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Jagdfieber

Jagdfieber

Titel: Jagdfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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sinnliche Färbung. „Ist das so?“
    Paige nickte nur und richtete sich auf. Auf Knien und mit der lasziven Trägheit einer Wildkatze bewegte sie sich auf den Bettrand zu und schnappte sich dort das baumelnde Ende seiner Krawatte. Er hatte sie wieder umgelegt, aber noch nicht wieder zugebunden. Sie zog ihn zu sich heran, bis sich ihre Köpfe und Lippen dicht voreinander auf gleicher Höhe befanden. Paige nahm seine Unterlippe zwischen ihre Zähne und ließ sich dann von ihm küssen. Nur kurz, denn er löste sich mit einem bedauernden Gesichtsausdruck von ihr.
    „Paige, ich muss noch ein paar dringende Dinge erledigen, und du solltest dich noch mal hinlegen.“ Seine Lippen kräuselten sich anzüglich. „Glaub mir, du wirst den Schlaf noch brauchen.“
    Auch wenn sie es nur ungern tat, ließ sie seine Krawatte los.„Also gut, dann bis heute Abend“, flüsterte sie und sah selig dabei zu, wie er kurz darauf aus ihrem Schlafzimmer verschwand.
     

Kapitel 14
     
    Zwei Wochen später war sie mit ihrer Mutter zum Mittagessen verabredet. Sie befand sich in einer merkwürdigen Stimmung, die zwischen Freude und nackter Panik schwankte, weil es das erste Treffen dieser Art war. Ohne zu wissen, worauf sie sich einließ oder was schlussendlich bei diesem Gespräch herauskommen würde, lehnte sie an der Fahrstuhlwand und versuchte, ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Ihr Puls raste, die Hände waren schon ganz feucht, während sie unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Um sich ein wenig abzulenken, dachte sie über ihre Beziehung zu Victor nach. Als seine Freundin hätte sie sich jetzt nicht bezeichnet, auch wenn sie mittlerweile alle Nächte zusammen verbrachten. Ihr Problem bestand in erster Linie darin, dass er nie direkt aussprach, was er für sie empfand, und so tat sie es im Gegenzug auch nicht, weil sie ihn nicht unter Druck setzen wollte. Er war noch nicht soweit, das spürte sie instinktiv, und wenn man bedachte, wie lange er sich in Charlottes Fängen befunden hatte, würde es wohl noch eine Weile dauern, ehe er eine Beziehung führen konnte, die auch einen offiziellen Charakter besaß. Prinzipiell konnte sie damit leben. Sie war genau wie er, alles andere als ein Profi in diesen Dingen, es wurde jedoch zunehmend schwerer, sich mit den Brocken, die er ihr zuwarf, zufriedenzugeben. Paige hungerte nach mehr. Sie wollte vor aller Welt seine Freundin sein, für jedermann sichtbar, denn obwohl er nicht direkt ein Geheimnis daraus machte, so hätte ein unbeteiligter Dritter nie und nimmer eine intime Verbindung zwischen ihnen vermutet.
    Endlich hielt der Lift im obersten Stockwerk, und sie betrat einen hellen, teppichbedeckten Flur. Der Weg zur Wohnung kam ihr endlos vor, während sie auf die weißlackierte Tür zulief. Sie blies die Wangen auf, bis sie sich anfühlten wie zwei pralle Ballons und ließ die Luft pfeifend zwischen ihren Lippen entweichen. Ihr zitterten die Hände, und sie bekam richtig Muffensausen vor dieser Begegnung, obwohl sie sich im Grunde ihres Herzens darauf freute, Leanne Carter aka Ashley Dubois aka Mommy besser kennenzulernen. Der bisherige Kontakt hatte sich bislang auf einige Telefonate beschränkt, die aufgrund der beidseitigen Unsicherheit auch reichlich gestelzt ausgefallen waren.
    „Okay, los geht’s“, machte sie sich selber Mut und betätigte die Klingel.
    Ein langanhaltender Summton erklang, und nur wenige Momente später wurde ihr geöffnet. Paige wurde von einer sehr befangen wirkenden Leanne in Empfang genommen.
    „Paige … wie schön, dass du tatsächlich gekommen bist“, grüßte sie und schien nicht zu wissen, wohin mit ihren Händen.
    Die Finger zuckten, und für einen Moment sah es so aus, als wollte sie ihre Arme ausstrecken. Leanne machte aber nicht den Fehler, sie in eine Umarmung zu ziehen. Dafür war es noch viel zu früh, und Paige vermerkte diese Zurückhaltung mit großer Erleichterung. Sie bemühte sich um eine möglichst neutrale Miene und machte einen Schritt hinein, nachdem Leanne einladend zur Seite getreten war.
    Ihre Mutter deutete lächelnd auf Paiges Mantel. „Darf ich dir den abnehmen?“
    Paige ließ den karamellfarbenen Kaschmirmantel von den Schultern gleiten und legte ihn über die ausgestreckten Unterarme ihrer Mutter. Die deutete mit dem Kopf den Flur entlang. „Lauf einfach geradeaus, und am Ende des Ganges geht es links von dir ins Wohnzimmer. Mach es dir ruhig schon bequem, ich verstaue nur deinen Mantel.“
„Hast du kein Personal?“,

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