Jagdhaus in Der Eifel
übernommen. Einige Fragen zum Fundort und Tatort bedürfen noch der Klärung. Wir möchten die Einzelheiten im Moment für uns behalten. Bitte, wann haben Sie Brigitte Fournier zum letztenmal gesehen oder gesprochen?«
»Die Antwort ist einfach. Am Mittwoch vor drei Wochen. Das war mein letzter Termin im Dienst. Ab Donnerstag hatte ich Urlaub, habe unser Haus hergerichtet, Kleinigkeiten erledigt und bin am Freitag nach Portugal geflogen.«
»Mit Ihrer Gattin?«
»Nein, sie war schon seit vierzehn Tagen in Albufeira. Wir halten das seit Jahren so. Die zweite Hälfte des Urlaubs läuft gemeinsam.«
»Aber Sie sind nicht von Köln-Bonn, also von Wahn abgeflogen?«
»Woher wissen Sie das?«
»Das tut nichts zur Sache, bedürfte aber der Bestätigung durch Sie.«
»Ich habe am Freitag, zweiundzwanzig Uhr dreißig die Nachtchartermaschine ab Luxemburg genommen.«
»Durchaus ungewöhnlich. Die lange Anfahrt. Das lohnt sich doch nicht, bei dem kurzen Flug.«
»Nein, zeitlich nicht, aber finanziell schon. Es kostet die Hälfte. Außerdem konnte ich noch einen Besuch erledigen.«
»Höhere Beamte müssen sparen«, warf Lupus ein, »bei den Besoldungsgruppen B beginnt die nackte Not.«
Henrik Aston ging nicht darauf ein. Er lächelte nur kurz und abweisend.
Kommissar Freiberg fuhr fort: »Sie sagten eingangs, daß Sie sich immer bemüht hätten, die dienstlichen Notwendigkeiten nicht zu zwischenmenschlichen – wie haben Sie formuliert? – ›Intimitäten‹ auszuweiten. Waren diese Bemühungen auch gegenüber Brigitte Fournier erfolgreich?«
Henrik Aston setzte zu einer ähnlichen Bewegung an wie bei der Eröffnung des Gesprächs, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.
»Das ist doch ein starkes Stück – diese Frage! Impertinent. Sie verdient keine Antwort.«
»Der Kavalier schweigt und zahlt«, knurrte Lupus vor sich hin.
Kommissar Freiberg fuhr fort: »Soll zu Protokoll genommen werden, daß Sie die Antwort ablehnen?«
»Nein, ich möchte nicht, daß falsche Schlüsse gezogen werden. Nichts ist da gewesen! Aber lassen Sie auch meine Mißbilligung aufnehmen.«
»Wie Sie wünschen. Bitte, Fräulein Kuhnert, nehmen Sie die Aussage wörtlich zu Protokoll. – Wie lange, Herr Aston, hatte Ihre Sekretärin am Mittwoch zu arbeiten?«
»Etwas länger als gewöhnlich. Ich hatte noch einiges diktiert. Vor dem Urlaub möchte man den Schreibtisch blank haben.«
»Bei Dienstschluß haben Sie sich also getrennt?«
Aston zögerte mit der Antwort. Ihm schien die Frage unangenehm zu sein. »Wir haben uns nochmals getroffen.«
»Im Ministerium?«
»Nein, bei mir zu Hause in Röttgen!«
Fräulein Kuhnert drehte ihren runden Stenostift zwischen Daumen und Zeigefinger. Dabei sah sie Lupus Müller mit einem ganz feinen, verstehenden Lächeln an. Kommissar Freiberg verzog keine Miene.
»Gab es dafür einen Grund?«
»Meine Sekretärin hat mir die bearbeiteten Vorgänge zur Unterschrift vorgelegt.«
»War sie lange Zeit in Ihrem Haus?«
Aston hatte das Gefühl, daß sich ein noch hauchdünnes Netz um ihn zusammenzog. »Sie kam nach dem Dienst, zum Abendbrot. Wir haben gemeinsam etwas gegessen. Viel war es nicht, denn der Kühlschrank ist leer, wenn man Urlaub macht. Aber Frau Fournier hatte den ganzen Nachmittag geschrieben. Ich konnte sie doch nicht ohne etwas angeboten zu haben, dort einfach sitzen lassen.«
»Und getrunken wurde nichts?« warf Lupus ein.
Henrik Aston ließ nicht erkennen, daß er die Frage als unziemliche Zwischenbemerkung empfand.
»Ich habe immer eine gute Flasche Wein im Keller. Die hatten wir nach der Arbeit redlich verdient.«
»Wann ist Ihre Sekretärin gegangen?«
»Es war schon etwas später.«
»Die ungefähre Zeit werden Sie doch noch wissen?«
Henrik Aston erinnerte sich sehr wohl, daß er bei der Verabschiedung von Brigitte Fournier im Vorgarten von der siebzehnjährigen Tochter des Generals aus dem Nachbarhaus gesehen worden war, als sie von einem flotten Typ mit Joggingschuhen und Jeans auf einer Honda nach Hause gebracht worden war. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die Zeit immer noch etwas ungenau mit »etwa um Mitternacht« anzugeben.
»Zu diesem Zeitpunkt haben Sie zum letztenmal mit Ihrer Sekretärin gesprochen?«
»Ja. Zweifeln Sie daran?«
Die Frage blieb unbeantwortet. »Und welche Strecke sind Sie gefahren, am Freitag meine ich, zum Flugplatz. Autobahn Koblenz-Trier?«
»Nein, ich habe einen Umweg machen müssen. Hatte ja auch keine Eile. Ich habe
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