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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Hoffnung gegeben, dass es eine Woche lang, vielleicht sogar länger, so bleiben würde. Angemacht durch die Schlampe in Denver’s Diner war Greg ins Plaudern gekommen und hatte Art mit Geschichten von den Bodenkämpfen in Korea, die dieser verpasst hatte, unterhalten. Er erzählte von den Mädchen, die sie sich aus verdächtigen Lagern geangelt und denen sie ein paar Sachen beigebracht hatten, um sie für den nächsten Trupp hungriger Jungs bereitzumachen; die Gooks hatten sie in Gräben festgehalten, die dann mit Granaten beschossen wurden; die Art und Weise, wie sie gefangene Terroristen zum Reden gebracht hatten — du konntest jeden zum Reden bringen, mit nichts Tödlicherem als einer Schachtel Streichhölzer und einem Gartenschlauch mit Wasser unter Hochdruck, und niemand würde es je erfahren. Oder einen Scheiß drauf geben. Verdammt noch mal, alle Gooks waren doch irgendwie Untermenschen, oder? Egal, was die Gutmenschen und Wissenschaftler auch sagten. Wie die Nigger und die Chinesen auch. Sie hatten nicht die gleichen Gefühle wie die Weißen. Das wusste doch jeder.
    Das Beste aber war, dass es dort weder Helen noch Kinder gegeben hatte. Ken ließ den heißen Strahl über sein Gesicht laufen und dachte, du hattest doch mehr Spaß als Single, das war die reine Wahrheit. Als Single konntest du einfach tun, was du wolltest. Du konntest alle Dinge tun, zu denen die meisten Frauen am Anfang bereit waren, um einen einzufangen, die später nur wenige noch zuließen und die meisten am Ende bloß noch abstoßend finden. Nicht bloß Sex, auch viele andere Dinge. Zum Beispiel Kneipen, in die du gehen und Freundschaften, die du schließen möchtest. Erst machten sie’s mit und taten so, als würden sie’s mögen, bis sie dich vor den Altar gezerrt und genügend Kinder produziert haben, deine Kinder, um sicher zu sein, dass das, was vorm Altar gesagt wurde, auch hält. Dann geht’s entweder so, wie sie’s wollen oder gar nicht …
    Auf der anderen Seite war die Ehe etwas Notwendiges. Ob du’s nun magst oder nicht, du musst es akzeptieren. Die Gesellschaft besteht nun mal auf Ehefrauen, einem legalen und anständigen Leben als Erwachsener, mit Frauen wie seiner Helen oder Gregs Sue, die auf ihre Art größere Eier hatte als Greg, und, heilige Scheiße, das bedeutete was; oder Arts Pat, deren Mund über die Jahre immer dünner und verkniffener geworden war und die, laut Helen, zu Frauen übergegangen war, weil weder Art noch irgendein Mann ihr geben konnte, was sie vom Leben erwartete, was auch immer das war. Pat kannte sich nicht mal selbst, die war schon unzufrieden auf die Welt gekommen.
    Gott sei Dank war Helen nicht so kompliziert, dachte Ken. Auf der anderen Seite war das vielleicht genau ihr Fehler. Vielleicht war sie nicht kompliziert genug. Sie war einfach nur eine gewöhnliche, mittelalte Allerwelts-Ehefrau, die langsam ihr gutes Aussehen verlor und, um das zu kompensieren, so tat, als wüsste sie über ‘ne Menge Sachen Bescheid. Na ja, stimmte vielleicht sogar, aber sie hatte noch lange keinen Intellekt und würde wohl auch nie einen haben. Was sie auch im Leben gelernt hatte, durch Lesen, Gespräche oder Reisen, war einfach nur gelernt, akademisch, wie Chemie in der Schule, und hatte nichts mit ihrer eigenen Wirklichkeit, mit ihrer eigenen Existenz zu tun. Sie sah zum Beispiel nicht, dass sie mit jemand Gebildetem, wie er selbst, mit jemandem, der denken konnte, besser dran war als mit Greg, der wirklich ein netter Kerl war und einen Haufen Geld machte, aber außer dass er Frauen mit ihm teilte, auf die Jagd ging, über seine überdimensionierte Geschlechtsmaschinerie Witze machte oder sich seine Kriegsgeschichten anhörte und wie oft er eine Kerbe in sein Gewehr geschnitten hatte, was zum Teufel hatte er mit ihm gemeinsam? Helen sah das nicht. Für sie war Greg genau wie er. Wenn sie Greg geheiratet hätte, wäre sie genauso glücklich. Sie sah auch nicht den Unterschied zwischen ihm und Art. Nicht wegen Arts beginnender Glatze, seinem Bauch, der größer wurde, seiner Trinkerei oder der Tatsache, dass er irgendwie verdreht war, sondern weil Art nie etwas fühlte oder dachte, das er verteidigen oder überprüfen musste. Verdammt, wenn er eine Frau wäre, er würde Art nicht heiraten, nicht für den größten Werbeetat der USA, der eine neue Agentur suchte.
    Um die Wahrheit zu sagen: Für Helen waren alle Leute gleich. Sie waren einfach Mittel zum Zweck und dazu da, sie zu bewundern. Wenn sie ein Essen

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