Jagdfieber
läuten, was sich noch verstärkte, als sie einen Schritt näher an ihn herantrat und ihm vertraulich zuraunte: „Ehrlich, es macht mir nichts aus. Ich bin nicht schüchtern …“
„Miss Turner, ich muss doch sehr bitten. Sie vergessen sich.“
Sie machte einen hübschen Schmollmund. „Victor, jetzt seien Sie doch nicht so oberlehrerhaft“, tadelte sie leicht beleidigt und ging wieder auf Abstand.
Victor starrte auf ihren Mund. Kein Lippenstift heute, nur helle rosa Haut, die aussah wie ein üppiges Samtkissen. Bevor er anfing sich vorzustellen, was sie mit diesem Mund alles anstellen könnte, setzte er seinen strengsten Schulmeisterblick auf und betete gleichzeitig, dass der Stoff ihres Oberteils nicht verrutschte.
„Es ist mir egal, ob Sie etwas darunter haben oder nicht. Es ist schließlich Ihre Sache, ob Sie sich der Öffentlichkeit halbnackt präsentieren.“
„Das wird nicht passieren, dafür sorgt schon das doppelseitige Klebeband“, erklärte sie unverfroren und zupfte provokativ an dem Stoff herum, ehe sie ihm unter gesenkten Wimpern hindurch einen schalkhaften Blick zusandte, der ganz merkwürdige Gefühle in ihm auslöste. „Ich muss schon sagen, das Zeug ist wirklich eine geniale Erfindung. Hält problemlos alles an Ort und Stelle, ohne dass ich den Leuten hier ein Open-Air–Festival biete.“
Sie sprach so entspannt, als würde sie übers Wetter plaudern. Wieder strich sie mit einem Finger am inneren Rand des Ausschnitts entlang und lehnte verspielt den Kopf zur Seite. Victor war fassungslos über ihr aggressiv-erotisches Verhalten, was sie nur noch mehr zu amüsieren schien.
„Oh Mann, Victor … Jetzt werden Sie mal locker. Sie sollten ernsthaft an Ihrer Toleranzgrenze arbeiten, denn so, wie Sie sich gerade verhalten, könnte man glauben, Sie wären ein Langweiler.“
Dieses kleine Biest! Frauen wie sie verspeiste er für gewöhnlich zum Frühstück, und wenn sie meinte, hier ihre Scherze mit ihm treiben zu müssen, würde er ihr umgehend beweisen, dass sie bei ihm an den Falschen geraten war. Er gehörte nicht zu diesen rückgratlosen Beaus, die sich den ganzen Tag nur Gedanken darum machten, wie sie ihr schnellstens an die Wäsche gehen konnten.
„Ich bin nicht langweilig, nur weil ich gute Manieren habe. Und ich rate Ihnen dringend, sich ebenfalls welche zuzulegen. Es zeugt nicht gerade von gutem Stil, wenn man wild in der Gegend herumbrüllt und sich wie eine loses Weibsstück zur Schau stellt.“
Sie verdrehte die Augen. „Meine Güte! Sie stellen sich an, als wäre ich gerade nackt durch die Hotelhalle geritten. Glauben Sie mir, das ist auf meiner ‚ Dinge, die ich noch tun möchte ‘ - Liste nicht vertreten.“
„Meine liebe Miss Turner, ich bin wirklich beruhigt, dass Sie nicht vorhaben, Lady Godiva nachzueifern, denn mit Verlaub, das stünde Ihnen nicht gut zu Gesicht.“
Ein Anflug von Irritation spiegelte sich in ihrem Gesicht wider.
„Lady wer?“
Es empfand es als eklatanten Mangel an Allgemeinwissen, dass sie die Geschichte um Lady Godiva nicht kannte. Typisch Amerikaner! Es wunderte ihn kein bisschen, dass dieses Land den Ruf hatte, von ungebildeten und fettleibigen Proleten bevölkert zu sein.
„Nun, dann will ich Sie mal nicht dumm sterben lassen. Lady Godiva ist Teil einer alten Legende. Sie soll einst nackt durch die Stadt geritten sein, nur von ihrem langen Haar bedeckt, damit ihr Mann die Steuern senkt. Das hat ihm so imponiert, dass er tatsächlich eingelenkt hat und den Bewohnern die Abgaben erließ.“
Sie wirkte nicht im Mindesten beeindruckt von seinem Wissen und zuckte lediglich die Schultern; ein verhaltenes Lächeln zierte ihre Lippen.
„Machen Sie sich keine Sorgen darüber, ich könnte in ihre Fußstapfen treten. Ich reite lieber auf Männern als auf Pferden, und sollten Sie mal Lust auf eine richtig heiße Cowgirl-Nummer haben, rufen Sie mich ruhig an. Ich zeige Ihnen dann höchstpersönlich, dass ich rittlings absolute Weltklasse bin.“
Victor zuckte bei dieser ungezogenen Bemerkung zusammen, fest davon überzeugt, dass ihm gerade sämtliche Gesichtszüge entgleisten. Gleichzeitig spielte sein Kopfkino vollkommen verrückt. Ohne es verhindern zu können, sah er sich selbst auf einem Bett liegen, nackt und ausgestreckt, während sie mit wippenden Brüsten und entrücktem Gesichtsausdruck auf seinen Hüften saß und ihn mit schaukelnden Bewegungen zum Orgasmus ritt.
Seine Handflächen wurden feucht, und er fühlte trotz der sexuellen
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