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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Front desselben Tiefdrucksystems befanden, von dem er am Vorabend gebeutelt worden war. Regenschlieren bedeckten das Kabinendach, und er hörte Tausende von Tropfen auf den Rumpf trommeln  – oder waren es Hagelkörner? Ein Blick auf die Instrumente verriet ihm, dass Parker den Jäger bei tausend Fuß und noch in den Wolken abfing und nun langsamer zu sinken begann, bis sie bei hundert Fuß wieder freie Sicht hatten. Die Invincible hatte kaum ein Drittel der Größe der Kennedy. Er sah sie munter auf den vier Meter hohen Wellen tanzen. Parker wandte beim Anflug die gleiche Technik wie zuvor an. Er schwebte kurz an Backbord des Trägers, glitt dann nach rechts und setzte den Harrier mitten in einem aufgemalten Kreis ab. Die Landung war hart, aber Ryan war auf sie vorbereitet gewesen. Das Kabinendach ging sofort auf.
    »Sie können hier aussteigen«, meinte Parker. »Ich muss zum Flugzeugaufzug rollen.«
    Die Leiter war bereits angelegt worden. Ryan schnallte sich los und stieg aus. Ein Besatzungsmitglied hatte bereits seine Tasche aus dem Gepäckfach geholt. Ryan folgte ihm und wurde von einem Lieutenant empfangen.
    »Willkommen an Bord, Sir.« Der Mann konnte kaum älter als zwanzig sein. »Darf ich Ihnen aus Ihrer Kombination helfen?«
    Ryan zog den Reißverschluss auf und nahm Helm und Schwimmweste ab. Er zog seine Mütze aus der Tasche und fiel dabei mehrere Male gegen das Schott. Wind von vorne, See von hinten? Im Nordatlantik war um diese Jahreszeit alles möglich. Der Offizier griff nach seiner Tasche, Ryan hielt seine Unterlagen fest.
    »Gehen Sie voraus, Lieutenant«, sagte Ryan. Der junge Mann schoss drei Leitern hoch. Ryan blieb schnaufend zurück und dachte an sein Laufpensum, zu dem er keine Zeit fand. Die Schiffsbewegungen und sein vom vielen Fliegen mitgenommenes Innenohr gaben ihm ein Gefühl der Benommenheit. Er stieß immer wieder an Wände und Geländer. Wie wurden Berufspiloten mit diesen Erscheinungen fertig?
    »Hier ist die Flaggbrücke, Sir.« Der Lieutenant hielt ihm die Tür offen.
    »Hallo, Jack!« dröhnte die Stimme von Vizeadmiral John White, achter Earl von Weston. Er war ein hoch gewachsener, gut gebauter Mann mit einem roten Gesicht, das von seinem weißen Halstuch noch betont wurde. Jack hatte ihn zu Anfang des Jahres kennen gelernt, und seine Frau und Antonia White waren anschließend zu guten Freundinnen geworden, Mitglieder eines Kreises von Amateurmusikern. Cathy Ryan spielte Klavier, Toni White, eine attraktive Mittvierzigerin, besaß eine Violine von Guarneri. Jack ging zu dem Admiral hinüber und gab ihm die Hand.
    »Tag, Admiral.«
    »Wie war der Flug?«
    »Ganz erstaunlich. Ich war noch nie in einem Jäger, und schon gar nicht in einem, der Ambitionen hat, einen Kolibri zu begatten.« Ryan lächelte. Die Brücke war überheizt und das tat ihm wohl.
    »Fein. Gehen wir nach achtern in meine Kajüte.« White entließ den Lieutenant, der Jack seine Tasche übergab, ehe er sich zurückzog. Der Admiral führte ihn durch einen kurzen Korridor nach achtern und in eine kleine Kabine.
    Angesichts der Tatsache, dass die Engländer ihren Komfort lieben und White ein Peer war, machte sie einen überraschend asketischen Eindruck. Es gab zwei Bullaugen mit Gardinen, einen Schreibtisch und zwei Sessel. An Privates erinnerte nur eine Farbaufnahme von Whites Frau. Die Backbordwand bedeckte eine Karte des Nordatlantik.
    »Sie sehen müde aus, Jack.« White wies ihm den Polstersessel zu.
    »Und ob ich müde bin. Ich bin seit – Moment – gestern um sechs Uhr früh auf den Beinen und weiß noch nicht einmal, wie viel Uhr es hier ist. Meine Armbanduhr zeigt noch Greenwich-Zeit an.«
    »Ich habe eine Nachricht für Sie.« White nahm einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn Ryan.
    »›Greer an Ryan. Willow bestätigt‹«, las Ryan. »›Basil lässt grüßen. Ende.‹« Jemand hatte also Willow bestätigt. Wer? Vielleicht Sir Basil, vielleicht Ritter. Jack steckte das Papier ein. »Gute Nachrichten, Sir.«
    »Was soll die Uniform?«
    »Das war nicht meine Idee, Admiral. Sie wissen ja, für wen ich arbeite. Man meinte, ich fiele so weniger auf.«
    »Wenigstens sitzt sie ordentlich.« Der Admiral nahm den Telefonhörer ab und bestellte einen Imbiss. »Wie geht’s der Familie, Jack?«
    »Danke, gut. Einen Tag vor dem Abflug habe ich den Musikabend bei Nigel Ford verpasst. Wenn Cathy und Toni sich noch verbessern, sollten wir eine Schallplatte aufnehmen lassen. Es gibt nur wenige Violinisten,

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