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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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meinen Schwager in Kronenburg besucht. Er war nach einem schweren Unfall lange Zeit zur Rehabilitation in Marmagen und hat die Nachkur in Kronenburg angehängt. Ein schönes Stück Land.«
    »Dann sind Sie über Blankenheim gekommen?«
    »Das wäre der kürzeste Weg. Ich habe einen Abstecher über Hollerath gemacht.«
    »Hatten Sie dafür einen besonderen Grund?«
    »Nein, eigentlich nicht. Oder doch. Kurz vor Ende des Krieges war ich als Schüler zum Schanzeinsatz in der Ecke von Miescheid-Udenbreth. Die Amis standen schon vor Aachen. Wir mußten den Westwall nochmals aufmöbeln. Sinnlos das Ganze. Vierzehn- und Fünfzehnjährige wurden von den Jabos abgeschossen wie die Hasen.«
    »Sind Sie dort ausgestiegen?«
    »Ja, ich sagte schon, ich hatte am Nachmittag Zeit genug und habe nach den alten Hindernissen und Bunkern gesucht. Alles gesprengt oder unter Erdhaufen begraben. Nur die Panzerhöcker kamen mir so klein vor, gegenüber früher.«
    »Wann haben Sie sich mit Ihrem Schwager getroffen?«
    »Gegen sechs oder etwas später. Ich war nicht lange bei ihm. Er leidet immer noch unter starken Kopfschmerzen und ist bestimmt froh, wenn der Besuch bald wieder geht. So konnte ich meiner Frau wenigstens über seinen Zustand berichten.«
    »Miescheid, Udenbreth, liegt das nicht nahe beim Weißen Stein?«
    »Richtig, dort war ein Schwerpunkt der Verteidigung. Aber wieso kennen Sie die Gegend so genau?«
    Freiberg überlegte einen Moment, sah Lupus an, zögerte noch, sich zu äußern. Beide fragten sich, ob Aston wirklich so unbefangen war, wie er tat, oder ob er als Verhandlungsroutinier eine Pokerpartie angelegt hatte, bei der es bei ihm im wahrsten Sinne des Wortes um Leben oder Tod ging.
    Der grüne Stenostift in der Hand von Fräulein Kuhnert zeigte keine Bewegung mehr. Auch sie spürte die stumme Dramatik der Situation. Sie mußte sich zwingen, weiter zu schreiben.
    Freiberg wußte, daß ein Hinweis auf den Leichenfund am Weißen Stein Henrik Aston nur dann bis ins Herz treffen würde, wenn er mit dem Tod seiner Sekretärin nichts zu tun hatte, ihm aber das Verhängnis der Umstände, die Verstrickung durch Ort und Zeit bewußt wurde. Unbefangene Aussagen waren dann nicht mehr zu erwarten.
    War er der Täter, dann würde die Offenbarung über den Fundort keine Überraschung auslösen, sondern nur Anlaß für eine lautstarke Entrüstung über diese Art der Vernehmung sein. Es galt in Sekunden abzuwägen, ob sich die Vernehmungssituation durch den Schock der Offenbarung überhaupt verbessern ließ. Das erschien nicht wahrscheinlich.
    Lupus Müller ahnte, was sein Chef dachte. Vielleicht war es richtiger, zunächst Zeit zu gewinnen. Er sagte: »Hauptkommissar Freiberg hat Geschichte studiert und dann umgesattelt.« Es schien, als ob Henrik Aston erleichtert war. Er entspannte sich merklich.
    Freiberg zweifelte, ob sein Vorgehen fair war. Er gab der Vernehmung eine Wendung in ganz andere Richtung. Dabei wußte er im voraus, daß seine Frage Entrüstung auslösen würde.
    »Haben Sie Ihrer Gattin erzählt, daß Sie noch bis Mitternacht zu Hause mit Ihrer Sekretärin gearbeitet und gegessen haben?«
    »Mit einem guten Wein aus dem Keller«, half Lupus überfreundlich nach.
    Der grüne Stenostift begann sich wieder zu drehen.
    In Henrik Aston stritten Wut und Resignation miteinander. »Ihre Fragen sind einfach impertinent. Wer und was zwingt mich, zu antworten?«
    »Nichts und niemand. Nur werde ich jede Frage stellen, die mir geboten erscheint, und Sie können jede Antwort geben, die Sie für richtig halten.«
    »Nein, ich habe es nicht erzählt. Meine Frau hatte schon Probleme genug mit mir.«
    Lupus hatte sein Mehlpfötchen entstaubt und fügte trocken hinzu: »Waren die zwischenmenschlichen Beziehungen gestört?«
    »Was sollen diese Provokationen? Versuchen Sie nicht, mir auch noch etwas im Zusammenhang mit dem Tod meiner Sekretärin anzuhängen. Die Ausbootung aus dem Amt war schon infam genug. Aber mit einem Mord in Verbindung gebracht zu werden – das ist eine ungeheuerliche Beschuldigung. Dagegen werde ich mich zu wehren wissen!«
    »Und doch muß ich die Frage aufgreifen«, sagte Kommissar Freiberg kurz und bestimmt. Jetzt war der Augenblick gekommen, Henrik Aston mit der ganzen Wahrheit zu konfrontieren. »Wir haben einen Mord aufzuklären. Mord, Herr Aston. Brigitte Fournier wurde in der Nähe vom Weißen Stein ermordet aufgefunden. Tot. Im Walde verscharrt. Und Sie waren zur fraglichen Zeit dort. Sie waren am

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