Jagdrevier: Thriller
dem Halfter. Das Ding fühlte sich fremd an. Ob der Revolver geladen war, wusste Morgan nicht – und auch nicht, wie sie das überprüfen konnte.
Plötzlich klopfte jemand heftig an die Haustür. Erschrocken fuhr sie zusammen und schrie auf. Scout bellte so laut, dass sie zwar die Stimmen hörte, aber nicht verstehen konnte, was die Leute sagten. Hektisch warf sie sich ihren Morgenmantel über. Dann spähte sie hinter der Schlafzimmertür hervor. Sie konnte den Flur entlang bis zur Haustür mit den Bleiglasfenstern sehen. Dort draußen stand jemand im Dunkeln. Die Pistole vor sich gehalten, schlich sie dicht an die Wand gedrückt den Flur entlang. In der Diele schob sie die Hand um die Ecke und knipste das Verandalicht an.
»Polizei! Nicht schießen!«, riefen die Deputys. Sie hielten ihre Marken hoch und starrten die Waffe an, die auf sie gerichtet war.
»Bitte nehmen Sie die Waffe weg! Runter mit der Pistole, Ma’am!« Ihre Hände lagen an den Revolverhalftern. Scout war völlig außer sich.
»Ma’am ... wir kommen von der Dienststelle des Sheriffs. Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen!«, schrie ein Deputy über das Gebell hinweg. Er sah, wie die Frau die Pistole sinken ließ.
Morgan atmete tief durch und entriegelte die Tür.
»Dürfen wir bitte reinkommen, Ma’am?« Der Deputy behielt den fetten schwarzen Labrador im Auge, der knurrend neben ihm stand.
Morgan sah die beiden Männer an. Den hinteren kannte sie. Seine Tochter war in Katys Softballmannschaft gewesen.
»Kommen Sie rein. Was ist denn los?«, fragte Morgan. »Aus, Scout. Schluss jetzt!« Beruhigend tätschelte sie den Kopf des Hundes. »Braves Mädchen.« Dann trat sie beiseite und ließ die Deputys ins Haus.
Die beiden Polizisten waren sichtlich erleichtert, außerhalb von Scouts Reichweite zu sein. Sie nahmen die Hüte ab und entschuldigten sich, dass sie Morgan erschreckt hatten.
»Würde es Ihnen was ausmachen, die Pistole wegzulegen, Mrs Crosby?«, sagte der Deputy, den sie kannte. »Das Ding macht uns ziemlich nervös.«
»Ach ... tut mir leid. Ich wusste ja nicht, was los ist. Und ich weiß es immer noch nicht.« Sie legte die Waffe ins Bücherregal, gleich neben Jakes afrikanische Jagdromane.
»Wo ist Jake denn gerade?«, fragte der größere der Männer.
»Auf Truthahnjagd. Er und meine Tochter Katy sind gestern Abend weggefahren. Warum?« Morgan setzte sich auf die lederne Ottomane.
»Dass er gerne jagt, sehe ich.« Der Deputy warf einen Blick auf die Trophäensammlung.
»Was ist denn passiert? Weshalb sind Sie hier? Ich verstehe das alles nicht. Gerade rief Scott Littlepage an und sagte, Lindsay sei entführt worden.« Morgan runzelte die Stirn.
Die Deputys sahen einander an.
So viel zum Überraschungsmoment,
dachten sie.
»Ja, Ma’am. Unsere Einsatzkräfte sind schon drüben auf dem Grundstück. Wie würden Sie Jakes Verhältnis zu Mrs Littlepage beschreiben?«
»Entführt? Ist das Ihr Ernst? Das kann doch nur ein böser Traum sein!«
»Leider nein, Ma’am. Und jetzt, bitte. Wie würden Sie die Beziehung der beiden beschreiben?«
»Wie? Beziehung? Ähm ... na ja ... sie ist unsere Nachbarin. Ich glaube, er regt sich manchmal über sie auf. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Ständig beschwert sie sich über irgendetwas. Wie das unter Nachbarn nun mal so ist. Jake kommt und geht zu jeder Tages- und Nachtzeit, und sie beklagt sich, dass er sie immer weckt. Aber Augenblick mal ... Ich verstehe nicht, was das mit irgendetwas zu tun haben soll.«
»Wir auch nicht. Wir wissen nur, dass sie heute Nacht gekidnappt wurde und ihren Entführern irgendwie entkommen konnte. Ein Deputy hat sie im Sumter County aufgefunden.«
»Tatsächlich entführt?«
»Ja, Ma’am.«
»Glauben Sie, sie könnte aus irgendeinem Grund mit Jake zum Jagdclub gefahren sein?«, fragte der kleine, füllige Deputy. Dabei beobachtete er Morgans Körpersprache genau.
Auf diesen Gedanken wäre sie selbst nie gekommen. Das war einfach unvorstellbar. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Absolut nicht. Ich kenne meinen Mann und ich kenne Lindsay. Nein. Auf gar keinen Fall.«
Morgan wusste nicht genau, wo Jake war, und hörte den Namen Sumter County gerade zum ersten Mal. Fragend sah sie die Deputys an. »Sumter County, das ist doch in Alabama, oder?«
»Fährt Ihr Mann denn nicht immer zum Jagen dorthin?«, fragte der Korpulente ziemlich spöttisch.
»Keine Ahnung. Vielleicht ... Das ist ein paar Stunden entfernt. Scott ist im
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