Jagdsaison. Roman.
Gedenkmessen für die guten Verstorbenen hier war«, erklärte Impiduglia vor Padre Macaluso, »fiel mir auf, daß einer der Altäre leer und ohne Schmuck war. Ich erlaube mir deshalb, das hier zum Geschenk zu machen.«
Aus der Kiste kam ein heiliger Anton zum Vorschein, der wie echt wirkte mit seinem lieblichen Gesicht, die Augen gen Himmel gerichtet.
Beim Anblick der Statue stand für den Pfarrer fest, daß Nenè Impiduglia das Zeug zum Heiligen hatte.
Nenè nahm vier Monate mühsames Hin und Her zwischen Palermo und Vigàta auf sich, und als der Zeitpunkt gekommen war, an dem Ntontò seiner Meinung nach weichgekocht war, erklärte er sich ihr.
Er wußte, daß Padre Macaluso, Frau Colajanni und Frau Clelia jeweils aus einem anderen Grund auf seiner Seite waren. Auch Peppinella und Mimì hielten zu ihm, und es verging kein Tag, an dem er ihnen nicht ein Trinkgeld zusteckte. Aber die beiden Diener hielten nicht nur des Geldes wegen zu ihm, sondern weil sie alt waren und in Sorge um die Zukunft ihrer Herrin.
»Hat dir jemand etwas über mich erzählt?« fragte er Ntontò.
»Nichts, rein gar nichts. Was gibt es denn zu erzählen?«
»Keine Sorge, man wird dir schon etwas zuflüstern, Ntontò. Beispielsweise daß ich mein ganzes Geld in die Studien auf dem Gebiet der Mathematik investiert habe.«
»Aber das weiß ich doch.«
»Sicher, aber wenn du zu dem Vorschlag, den ich dir gleich machen will, ja sagst, werden dir alle im Ort weismachen, daß ich das mit einem einzigen Ziel vor Augen tue: nämlich dem, an dein Geld heranzukommen. Und das stimmt einfach nicht, Ntontò, das schwöre ich dir beim Angedenken deiner Mutter.«
»Und wie lautet dieser Vorschlag?«
»Ntontò, wollen wir unseren Lebensweg fortan gemeinsam begehen? Antworte nicht sofort. Ich werde in drei Tagen zur gleichen Stunde wiederkommen. Ich hoffe, dann noch immer Einlaß in dein Haus zu finden.«
Das letzte Wort ging in einem gekonnten Schluchzer unter.
In den folgenden drei Tagen hatte Ntontò keine Minute Ruhe. Als erster machte ihr Padre Macaluso seine Aufwartung.
»Er ist ein junger Mensch mit edler Gesinnung. Ein idealer Familienvater. Und Sie, Marchesina, haben nun einmal die Pflicht, sich zu verehelichen. Als Ihr seliger Vater noch am Leben war, sagte ich zu ihm, es sei an der Zeit, daß Sie sich einen Mann zum Gatten auserwählen. Und er erwiderte, er sei einverstanden, unter der einzigen Bedingung, daß der Bräutigam für Sie standesgemäß sei. Mir scheint, daß Nenè Impiduglia die notwendigen Requisiten besitzt. Respektieren Sie also den Willen Ihres Vaters, wie es sich gebührt.«
»Das eine Mal ja und das andere Mal nein, nicht wahr?« fragte Ntontò mit einem unergründlichen Lächeln auf den Lippen. Sie nahm Bezug auf die Adoption von Trisìnas Sohn, die der Priester auf alle erdenkliche Weise hatte verhindern wollen. Doch Padre Macaluso war nicht dafür geschaffen, Wortfeinheiten dieser Art zu begreifen.
Sodann klopfte Frau Colajanni bei ihr an. »Reden wir ganz offen miteinander, unter Frauen. Ntontò, die vielen Schicksalsschläge haben dir sehr zugesetzt, du bist nicht mehr dieselbe wie früher. Du brauchst jetzt einen tüchtigen Mann an deiner Seite, der dir sowohl väterlicher Freund als auch Ehemann sein kann. Impiduglia ist genau der Richtige.«
Als dritte kam Frau Clelia. »Laß uns, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, unter Frauen miteinander reden, Ntontò. Du bist noch Jungfrau und weißt nicht, was du verpaßt. Ein echtes Weib braucht ein Mannsbild, denn es gibt nichts Schöneres, als wenn sich ein Mann und eine Frau umarmen. Du mußt das einfach ausprobiert haben, bevor du das Zeitliche segnest.«
Völlig unerwartet tauchte der Buchhalter Papìa auf. »Im Ort sind mir gewisse Dinge zu Ohren gekommen, und deshalb bin ich hier. Wissen Sie, Marchesina, wie alt ich bin?«
»Um die Siebzig?« entgegnete Ntontò.
»Genau. Und mein Gehirn ist ausgelaugt. Immer häufiger gehen die Rechnungen nicht auf, und meine Augen wollen nicht mehr recht. Wenn Euer Ehren heiraten und Euer Gemahl, wie es sich gehört, die Verwaltung der Güter in die Hand nimmt, kann ich mich in aller Seelenruhe zurückziehen. Denkt bitte darüber nach.«
Vor Ablauf der drei Tage schickte Ntontò nach Fofò La Matina. »Was soll ich nur tun?« fragte sie ihn, nachdem sie ihm alles erzählt hatte.
Was sie zu tun hatte, sagte ihr Fofò klipp und klar.
Am folgenden Tag knöpfte sich Baron Uccello den Apotheker vor. »Auch Sie haben
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