Jagdfieber
nehmend, die Treppe hoch. Er konnte es kaum erwarten, Paige endlich wiederzusehen und ihr vom Ende seiner Affäre zu erzählen, auch wenn er dem überraschend komplikationslosen Ausgang des Gesprächs nicht ganz über den Weg traute. Charlotte war kein Mensch, der anderen etwas gönnte, er verdrängte aber die Möglichkeit eines Racheaktes. Vielleicht unterschätzte er sie in der Hinsicht und sie würde sich mit Anstand und Würde zurückziehen.
Als er vor Paiges Tür stand, klopfte er anstandshalber an. Sie waren noch nicht vertraut genug, um einfach so in die privaten Räume des anderen zu platzen, auch wenn er vor lauter Ungeduld wie ein kleiner Junge von einem Fuß auf den anderen trat, während er auf das erlösende Herein wartete. Das kam nicht, es herrschte absolute Stille. Nach einigem Zögern drückte er die Klinke einfach runter, steckte den Kopf durch den Spalt und schlüpfte durch die Tür, als er auf den ersten Blick niemanden entdeckte. Er lief durch das leere Wohnzimmer, direkt auf ihr Schlafzimmer zu. Vielleicht machte sie ein kleines Nickerchen, um sich zu erholen? Victor lächelte bei dem Gedanken, weil er höchstpersönlich für ihre Müdigkeit verantwortlich war. Gerade letzte Nacht war er unersättlich gewesen, er hatte Paige kaum in Ruhe gelassen und sie so oft geliebt, dass sie irgendwann vor lauter Erschöpfung unter ihm weggedämmert war.
Seine Vorfreude auf eine lieblich schlummernde Paige wurde empfindlich getrübt, als er auch das Schlafzimmer leer vorfand. Stattdessen standen überall Tüten herum. Stirnrunzelnd ließ er den Blick über das chaotische Durcheinander aus Kleidern, Schuhen und Unmengen an edlen Papiertaschen gleiten, die kreuz und quer im Raum verteilt waren. Offenbar war sie einkaufen gewesen. Victor grinste milde, doch das leise Bedauern darüber, dass er sie nicht wie erhofft in die Arme schließen konnte, dehnte sich wie ein rasch wachsender Ölteppich in seinem Inneren aus.
„Victor, bist du das?“
Paiges Stimme kam aus dem Bad. Sein Puls beschleunigte sich sofort, sein Kopf drehte sich in die entsprechende Richtung. Sie war hier …
„Victor?“
„Ja, ich bin’s“, antwortete er rasch, um sie nicht zu beunruhigen, und bewegte sich nicht von der Stelle. Er fühlte sich wie gelähmt, weil ihn die Freude über den Klang ihrer Stimme erschreckte. Es war unglaublich, welche Macht sie schon jetzt über ihn besaß. Wieder meldete sich diese lästige warnende Stimme in seinem Kopf, die ihn davon abhalten wollte, sich zu blauäugig in Paiges Arme zu stürzen, doch er erstickte dieses zarte Aufbäumen von Widerstand und setzte einen Fuß vor den anderen, näherte sich der Tür und schwor sich, nicht auf halber Strecke aufzugeben. Endlich sah er für sich die Chance, wirklich glücklich zu werden, und er hatte nicht vor, sich das durch die Geister der Vergangenheit kaputtzumachen.
Die Tür zum Bad war kein Hindernis, und da entdeckte er sie, in all ihrer umwerfenden Schönheit. Paige lag ausgestreckt in der randvollen Wanne, umgeben von riesigen Schaumbergen, die den Großteil ihres Körpers verdeckten. Nur ihr Kopf, ihr biegsamer Hals und die zarte Linie des Schlüsselbeins waren noch zu sehen. Scharf atmete er ein, als eine warme Woge an Empfindungen ihn völlig unvorbereitet traf. Das zarte Lächeln, das die Enden ihrer Mundwinkel hochbog, hatte eine Wirkung wie Alkohol auf ihn. Ihm wurde schwindelig, sein Kopf drehte sich schneller als ein Eisläufer bei einer kunstvollen Pirouette. Paige beobachtete ihn unterdessen, den Blick so eindringlich auf ihn gerichtet, dass ihm ganz heiß wurde. Die verdammte Krawatte schnürte ihm fast die Luft ab, und er schob die Finger dazwischen, um sie ein wenig zu lockern. Um sich zu sammeln, ließ er seinen Blick durch das Bad wandern.
Hier drin herrschte eine Atmosphäre wie in einer Sauna. Schwerer Dunst waberte durch den gesamten Raum und legte sich wie ein nasses Tuch auf sein Gesicht und seine Hände. Dieser tauähnliche Film glänzte auch auf Paiges rosig angehauchtem Gesicht, auf dem vereinzelt ein paar Wassertropfen glitzerten. Er trat näher und entfernte die Krawatte. Die obersten zwei Hemdknöpfe öffnete er ebenfalls, und er fühlte sich gleich besser. Zumindest, bis er sich zu ihr an den Wannenrand setzte und deutlich mehr nackte Haut zu sehen bekam, als dies von der Tür aus der Fall gewesen war. Sein Puls beschleunigte sich rasant, weil sein Glied trotz der Strapazen der letzten Nacht hellwach und einsatzbereit
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