ich die Aufnahmen bei Tyler lassen?«
»Hoffentlich schätzen Sie ihn richtig ein. Gut, meinetwegen kann er sie behalten, wenn er sie ordentlich verwahrt.«
»Versteht sich, Sir.«
»Kommen Sie doch auf dem Rückweg bei mir vorbei, Ryan. Ich möchte noch ein paar Dinge mit Ihnen besprechen.«
»Gut, Sir. Noch mal vielen Dank für den Wagen.« Ryan stand auf.
»Dann gehen Sie mal Ihre Puppen kaufen, Sohn.«
Greer schaute ihm nach. Ihm gefiel, dass Ryan keine Angst hatte, seine Meinung zu sagen. Zum Teil war das darauf zurückzuführen, dass er Geld besaß und Geld geheiratet hatte. Unabhängigkeit dieser Art hatte ihre Vorteile. Ryan ließ sich nicht kaufen, bestechen oder schikanieren, denn er konnte sich jederzeit ganz seinen Geschichtsbüchern widmen. Sein Vermögen hatte er innerhalb von vier Jahren als Börsenmakler
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