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Jagdsaison. Roman.

Jagdsaison. Roman.

Titel: Jagdsaison. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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kennengelernt, ihr Vater besaß Baumwollfelder, und wir haben geheiratet. Ich habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, Federico und Matilde, nach meinem Vater und meiner Mutter genannt. Sie sind derzeit bei den Großeltern mütterlicherseits. Dann bin ich nach Texas gegangen und habe mir eine Quelle gekauft. Und damit habe ich Geld gemacht.«
    »Mit einer Quelle?«
    »Aus Erdöl, nicht aus Wasser.«
    »Ja, aber warum haben Sie nach dem Krieg, als Sie geheiratet und Geld gemacht haben, keine Zeile geschrieben?«
    »Was hätte das gebracht? Einen ganzen Roman hätte ich schreiben müssen, und keine Menschenseele hätte mir geglaubt.«
    »Bleiben Sie länger in Vigàta?«
    »Für ein paar Monate. Dann fahre ich nach Amerika zurück. Aber da Sie schon hier sind, wollte ich Sie etwas fragen. Ntontò hat mir erzählt, daß sie sich mit einem Cousin verlobt hat, an den ich mich nicht erinnern kann, Nenè Impiduglia heißt er. Kennen Sie ihn?«
    »Meine Söhne leben in Palermo und kennen ihn sehr gut. Sie behaupten, daß er es wild getrieben habe.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    Und der Baron erzählte ihm alles, was er diesbezüglich zu sagen hatte.
     
    In der folgenden Woche stellte Petru sein Können unter Beweis.
    Im Namen seines Padrone erwarb er das Haus mit den Säulen, das die »Anglo Sulphur Company« zum Verkauf bestimmt hatte, und ließ eine Schar von Handwerkermeistern kommen, denen er zahlte, was zu zahlen war, um das Haus auf Vordermann zu bringen.
    »Aber ist denn im Palazzo der Marchesa nicht genügend Platz?«
    »Don Totò will keine Ungelegenheiten bereiten.«
    Dann fuhr er nach Palermo und ließ weitere Truhen, die aus Amerika eingetroffen waren, auf den »Franceschiello« laden. Um diese Stücke an Land zu schaffen und im Haus an Ort und Stelle zu rücken, hatten Sasà Mangione und drei seiner Kumpels vier ganze Tage zu schuften, und am Ende ließ Sasà eine silberne Tabakdose in seinen Taschen verschwinden. Zwanzig Tage später war das Haus bezugsfertig, und Don Totò mitsamt Gemahlin, Sekretär und dem schwarzen Ding zogen ein und richteten sich häuslich in ihrem neuen Besitz ein. Dann suchte Don Totò den Direktor der Banca Sicula di Credito e Sconto auf, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln.
    »Was ist mit Ihnen? Sie sehen ziemlich mitgenommen aus«, sagte der Postbeamte, als der Direktor in der Abenddämmerung im Zirkel auftauchte.
    »Lassen Sie mich bloß in Ruhe«, brummte der Direktor.
    »Was ist nur passiert? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Heute morgen hat Don Totò einen kleinen Teil seines Gelds, das er in Palermo deponiert hat, zu mir überweisen lassen.«
    »Ja und?«
    »Und? Die Nullen von diesem Konto sind derart viele, daß sie von hier bis zum Hafenkai reichen. Und darüber habe ich Kopfschmerzen gekriegt.«
    Nachdem Petru alles erledigt hatte, kehrte er nach Palermo zurück, weil er – wie er sagte – dort im Auftrag Don Totòs eine verzwickte Angelegenheit geradezubiegen habe.
     
    Für die Vigateser spielte sich inzwischen allmorgendlich eine Farce ab. Die Negerin Nettie verursachte beim Einkaufen einen Riesenwirbel, da sie keine Silbe verstand. Das Vergnügen dauerte aber nicht lange, weil der Freund der Fremden, besagter Geometer Fede, ihr zu Hilfe kam. Nur in einer Sache blieb die Negerin unbelehrbar, und zwar verlangte sie in der Apotheke die seltsamsten Waren, zum Beispiel ein Paar Strümpfe.
    »Sie sagt, daß es in ihrem Land so gehandhabt wird«, erklärte der Geometer, der einen schwachen Schimmer von der englischen Sprache hatte. »In der Apotheke, die store heißt, kaufen sie alles.«
    Und Fofò verkaufte ihr hin und wieder etwas, um ihr einen Gefallen zu tun.
     
    Don Totò pflegte mittlerweile im Zirkel zu verkehren, wo er, kaum daß er seinen Fuß hineingesetzt hatte, von einer Schar umringt war. Der Geometer Fede war sehr geschickt, Sachen aus ihm herauszulocken. Und Don Totò fing dann mit seinen Geschichten aus Amerika an, mit denen verglichen die Geschichten der Marionetten und Paladine aus Frankreich fade und langweilig klangen. Aber es verging kein Tag, ohne daß der Marchese – jetzt stand ihm dieser Titel zu – der Nichte seine Aufwartung machte.
    Mit Nenè Impiduglia pflegte er rein formale Beziehungen, Guten Morgen und Guten Abend. Ntontò fiel diese Haltung des Onkels gegenüber ihrem Verlobten sehr wohl auf, aber sie hatte nicht den Mut, ihn nach dem Grund zu fragen.
    Rund zehn Tage vor der Aufgebotsbestellung, als Ntontò schon die Vorbereitungen

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