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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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portugiesische Heimat zurückgenommen hatte. Die Kontrolle an der Hauptwache des Flugfeldes ging sehr zügig vonstatten. Der Mercedes fuhr über die Rollfeldringstraße bis direkt vor den Corona-Jet. Die Flugvorbereitungen auf dem militärischen Teil eines Flugplatzes gehen meist sehr zwanglos vor sich, wenn die Ausbildung vorbei ist. So auch hier, wo die alten Hasen der Flugbereitschaft hinter dem Steuerknüppel saßen.
    Henrik Aston dankte dem diensthabenden Offizier und stieg über die herausgeklappte vierstufige Trittleiter in die Kabine, die sechs Fluggästen Platz bot. Auf dem hinteren Sitz saß schon ein Passagier, der in Akten blätterte und offensichtlich nicht angesprochen werden wollte.
    Der könnte vom Rechnungshof sein, dachte Henrik Aston. Er wäre weniger gleichmütig gewesen, wenn er gewußt hätte, daß der Mann mit den Akten schon gestern auf dem Herflug in der Maschine gewesen war. Das 19. K wollte nur sicher sein, daß der hohe Fluggast auch in Köln-Bonn landen würde und wollte außerdem auch wissen, wohin dessen Wege in den nächsten Stunden und Tagen führten.
    Die Startfreigabe verzögerte sich etwas, doch dann wurde es ein schöner, sonniger Flug über Europa. Probleme schien dieses Stück Erde nicht zu kennen, wenn man aus fünftausend Metern Höhe darauf hinunterschaute. Kleine Wölkchen hingen in zweitausend Meter Höhe am Himmel und sahen von oben aus, wie feine Wattetupfer, die über der Erde schwebten.
    Ein Imbiß wurde im Flugzeug nicht gereicht, aber es gab einige Getränke in Kleinflaschen und abgepackte Kekse zu kaufen. Der Co-Pilot bot sie an.
    Auf dem Köln-Bonner Flugplatz stand ein Dienstwagen für die Fahrt zum Europaministerium bereit. Während der Fahrt folgte ein zweiter Dienstwagen in einigem Abstand.
    Über Funk war Aston schon im Flugzeug mitgeteilt worden, daß der Staatssekretär ihn um dreizehn Uhr sprechen wolle. Da die Zeit knapp war, fuhr der Wagen gleich am Ministerflügel vor, in dem auch das Staatssekretärbüro untergebracht war.
    Aston wurde schon erwartet. Er wunderte sich, daß Dr. Rimberger anwesend war. Die Begrüßung war ziemlich frostig.
    Der Staatssekretär hielt sich nicht lange mit der Vorrede auf. Jeder Satz seiner Darlegung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Brigitte Fournier wurde von Dr. Rimberger mit einem bestätigenden Kopfnicken begleitet.
    »Herr Aston«, hob der Staatssekretär nur wenig seine Stimme, »wie läßt sich erklären, daß Ihre Sekretärin mit Verschlußsachen aus Ihrem Panzerschrank unbemerkt verschwinden konnte? Hierfür werden Sie Ihren Teil Mitverantwortung zu tragen haben. Unabhängig vom Ergebnis der kriminalpolizeilichen Ermittlungen werden Konsequenzen auch im persönlichen Bereich zu ziehen sein. Dieses Haus darf nicht wegen einer Spionageaffäre ins Zwielicht geraten.«
    Henrik Aston wurde erst nach und nach der Sachverhalt in seiner ganzen Bedeutung bewußt. Ihm sollte hier eine Verantwortung zugeschoben werden, damit andere in einem besseren Licht erscheinen konnten.
    »Aber Herr Staatssekretär«, antwortete er und zeigte dabei tiefe Betroffenheit. »Frau Fournier hat immer ihre Pflicht getan. Sie hat nie Anlaß zu einem Verdacht gegeben.«
    »Und die Geheimsachen? Wieso konnte sie darüber verfügen? Warum hatte sie den Schlüssel für den Panzerschrank in ihrem Zimmer? Das ist doch ein ganz und gar ungewöhnlicher Zustand.«
    »Das gehört zu ihren Aufgaben. Sie ist ›Geheim‹ ermächtigt, und um den alten Schrank habe ich mich nie gekümmert. Der stand schon zur Zeit meines Vorgängers dort. Ich bin viel unterwegs, wie Sie wissen, und Frau Fournier hatte mein volles Vertrauen.«
    »Nie gekümmert. Das ist auch eine Pflichtauffassung. Darüber wird sich die Kriminalpolizei mit Ihnen unterhalten. Mir geht es jetzt nur darum, daß Schaden von diesem Hause abgewendet wird. Wir stehen in wichtigen internationalen Verhandlungen. Da dürfen wir nicht den Eindruck erwecken, als ob fremde Nachrichtendienste bei uns ein- und ausgehen können. Im übrigen sind Neuwahlen terminiert. Auch darum kann unser Minister sich nicht leisten, den Eindruck von Führungsschwäche zu erwecken.«
    »Dann muß ich ein Disziplinarverfahren gegen mich selbst beantragen. Wie sonst kann ich den Verdacht eines Dienstvergehens ausräumen?«
    »Das ist Ihre Entscheidung«, erklärte kühl der Staatssekretär. »Der Minister hat andere Möglichkeiten, die Verantwortung deutlich zu machen. Sie sind doch politischer

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