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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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und machte der erstaunten kleinen Frau Komplimente über das ungeheure Aufsehen, das sie im Theater erregt hatte. Dobbin versuchte er durch Gespräche über den letzten Krieg und die Heldentaten des Pumpernickelschen Truppenkontingents unter dem Befehl des Erbprinzen, des jetzigen Herzogs von Pumpernickel, zu fesseln.
    Lord Tapeworm hatte ein gut Teil der Familiengalanterie geerbt, er befand sich in dem glücklichen Glauben, daß jede Dame, der er freundliche Blicke zuwarf, sich in ihn verlieben müsse. Er verließ Emmy in der Überzeugung, daß sie von seinem Witz und seinen Reizen völlig geschlagen sei, und begab sich nach Hause, um ihr ein hübsches kleines Billett zu schreiben. Sie war ganz und gar nicht hingerissen, sondern nur verblüfft über sein Grinsen, sein geziertes Lächeln, sein parfümiertes Batisttaschentuch und seine hochhackigen Lackstiefel. Sie verstand kaum die Hälfte der Komplimente, die er ihr machte, hatte sie doch in ihrer geringen Erfahrung mit der Menschheit noch nie einen professionellen Galan kennengelernt. Sie betrachtete den Lord eher als komisch denn als angenehm, und wenn sie ihn auch nicht bewunderte, so wunderte sie sich doch über ihn. Joseph dagegen war entzückt. »Wie leutselig der Lord doch ist«, sagte er. »Wie gütig es doch von dem Lord ist, daß er mir seinen Arzt schicken will. Kirsch, Sie werden sofort unsere Karten bei Graf von Schlüsselback abgeben. Es wird dem Major und mir höchst angenehm sein, so bald wie möglich unsere Aufwartung bei Hofe zu machen. Legen Sie meine Uniform zurecht, Kirsch – auch die Uniform des Majors. Als Zeichen der Höflichkeit sollte jeder englische Gentleman in den Ländern, die er besucht, den dortigen Herrschern und den Repräsentanten seines eigenen Landes seine Aufwartung machen.«
    Tapeworms Arzt, Doktor von Glauber, Leibarzt Seiner Durchlaucht des Herzogs, überzeugte Joseph schnell, daß die Pumpernickelschen Mineralquellen und seine ärztliche Spezialbehandlung dem Bengalen unfehlbar wieder zur Jugend und Schlankheit verhelfen würden.
    »Im vergangenen Jahr«, sagte er in nicht ganz englischem Englisch, »kam General Bulkeley, ein englischer General, hierher, der doppelt so dick war wie Sie, mein Herr. Nach drei Monaten habe ich ihn ganz gertenschlank wieder entlassen, und bereits nach zwei Monaten hatte er mit der Baronin Glauber getanzt.«
    Josephs Entschluß stand fest. Die Mineralquellen, der Doktor, der Hof und der Gesandte überzeugten ihn, und er nahm sich vor, den Herbst in dieser herrlichen Gegend zu verbringen. Seinem Versprechen getreu, stellte der Gesandte am nächsten Tage Joseph und den Major Viktor Aurelius XVII. vor. Zur Audienz geleitete sie Hofmarschall Graf von Schlüsselback.
    Sie wurden sofort zum Diner bei Hofe eingeladen, und als ihre Absicht, in der Stadt zu verweilen, bekannt wurde, machten die vornehmsten Damen des Ortes Mrs. Osborne sehr bald ihre Aufwartung. Da keine von ihnen, wie arm sie auch sein mochte, unter dem Rang einer Baronin war, kannte Josephs Begeisterung keine Grenzen. Er schrieb seinem Klubkameraden Chutney, daß die indischen Beamten in Deutschland hoch im Kurs ständen, daß er seinem Freund, dem Grafen von Schlüsselback, zeigen werde, wie man Wildschweine auf indische Art mit dem Speer jage, und daß seine erlauchten Freunde, der Herzog und die Herzogin, die Güte selbst seien.
    Auch Emmy wurde der hohen Familie vorgestellt, und da an gewissen Tagen Trauerkleidung bei Hofe nicht zulässig ist, erschien sie in einem rosa Kreppkleid mit einer Diamantbrosche, die ihr Bruder ihr geschenkt hatte. Sie sah in dieser Aufmachung so hübsch aus, daß der Herzog und der ganze Hof (der Major, der sie fast noch nie im Ballkleid gesehen hatte und schwor, sie sehe wie kaum fünfundzwanzig aus, gar nicht mitgerechnet) sie über alle Maßen bewunderten.
    In dieser Kleidung tanzte sie mit Major Dobbin bei einem Hofball die Polonaise, und Mr. Joseph hatte bei diesem einfachen Tanz die Ehre, die Gräfin von Schlüsselback zu führen, eine alte Dame, die zwar einen Buckel, dafür aber sechzehn adlige Vorfahren hatte und mit der Hälfte aller Fürstenhäuser in Deutschland verwandt war.
    Pumpernickel liegt inmitten eines schönen Tales, durch das sich ein glitzerndes fruchtbarkeitspendendes Flüßchen, die Pump, schlängelt. Irgendwo – ich habe leider keine Karte zur Hand und kann den genauen Ort nicht bezeichnen, vereinigt sie sich mit dem Rhein. An einigen Stellen ist sie breit genug für eine

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