Jagdzeit
Gasherd. „Die Gasflaschen stehen draußen. Es sollte noch genug in der einen sein, die jetzt angeschlossen ist.“
Er öffnete die Türen der Hängeschränke aus Kiefernholz und unter der beschichteten Arbeitsfläche. „Dosen und zum Saufen ist da unten“, sagte er. „Trockenes Zeug und Schachteln da oben. Dieser Schrank hier ist isoliert und hat hinten einen Luftschlitz. Hier lagern wir Fleisch und leicht Verderbliches, mit dem Trockeneis, das du gesehen hast.“
Er machte die Schränke wieder zu und drehte den Wasserhahn über der Spüle auf. Luft zischte heraus. „Greg wird in wenigen Minuten das Wasser angeschlossen haben. Wir pumpen es aus einem alten Brunnen, aus der Zeit, als hier gerodet wurde. Er ist gut. Aber lass es eine Minute laufen, damit der Rost rauskommt.“
Dann wandte sich Ken zu Martin und sagte weniger freundlich: „So, jetzt aber los. Du hast uns am Anfang aufgehalten. Mindestens eine halbe Stunde. Es wird doppelt so lange dauern, Sachen im Dunkeln zu erledigen, die wir sonst vor Sonnenuntergang gemacht hätten.“
Plötzlich sprach Nancy: „Wieso glauben Sie, dass ich für Sie Essen kochen werde?“
Ken schaute erst überrascht, dann lächelte er: „Du wirst.“
Sie antwortete absichtlich langsam: „Nein, das werde ich nicht. Wenn Sie zum See zurückgehen, werde ich zur Tür hinausgehen, und Sie werden mich nie wieder sehen.“ Sie starrte ausdruckslos auf die Spüle. Sie hatte sich nicht bewegt, seit sie den Lebensmittelkarton abgesetzt hatte.
Sanft fuhr Ken fort: „Aber Nancy, sei doch nicht so.“
„Wie, verdammt noch mal, soll sie denn sein?“, platzte Martin heraus. „Soll sie vielleicht singen und tanzen?“
Ken drehte sich langsam zu ihm um, und jeder Ausdruck wich aus seinen Augen. Seine Stimme war weich. „Hör genau zu, Martin. Ich sag’ es nicht noch mal. Das nächste Mal überlasse ich das Art. Verstanden? Es ist folgendermaßen: Wir müssen alle hier noch eine Weile miteinander auskommen, und die Hütte ist nicht besonders groß. Eines der ersten Dinge, die man beim Campen lernt, ist Höflichkeit. So geht man sich nicht gegenseitig auf die Eier. Kapiert?“
Er lächelte wieder und wandte sich Nancy zu. „Du bist ein kluges Mädchen. Du wirst es dir ein paar Minuten überlegen und dich fürs Kochen entscheiden.“ Er bückte sich plötzlich und zog unter der Spüle eine lange Kette hervor, die in der Balkenwand verankert war. Am Ende war ein Fußeisen. Mit einer raschen, lässigen Bewegung ließ er es um Nancys schlanke Fessel zuschnappen. Dann sprach er weiter, total freundlich, als ob überhaupt nichts geschehen wäre. „Du brauchst keine Soße zu machen. Unten drin sind ein paar Dosen Bolognese. Die machst du einfach warm.“
Draußen knatterte unerwartet ein kleiner Gasmotor los, das Geräusch zerstörte die Abendstille.
Ken hob die Stimme: „Das ist das Wasser. Braucht fünfzehn Minuten. Wird in die Tanks auf dem Dach gepumpt.“ Er zeigte zur Decke, die, anders als die im Wohnzimmer, aus flachen Brettern bestand und niedriger war. „Gewöhnlich machen wir das jeden Morgen.“
Dann nahm er Martins Arm, um ihn aus der Küche zu bugsieren. Martin schüttelte ihn heftig ab und sprang zurück.
„Sie haben sie angekettet!“, schrie er ungläubig.
Nancy hatte sich noch immer nicht bewegt. Aber jetzt untersuchte sie die Kette, und ihre Augen waren seltsamerweise nicht mehr blicklos und leer. Ihr Blick war wach und scharf vom plötzlichen Begreifen.
„Wie einen Hund!“, schrie Martin. „Sie haben sie angekettet!“
„Es tut nicht weh“, sagte Nancy. Sie klang fast erleichtert, als hätte sie eine Entscheidung getroffen.
„Also los, Marty.“ Ken nahm wieder seinen Arm. Sein Griff war fest. Martin gehorchte und ging, seitwärts gewandt, durch die Tür, die Augen noch immer auf Kette und Fußeisen geheftet.
Als sie draußen waren, rebellierte er wieder. „Aber warum sie? Ihr wollt doch mich. Die Kette ist doch für mich, oder?“
„Vielleicht“, sagte Ken. „Aber sie war diejenige, die angekündigt hat, sie würde spazieren gehen.“
Mehr sagte er nicht, und nachdem er Martin den halben Weg zum See geführt hatte, gab Martin auf. Er schleppte eine halbe Stunde lang Proviant, bis die Boote leer waren. Dann zogen sie sie herauf, aus der Reichweite möglicher Sturmwellen.
Als Martin wieder in die Küche zurückkam, brannten auf dem Herd zwei Gasflammen. Es war warm und roch nach kochendem Reis und den Knoblauchzehen, die Nancy gehackt
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