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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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gab überhaupt keine Schwierigkeiten oder eine Erklärung für den Erfolg, den Arzt derart zugänglich gemacht zu haben. Vielleicht wußte er etwas. Aber dieser Roman hat nicht ihn zum Thema.
    Als er grunzend den Hörer abnahm, erklärte sie ihm die Tatsachen so kurz und bündig wie möglich; ohne dabei ihren Schmerz oder Schrecken zu verschweigen. Sie bat ihn, sich um ihretwillen des Falls anzunehmen, falls er es nicht für Archer selbst tun mochte.
    Sie machte Versprechungen. Er sagte, daß er nicht an Versprechungen dieser Art interessiert sei, sondern lediglich an diesem Fall. Dann nannte er ihr eine Summe, die einen völlig gesunden und bei geistigem Bewußtsein befindlichen Archer hätte erblassen lassen. Sie sagte, daß sie dies für seine Dienste angemessen hielt und sie beide, so oder so, bereit wären, seine For derung zu akzeptieren. Der Arzt sagte, daß er über kei ne eigenen Transportmittel verfüge, und daß es, da es nö tig sein werde mit dem Flugzeug zu kommen, auch eine Spesenrechnung geben werde. »Einverstanden«, sagte Della, »ich stehe das schon durch.« Das wichtigste sei jetzt, daß er schnellstens käme.
    Dann ging sie in das Zimmer ihres Gatten – er war in eine flaumige, weiße Masse gehüllt, die wenige Zentimeter unterhalb seines Halses begann und seinen Schädel umschloß – setzte sich zu ihm, rauchte Zigaretten, trommelte vierzehn Stunden lang geistesabwesend mit der flachen Hand auf den Tisch, aß die Mahlzeiten der Krankenhausküche und erzählte Archer – der natürlich nicht in dem Zustand war, daß er sie verstehen konnte –, daß es keinen Grund zu irgendwelcher Sorge gab.
    Der Morgen dämmerte schon, als ein gespenstisch ausgehender kleiner Mann, dem das linke Ohr fehlte und der einen deformierten rechten Fuß besaß, ohne Begleitung ankam und ihr sagte, daß er der Arzt sei, den sie erwarte. Sein Bein sah etwas seltsam und verwirrend aus, da sich eine sorgfältige Anordnung von Drähten unterhalb seiner Wade befand, die aus irgendwelchen Gründen in allen Farben leuchteten und leicht vibrierten, wenn er in Bewegung war. Della sag te ihm, daß sie sich freue, ihn zu sehen und stellte ihren Gatten vor, weil sie es nicht hätte ertragen können, dem Arzt zu sagen, daß Archer ihn eh nicht wahrnehmen würde.
    Die anderen Ärzte – und davon gab es viele; Perkins kannte die besten Männer auf diesem Gebiet – hatten sich natürlich von der Angelegenheit distanziert, sobald Della das Kommen des Arztes angekündigt hatte. Vorher hatten sich um Archer zwei Privatschwestern, ein Assistenzarzt und Perkins, der diesen Fall übernommen hatte, gekümmert. Della gab dem Arzt gerade eine zusammenfassende Darstellung der Tatsachen dieser verzweifelten Lage, als Perkins eintrat. Sie bat ihn ohne Umschweife um seine Mitarbeit. Perkins blieb, ohne dem anderen Arzt die Hand zu schütteln. Als sie fertig war, sagte der Arzt, daß er sich die Sache auf der Stelle gründlich ansehen werde, aber gemäß seinen Arbeitsmethoden auf jeden Fall wünsche, dabei allein gelassen zu werden. Also schickte Della die Schwestern hinaus, nahm Perkins am Arm und ließ den Arzt mit dem Patienten allein. Dort blieb er einige Zeit: Als er herauskam, sagte er, daß der Fall gänzlich hoffnungslos sei; zu weit fortgeschritten, sogar für seine beachtlichen Fähigkeiten. Er schlug demzufolge vor, daß man Archers Körper mit Morphium und sogar Heroin – in stetig steigenden Dosierungen – vollpumpen solle.
    »Wenigstens wird ihn das ein wenig träumen lassen«, sagte er. »Es wird ihn beschäftigen und kann nur eine Verbesserung des jetzigen Zustandes bedeuten. Sie wissen, daß ich ein Mann bin, um dessen Person sich Mythen ranken, aber dies ist kein Fall für einen Empiriker; dieser Mann stirbt in katatonischem Stupor und muß wenigstens innerlich am Leben gehalten werden.«
    Della, die weder zu weinen anfing noch blaß wurde oder sonst eine der üblichen Reaktionen zeigte (auf die Perkins sich schon vorbereitet hatte, um sie zu behan deln), packte bloß das Handgelenk des Arztes und sag te: »Sie müssen etwas tun. Sie sind unsere letzte Hoff nung. Unsere einzige Hoffnung. Verstehen Sie?«
    »Letzte Hoffnungen, Mrs. Archer, sind gut für Christen oder andere Religiöse der westlichen Welt. Auf keinen Fall bin ich ein Mystiker dieser Art; ich glaube nicht, daß der Glaube Berge versetzen kann, ganz und gar nicht. Wenigstens nicht, nachdem ein endgültiges Urteil wie dieses gesprochen worden ist.«
    »Nein«,

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