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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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unnachgiebig. Er bestand auf Antworten. Und wenn sie die nicht freiwillig gab, entlarvte er sie mit Hilfe rücksichtsloser Kreuzverhöre.
    Was machte ihr Mann, wie viel verdiente er, warum stahl sie sich am Wochenende mit Martin davon? War es wegen dem Spaß im Bett oder war es was Ernstes? Hatte sie andere Affären gehabt? Wie war es vor ihrer Heirat gewesen? Hatte sie bessere Liebhaber als Martin gehabt oder waren sie nicht so gut gewesen? Und wie war Martins Frau? Hatte sie sie jemals getroffen, und log Martin nur, oder wollte er Jean ernsthaft verlassen?
    Kens Augen hatten gelächelt und ganz durch sie hindurchgesehen, sie zu Lügen und Halbwahrheiten gezwungen, die er durchschaute, wodurch alles zwischen ihr und Martin schließlich schmutzig und billig und unehrlich erschien. Sie hatte sich noch nie so nackt und verletzbar gefühlt. Sie wagte nicht, Martin anzusehen.
    Einoder zweimal hatten sie ein Reh gesehen. Sie überraschten einen Fuchs, der sie von einem Felsen aus beobachtete. Sie sahen auch Biber. Aber kein Haus oder irgendein anderes Zeichen menschlichen Lebens.
    Jetzt landeten auch Greg und Art, sahen sich um, erfreut, endlich zu Hause zu sein, und Ken gab ruhig Befehle, die Lebensmittel und den Alkohol auszuladen und sich in Bewegung zu setzen.
    „Mach schon Martin, heilige Scheiße. Ich sterbe vor Hung er .“
    Das war Greg, riesig und fröhlich. Er belud Martin mit einer Kiste Bourbon. Ken nahm eine andere hoch und stürmte über die Lichtung hinauf zur Hütte. Greg lachte wieder, schlug Nancy spielerisch auf die sich straff überm Arsch spannende Jeans. „Ich kann dir nur raten, gut zu kochen“, sagte er und gab ihr eine Kiste mit Lebensmitteln und schubste sie vorwärts. Dann folgten er und Art mit Gasflaschen. Sie beeilten sich, denn in einer halben Stunde würde es dunkel sein.
    Ken erreichte als Erster die Hütte. Er rasselte mit den Schlüsseln und einen Augenblick später sprang die Tür auf. „Wartet“, sagte er und verschwand im finsteren Inneren. Greg und Art stellten die Gasflaschen ab und gingen zurück zu den Booten. Nancy und Martin warteten gehorsam, zu kraftlos, um zu sprechen. Martin hatte keine weitere Chance mehr gesehen zu fliehen, und er wusste, dass er, selbst wenn sich plötzlich und wie durch ein Wunder eine Möglichkeit bieten sollte, es nicht einmal fünfzig Fuß weit durchs Gebüsch schaffen würde, bis seine Beine nachgeben und er mit dem Gesicht voran auf dem gefrorenen, lehmigen Waldboden landen würde.
    „Geschafft“, rief Ken. Sein Feuerzeug klickte und fast unmittelbar danach flammte das helle, blendende Licht einer Aladdin-Gaslampe auf.
    Nancy und Martin traten ein. Es roch schal, muffig und dumpf.
    „Gefällt’s euch?“ Besitzerstolz in Kens Stimme. Sie sahen einen großen Raum mit einem offenen Kamin in der Ecke, darüber einen Hirschkopf und eine Reihe alter VorderladerDoppelflinten.
    Die Einrichtung war gemütlich und geschmackvoll. Es gab einen langen, polierten Esstisch aus Hartholz, ein altes Regal aus Kiefernholz, mit Tellern auf der Ablage und aufgehängten Tassen, einige Sessel und eine Couch beim Feuer, zwei Sitzbänke unter den Fenstern zweier Wände, die in einer beleuchteten Ecke, wo sich Bücherregale befanden, zusammenstießen, ein Dielenboden mit verstreut darauf liegenden, handgewebten Baumwollteppichen. Die Zimmerdecke war das Dach, die Ritzen zwischen den grob behauenen Balken abgedichtet, und insgesamt nicht so hoch, dass der Raum an Weite verloren hätte. Beim Eingang führte eine offene Doppeltür zur Rechten in die Küche. Im hinteren Teil des Zimmers gelangte man über zwei Stufen zu einer Art Loggia, wo es ein modernes Badezimmer mit Duschkabine und ein großräumiges Schlafzimmer mit drei Betten gab. Eine dünne Staubschicht lag über allem, und tote Insekten, die sich im Sommer hineinverirrt hatten, übersäten Boden und Möbel.
    Sobald Ken die Lampe angezündet hatte, brachte er Nancy und Martin in die Küche, wo er eine weitere Lampe in Betrieb nahm, die an einem altmodischen viktorianischen Gestell von der Decke hing.
    „Da wären wir, Nancy. Ich würde sagen, du solltest gleich mit dem Kochen anfangen.“ Er blickte automatisch auf seine Armbanduhr, dann riss er die Fenster über einer breiten Doppelspüle auf, entriegelte die Fensterläden und ließ das letzte Graulila der Abenddämmerung herein. „Heute Abend, was du am leichtesten kochen kannst. Ist uns egal. Spaghetti wären prima.“ Er deutete auf einen vierflammigen

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