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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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haben viel Bereitschaftsdienst.«
    »Ich meine, was hatte sie an, welches Kleid, Farbe?« drängte Kommissar Freiberg.
    »Roter Scirocco – rotes Kleid! Roter Scirocco – blaues Kleid! Kennt jeder hier.«
    »Ja, und was trug sie an dem Tage?«
    Der Fahrer legte den Kopf zurück und machte die Augen zu. Er dachte nach, von oben bis unten, er dachte sozusagen mit Form und Inhalt. Es dauerte lange. Dann sagte er mit dem Lächeln, das nur einer Frau gelten konnte – nicht der Polizei: »Es war das Blaue, ich bin ziemlich sicher.«
    Es war ein blaues Kleid, welches sie noch am Körper hatte, als der Zollhund sich nicht mehr abrufen ließ – draußen am Weißen Stein.
    »Ich glaube, Sie sind ein wichtiger Zeuge«, sagte der Kommissar. »Wie ist Ihr Name bitte?«
    »Simrock, Rudolf Simrock.«
    »Klingt gut in Bonn, Simrock«, sagte Freiberg. Dabei dachte er an Karl und dessen Sagensammlung vom Rhein. »Bitte, kommen Sie um fünfzehn Uhr ins Präsidium. Hier, mein Kollege Ahrens wird Ihre Aussage zu Protokoll nehmen. Sie kennen sich ja schon.«
    »Mensch, ich dachte du bist der Fahrer, dabei bist du selber Kripo?« wunderte sich Simrock.
    »Ja, Mordkommission«, sagte Ahrens ein klein wenig stolz.
    »Und die ausgesetzte Belohnung ist nicht schlecht«, motivierte Lupus den Zeugen. »Verteilt wird aber erst, wenn der Fall geklärt ist.«
    Ein aus dem Warteraum hinzugetretener Fahrer haute Simrock mit der Pranke auf die Schulter. »Mensch, Rudi, du bist ja ein richtiger Derrick. Eine Kiste Bier ist fällig nach Feierabend.«
    Der kleine Dienstwagen hatte selten so aufgekratzte Kriminalbeamte beherbergt wie auf der Rückfahrt ins Präsidium. Zwar hatte sich vom bisherigen Bild der Ermittlungen nur der Rahmen verschoben, doch blieb die wohltuende Schadenfreude über die Bauchlandung der höheren Ministerialbürokratie.
    »Chef, wenn unsere Kuhnert zwei Tage fehlt, ob wir das wohl merken?« fragte Lupus.
    »Du bestimmt«, sagte Kommissar Freiberg, »oder meinst du, ich würde dir Kaffee kochen? Ahrens, übrigens, das war saubere Arbeit da in der Fahrbereitschaft. Bestens. Mensch, passen Sie auf, daß Sie unserem Vordermann nicht hinten draufknallen!«
    »Keine Bange, Chef. Alte Schule: Kolonnenfahrt auf Sicherheit, Stoßstange an Stoßstange, damit keiner einscheren kann. Das sitzt schon noch.«
    »Und wen packen wir uns jetzt, Lupus?« fragte Kommissar Freiberg, wobei er die Antwort kannte.
    »Immer die Frau, zuerst immer die Frau. Also die nächste Dame bitte.«

 
    Kapitel 20
     
     
     
    Ich muß Aston anrufen, bevor noch ein Unglück geschieht, dachte Kommissar Freiberg, als er wieder an seinem Schreibtisch saß. Der Mann muß seine Chance kennen, obwohl immer noch alles gegen ihn spricht, vielleicht noch mehr als vorher.
    Wenn die Fournier am Freitag nicht im Ministerium war, konnte sie zu jeder Stunde mit ihm gefahren sein. War sie zu dieser Zeit aber schon tot, dann war Aston frei vom Verdacht, – es sei denn, daß er sein Opfer beseitigen wollte. Aber am hellichten Tag? Wenig wahrscheinlich – oder ein Zeichen von äußerster Kaltblütigkeit.
    Spekulativ war dem Problem nicht beizukommen. Jeder entlastende Gedanke wurde durch einen belastenden aufgehoben. Festzustehen schien nur, daß sich ein wichtiges Ausgangsdatum verschoben hatte. Sörensen durfte hoffen, mit dem 19. K nicht mehr gefragt zu sein. Es sei denn, daß… Auch hier keine Gewißheit. Für Donnerstag konnte die Zeit nach dem Geburtstagskaffee im Ministerbüro oder die Nacht zum Freitag entscheidend werden. Warum hatte Brigitte Fournier ihre Dienststelle zu Fuß verlassen? Mit wem hatte sie sich getroffen oder treffen wollen? Und warum? – Vielleicht Unterlagen abliefern für die andere Seite? Fotokopien oder Mikrofilme? Ein Autotreff irgendwo in der Stadt oder im Umland wäre viel einfacher und sicherer gewesen.
    Die Gedanken drehten sich im Kreise und hoben sich gegenseitig auf.
    »Fräulein Kuhnert«, rief Freiberg durch die offene Tür: »Versuchen Sie, Herrn Aston ans Telefon zu bekommen und stellen Sie dann bitte durch.«
    Die Nummer stand rot unterstrichen auf ihrem Terminkalender, der – langes Querformat mit sieben Wochentagen à zwanzig Zeilen – auf ihrem Schreibtisch lag. Darin ließ sich allerhand festhalten. Die Eintragungen der letzten Woche hatten schon mehr Platz beansprucht als die Zeit, da der Penner-Komplex seinem Höhepunkt entgegengegangen war. Daneben führte sie noch ein Tagebuch und ein Verzeichnis der Wiedervorlagen.
    Der

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