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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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geworden zu sein. Ich wollte hier alle Zelte abbrechen und am Bodensee siedeln, wo den ›getretenen Beamten‹ die Sonne besonders warm scheint. – Ihre Gattin? Ah, da ist ja schon unsere Rose, die jetzt allen Grund hat, noch glücklicher zu sein.«
    Anne Rose, eingehüllt in eine Kreation aus Crepe de Chine, begrüßte Hans Semper, Dr. Dederichs und die in immer engerer Folge eintretenden Gäste. Sie stand an der weit geöffneten Tür zum Salon. Hier würde sie etwa eine halbe Stunde verbleiben müssen, bis das Begrüßungszeremoniell abgelaufen war. Wer noch später kam, und das waren die erfahrenen Springer von einem Empfang zum anderen, mußte mit geschultem Auge die Gastgeber in der Menge finden und ihnen dort seine Aufwartung machen. Doch das vollzog sich recht zwanglos, wenn die Exzellenzen und anderen Herren mit ihren prächtig gekleideten Damen dem Raum ein Flair der großen Welt gaben, und die Stimmen lauter werden mußten, um die Geräuschkulisse zu überwinden. Jeder sprach dann mit jedem und keiner nahm den anderen richtig wahr.
    Als erster Missionschef fuhr der Botschafter von Rugandi vor. Seine sehr viel jüngere Gattin war von etwas hellerer Hautfarbe als er und trug wie immer bei solchen Gelegenheiten die Landestracht, er den Smoking. Eine seltsame Ausstrahlung ging von diesem Paar aus. Doktor der Philosophie Aware, ein belesener Freund Deutschlands, wußte um diese Wirkung und genoß sie. Er durfte sich mit seiner Frau als Freund der Familie Nattinger fühlen und kam als Nachbar. Über vierzig Botschaften lagen in der Nähe des »Hauses am Rhein«. In vielen traf sich Anne Rose mit den Damen zum Bridge. Heute kamen sie als Gäste, die Repräsentanten ferner Länder und Sitten.
    Bei soviel Exotik mußten die Kollegen aus dem Europaministerium und den anderen Ressorts um einiges blasser wirken.
    »Warum müssen wir eigentlich immer die ersten sein?« fragte Dr. Rimberger, der mit Hedwig Bessener, Dr. Dederichs und dem Neu-Pensionär Hans Semper ein Gesprächsgrüppchen bildete.
    »Weil wir als Bundespferdchen die Karren ziehen und keine Zeit haben, uns vorher zu Hause noch umzukleiden. Hunger haben wir um diese Stunde auch. Der Achtzehn-Uhr-Cocktail ist gut für Müßiggänger, aber nicht für uns«, sagte Dr. Dederichs. »Da ist ja auch der Bürodirektor. Was meinst du, Karl, warum wir immer so pünktlich bei einer Veranstaltung wie dieser aufkreuzen?«
    »Weil wir Durst haben.«
    »Nun – und Sie, Frau Kollegin?«
    »Weil die Nattingers so nette Leute sind. Hunger, Durst und nette Leute, das paßt gut zueinander.«
    Hedwig Bessener beherrschte vollständig die Kunst des Smalltalks, gepflegt zu sprechen und nichts zu sagen. Sie vermochte mit angeborener Virtuosität zwei Hände so zu gebrauchen, als seien es vier. Das Täschchen am Handgelenk oder unter dem Arm, ein kühles Glas Gin-Orange in der Linken. Hier und da ein Kanapee oder Häppchen am Spieß in der Rechten. Ein Griff zur Serviette, damit ein Tupfer an die Lippen und immer sofort die Rechte frei, wenn ein Händedruck statt des üblichen »Howdoyoudo« erforderlich war.
    »Nice to meet you again… Comment allez vous…« so plapperte es in vielen Sprachen dahin. Ein paar Newcomer gab es immer, die es nicht gleich wagten, ihre wenigen Sprachkenntnisse so anzubringen, daß man annehmen durfte, sie könnten ganze Sätze von dem verstehen, was ohnehin im Brodeln der Stimmen unterging.
    Immer wieder freundliches Nicken, Lächeln. Auch einmal ein vertrauliches Hand-auf-den-Oberarm-Legen, wohlwollend dezent. Hedwig Bessener gehörte einfach dazu. Sie war »in«. Dann das Verlagern des Schwerpunktes vom Standbein zum Spielbein, ein kräftiges, aber unauffälliges Zusammenziehen der Wadenmuskeln und der höherhinaufgehenden Partie bis zu den Bäckchen. Das fördert die Blutzirkulation und ließ die Beine nicht schwer werden. Gefällige Worte auf der Zunge und ab und zu ein Bonmot. Wenn es sein mußte, konnte Hedwig Bessener eine solche Veranstaltung mehrere Stunden durchstehen, ohne auch nur andeutungsweise ermüdet zu wirken.
    »Was für ein schönes Haus! Welch herrliche Lage am Rhein!« Diese unvermeidbare Feststellung unterstrich die Komplimente der Damen und Herren an die Gastgeberin. Natürlich wußte man, daß es ihr zu verdanken war, in einer so gepflegten Umgebung weilen zu dürfen. Die Glückwünsche an Dr. Nattinger zu seiner Beförderung nahmen sich daneben eher bescheiden aus.
    Anne Rose sprach noch mit dem Charge d’Affaires des

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