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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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ein dumpfes, fernes Dröhnen.
    »Was ist los?« fragte Joseph. »Warum schenken Sie nicht ein, Sie Schurke?«
    »C'est le feu« 17 , erwiderte Isidor und stürzte auf den Balkon.
    »Gott schütze uns. Es sind die Kanonen!« rief Mrs. O'Dowd erschrocken und eilte ebenfalls zum Fenster. Tausend blasse und ängstliche Gesichter hätte man an anderen Fenstern erblicken können, und bald schien es, als ob die gesamte Bevölkerung der Stadt auf die Straße stürzte.

32. Kapitel
In dem Joseph die Flucht ergreift und der Krieg zu Ende geht
    Wir friedlichen Bewohner Londons haben nie solch eine Szene von Hast und Verwirrung erblickt wie die, die sich in Brüssel abspielte, und werden es, will's Gott, auch nie erleben. Die Menge eilte zum Namure-Tor, denn aus dieser Richtung kam der Schall, und viele fuhren auf die ebene Chaussee hinaus, um noch schneller Nachrichten von der Armee zu bekommen. Jeder fragte seinen Nachbarn nach Neuigkeiten, und selbst vornehme englische Lords und Ladys ließen sich herab, mit Leuten zu sprechen, die sie gar nicht kannten. Die Franzosenfreunde liefen in wilder Aufregung umher und prophezeiten den Triumph ihres Kaisers. Die Kaufleute schlossen ihre Läden und traten auf die Straße, um den allgemeinen Chor von Aufregung und Lärm zu verstärken. Frauen stürzten zu den Kirchen, füllten die Kapellen und knieten betend auf Fußböden und Stufen. Das dumpfe Donnern der Kanonen dröhnte und dröhnte; bald begannen Wagen mit Reisenden die Stadt durch den Genter Schlagbaum zu verlassen. Die Prophezeiungen der Parteigänger Frankreichs nahm man als Tatsachen auf. »Er hat einen Keil in die Armee getrieben«, hieß es. »Er marschiert geradewegs auf Brüssel los. Er wird die Engländer überwältigen und heute abend hiersein.« – »Er wird die Engländer überwältigen«, schrie Isidor seinem Herrn zu, »und heute abend hiersein.« Der Kammerdiener sprang zwischen Haus und Straße hin und her und brachte jedesmal neue Einzelheiten des Unheils mit. Josephs Gesicht wurde bleicher und bleicher. Der Schrecken begann von dem dicken Zivilisten Besitz zu ergreifen. All der Champagner, den er trank, war nicht imstande, ihm Mut einzuflößen. Ehe die Sonne unterging, hatte er sich in eine schreckliche Angst hineingesteigert, und sein Freund Isidor beobachtete ihn entzückt, da er jetzt sicher auf Beute aus den Besitztümern des Herrn mit dem bordierten Rock rechnete.
    Die Frauen waren die ganze Zeit über unsichtbar gewesen. Nachdem die wackere Majorin einen Augenblick dem Schießen gelauscht hatte, dachte sie an ihre Freundin nebenan, und sie eilte hinüber, um auf Amelia aufzupassen und sie, wenn möglich, zu trösten. Der Gedanke, daß sie das hilflose, sanfte Geschöpf beschützen mußte, erhöhte noch die Kraft der von Natur aus mutigen Irin. Sie blieb fünf Stunden lang an der Seite ihrer Freundin, ermahnte sie hin und wieder, plauderte zuweilen munter, aber den größten Teil der Zeit über schwiegen sie und beteten stumm. »Ich habe ihre Hand erst losgelassen«, erzählte die wackere Dame später, »als nach Sonnenuntergang das Schießen vorüber war.« Pauline, die Zofe, lag in einer nahen Kirche auf den Knien und betete für son homme à elle 1 .
    Als das Geräusch der Kanonen verstummt war, ging Mrs. O'Dowd aus Amelias Raum nach nebenan ins Wohnzimmer, wo Joseph völlig mutlos bei zwei leeren Flaschen saß. Ein paarmal war er in Amelias Zimmer aufgetaucht, in großer Unruhe, als wollte er etwas sagen. Aber die Majorin war nicht von ihrem Platz gewichen, und er ging wieder hinaus, ohne sein Herz erleichtert zu haben. Er schämte sich, ihr zu erklären, daß er fliehen wolle.
    Als sie aber in der Dämmerung im Speisezimmer erschien, wo er in der trostlosen Gesellschaft seiner leeren Champagnerflaschen saß, begann er ihr sein Herz auszuschütten.
    »Mrs. O'Dowd«, sagte er, »wäre es nicht besser, Sie forderten Amelia auf, sich fertigzumachen?«
    »Wollen Sie mit ihr spazierengehen?« entgegnete die Majorin. »Dafür ist sie wahrscheinlich zu schwach.«
    »Ich – ich habe den Wagen bestellt«, sagte er, »und – und Postpferde; Isidor holt sie«, fuhr er fort.
    »Wozu wollen Sie denn heute abend noch ausfahren?« fragte die Dame. »Meinen Sie nicht, daß Amelia sich im Bett wohler fühlt? Ich habe sie eben dazu gebracht, sich hinzulegen.«
    »Sagen Sie ihr, sie soll aufstehen«, forderte Joseph, »sie muß aufstehen«, und er stampfte energisch mit dem Fuß. »Ich sagte bereits, die Pferde sind

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