Jagdrevier: Thriller
seine Mikrowelle, den Trockner. Den Kühlschrank hätten Sie sehen sollen, und ...« R.C. steigerte sich immer mehr in seine Schilderung hinein.
»R.C., ich ... Können wir uns vielleicht ganz auf unsere Aufgabe konzentrieren?«, fiel Tillman ihm ins Wort.
»Sicher. Kein Problem.« R.C. spuckte in die grüne Flasche. »Aber man erkennt sie ganz leicht. Die Süchtigen. Sie haben Krusten an den Beinen und ihre Vorderzähne verfaulen.«
»Sie denken also, Tanner und Elizabeth könnten auf jemanden gestoßen sein, der diese Drogen verkauft?« Tillman fand sich damit ab, dass R.C. mit dem Gequatsche nicht aufhören würde.
»Ja ... vielleicht. Denkbar ist auch, dass sich dort draußen in einer alten Scheune oder in einem alten Gebäude ein Labor befindet. Das würde mich nicht überraschen.« R.C. fuhr etwas langsamer und bog auf die Dummy Line ab.
Dann bretterte er zügig weiter, bis Tanners Jeep das Scheinwerferlicht reflektierte.
»Der Truck ist weg!«, schrie R.C.
»Was?«, fragte Tillman.
»Genau hier stand ein großer blauer Chevy-Truck. Ich habe die Schlüssel in der Tasche!«
»Und wem gehört er?«
»Das wissen wir nicht genau. Shit!« R.C. wollte es nicht glauben. Eigentlich musste er diese neue Entwicklung sofort über Funk dem Sheriff melden. Aber er wollte keine Zeit dafür opfern, es vom Streifenwagen aus zu tun.
Er parkte so, dass kein anderes Fahrzeug vorbeikonnte, und schnappte sich das Handfunkgerät. Als sie ausgestiegen waren, drückte er Tillman die Schlüssel des Jeeps in die Hand.
»Tanners Jeep gefällt mir richtig gut«, sagte R.C., während er auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
»Ja. Ihm gefällt er auch«, antwortete Tillman ernst.
Der Jeep sprang sofort an. Tillman setzte zurück, dann fuhren sie die Dummy Line entlang. R.C. schaltete das Funkgerät ein und drückte auf den Sprechknopf.
»Miz Martha?«
»Kommen, R.C.«
»Ich bin mit Mr Tillman unterwegs und habe jetzt eine Zeit lang nur ein Handfunkgerät zur Verfügung.«
»Roger. Ich sage dem Sheriff Bescheid.«
»Sag ihm, der blaue Truck, der am Tor stand, ist weg.«
»Mache ich, sobald er mit dem Telefonieren fertig ist. Seid vorsichtig dort draußen.« Sie blies Rauch an die Decke.
»Also los, Mr Tillman.«
Achtundfünfzig
Marlow saß an Ollies Schreibtisch. Als Ollie an Martha O’Brien vorbeiging, warf sie ihm einen verständnisvollen Blick zu. Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Ollie sah, wie Marlow von seinem Dienstapparat aus telefonierte. Zach Beasley betrat die Dienststelle. Martha stand auf und umarmte ihn. In ihrer Gegenwart fühlten die meisten Menschen sich schnell besser, denn sie hatte ein fast unheimliches Gespür dafür, was sie sagen musste und wann. Sie schenkte Zach eine Tasse Kaffee ein. Ollie wusste, sie würde ihn von nun an beglucken.
Marlow winkte ihn zu sich. Ollie hängte den Cowboyhut an einen Haken und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
»Genau ... die Medien zeigen großes Interesse an der Sache. Und wenn wir Ihren Hubschrauber benutzen, hat das natürlich eine sehr positive Außenwirkung ... Dann sind Sie ein Held.« Marlow zwinkerte Ollie zu. Er hatte eine Dose Wiener Würstchen geöffnet, legte sie auf Salzcracker und besprenkelte sie systematisch mit Tabasco.
»Ja, Sir ... Wie ich schon sagte. Die Sache ist wichtig genug für die bundesweiten Nachrichtensender. Angefangen von
USA Today
bis
CNN
.« Marlow wollte in seinen Snack beißen, legte den Cracker dann aber vorsichtig auf Ollies Schreibtisch und rückte das pinkfarbene Würstchen noch einmal zurecht. »Okay. Ich denke daran. Zum Strand. Morgen Nachmittag ... Nein, Bill. Das passiert nicht noch mal. Versprochen ... Die Hirschsaison hat ja noch nicht begonnen.« Er lachte herzhaft.»Wir brauchen ihn so bald wie möglich. Er soll vor dem Krankenhaus von Livingston landen ... Ja, die haben ein Helipad. Danke, Gouverneur. Und gute Nacht«, sagte Marlow mit überschwänglicher Herzlichkeit und legte auf.
Dann beugte er sich strahlend über Ollies Schreibtisch. »Sie haben Ihren Hubschrauber. Er ist in nicht mal zwei Stunden hier. Diese Dinger passen einfach immer«, fügte er hinzu. Dabei hob er fröhlich die Dose mit den Wienern hoch. »Möchten Sie eins?«
Ollie ignorierte das Angebot. Er war glücklich und erleichtert, weil er nun einen Hubschrauber hatte, fragte sich aber gleichzeitig, ob Marlow vielleicht mehr daran gelegen war, den Wahlkampf des Gouverneurs zu unterstützen, als Elizabeth zu finden.
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