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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dazu braucht man Mut, und mir ist klar, dass sie deswegen Ärger bekommen können. Was mich betrifft - wir sprechen hier doch gar nicht miteinander. Ich kenn Ihren Namen nicht, und ich frag auch nicht danach.«
    Sie schaute ihn noch immer misstrauisch an. Joe sah, dass sie erwog, ihn einfach stehenzulassen.
    »Und?«, drängte sie.
    »Würden Sie mir bitte zeigen, wo ich Informationen über gefährdete Tierarten finden kann. Genau genommen geht es um ein Tier, das als ausgestorben gilt.«
    Ihr Gesicht war maskenhaft starr. »Ist die Art in Wyoming und den Rocky Mountains beheimatet?«
    »Ja.«

    Sie fasste einen Entschluss und zuckte die Achseln. »Also, kommen Sie mit. Das dauert nur eine Minute. Dann lass ich Sie allein.«
    Sie ging schnell den ganzen Korridor hinunter in eine Bibliothek, die mit Nachschlagewerken und Zeitschriften vollgestopft war. Joe folgte ihr. Hier gab es zwei Arbeitsplätze. Auf dem einen standen ein Computer und ein Fax, auf dem anderen ein Gerät, an dem man Mikrofiches lesen konnte. Sie fuhr den Computer hoch, legte währenddessen Jacke und Handtasche auf ein Regal, klickte mit der Maus durch einige Menüs und öffnete den Katalog der Bibliothek.
    »Können Sie damit umgehen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Joe. Jedenfalls glaubte er das.
    »Tippen Sie ein, wonach Sie suchen. Wenn das System fündig wird, erscheinen Signatur und Titel auf dem Bildschirm. Die Nachschlagewerke stehen in den Regalen hinter Ihnen und nebenan.« Sie stand auf und griff schnell nach ihren Sachen. »Ich bin weg.«
    »Eins noch …«, rief er ihr nach.
    Sie fuhr mit deutlicher Ungeduld herum. »Hat jemand das Päckchen ausfindig gemacht, das ich eingeschickt habe?«
    Sie seufzte. »Versuchen Sie’s mal bei unserem Verbrennungsofen.«
    »Nochmals vielen Dank.«
    »Vergessen Sie’s,« rief sie ihm im Weggehen über die Schulter zu. »Das mein ich ernst. Aber vergessen Sie nicht, Computer und Licht auszuschalten, wenn Sie gehen. Und wenn jemand runterkommt, verdrücken Sie sich einfach, und halten Sie den Mund.«
    »O.k.!«, sagte Joe lachend. Er mochte sie.

    Er setzte sich und drehte sich zum Bildschirm. Nachdem er sich ein bisschen mit dem Menü vertraut gemacht hatte, rief er die Suchfunktion auf und tippte ›Miller-Wiesel‹ ein.
     
    Als Joe mit dem Lesen fertig war, fuhr er ins Zentrum von Cheyenne und kaufte in einer Pfandleihe für 275 Dollar einen.357er-Smith-&-Wesson-Revolver. Und ein paar Häuser weiter eine Schachtel Munition dafür.

21
    »Hallo, Mädchen! Ist die Schule schon aus?«, rief der Mann, als er seinen Wagen angehalten und das Seitenfenster runtergelassen hatte. »Soll ich dich mitnehmen?«
    Sheridan blinzelte in die Staubwolke, die ihr entgegenschlug - das war doch der Mann, der sich in der Scheune versteckt hatte! Er war in Gegenrichtung vorbeigefahren, hatte dann aber auf der Straße gewendet und war zurückgekommen. Der Sitz neben ihm war leer. Da die Fahrbahn deutlich höher als der Seitenstreifen lag, auf dem Sheridan wartete, konnte sie nur sein Gesicht und eine Hand sehen, die auf dem Lenkrad lag. Er trug eine Sonnenbrille, seine Augen waren nicht zu erkennen. Er lächelte.
    »Ich soll nicht zu Fremden ins Auto steigen«, sagte Sheridan.
    Der Mann lachte. Er konnte so freundlich wirken. »Aber ich bin doch kein Fremder, Schätzchen. Ich kenn deinen Dad, erinnerst du dich? Und dich kenn ich auch!«
    Sheridan nickte. Sie trug ein blaues Kleid und Schnürschuhe. Im Rucksack hatte sie ihre Hausaufgaben und etwas zu lesen. Weil sie jetzt im Eagle Mountain Club wohnte, musste sie mit einem anderen Bus und von einer anderen Haltestelle aus fahren als sonst. Der Bus kam immer zu spät. Sie war das einzige Kind, das in Saddlestring diese lange Fahrt hatte.
    »Mom holt mich in Eagle Mountain an der Haltestelle ab«, sagte Sheridan.
    »Schon gut, schon gut. Aber komm wenigstens etwas näher ran.« Der Mann lächelte noch immer. »Damit ich nicht schreien muss.«
    Sheridan kam vom Seitenstreifen hoch auf die Straße, hielt aber weiter Abstand von der Beifahrertür. Sie war vorsichtig und bereit, sofort wegzulaufen. Der Mann müsste erst über den Beifahrersitz rutschen und die Tür öffnen - bis dahin würde sie doch wohl außer Reichweite sein, dachte sie. Jetzt, da sie auf die Straße gekommen war, konnte sie den Mann etwas besser sehen und ins Wageninnere blicken. Ihr Magen war ganz verkrampft. Sheridan fühlte sich, als könnte ihr gleich speiübel werden. Seit der Mann sie in die Scheune

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