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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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und ihm ein Fagott auf dem Kopf zerschlagen haben. Das Niveau sank auch, als die Herzogin Sophia Komödien schrieb, die sehr langweilig gewesen sein müssen. Jetzt führt der Herzog seine Musik jedoch in privatem Kreise auf, und die Herzogin bietet ihre Schauspiele nur den vornehmen Fremden dar, die ihren netten kleinen Hof besuchen.
    Man lebt dort sehr gemütlich und glanzvoll. Wenn Bälle gegeben werden, so bedient ein scharlachgekleideter Diener in Spitzen jeweils vier Gäste, und seien auch vierhundert zum Essen geladen. Alles Tafelgeschirr ist von Silber. Feste und Vergnügungen finden ununterbrochen statt, und der Herzog hat seine Kammerherren und seine Stallmeister und die Herzogin ihre Kammerfrau und ihre Hofdamen, genau wie alle anderen viel fürstlicheren Fürsten.
    Die Verfassung ist oder war ein gemäßigter Despotismus, eingeschränkt durch eine Kammer, die gewählt werden konnte oder nicht. Ich habe jedenfalls während meines Aufenthalts in Pumpernickel nie etwas Bestimmtes von einer Sitzung gehört. Der Ministerpräsident wohnte irgendwo im zweiten Stock, und der Minister des Auswärtigen hatte die behagliche Wohnung über Zwiebacks Konditorei. Die Armee bestand aus einem großartigen Musikkorps, das gleichzeitig auf der Bühne Dienst tun mußte. Es war köstlich, abends die würdigen Burschen geschminkt, in türkischen Kostümen und mit hölzernen Säbeln oder als römische Krieger mit Ophikleiden 6 und Posaunen zu sehen, nachdem man ihnen früh auf dem Aureliusplatz gelauscht hatte, wo sie gegenüber dem Café auftraten, in dem wir frühstückten. Außer dem Musikkorps gab es noch einen prächtigen, umfangreichen Generalstab, und ich glaube, auch ein paar Mannschaften. Neben den regulären Schildwachen taten drei oder vier Mann in Husarenuniform am Palast Dienst. Ich habe sie aber nie zu Pferde gesehen. Aber au fait 7 – was soll man auch im tiefsten Frieden mit Kavallerie? Und wohin, zum Teufel, sollten die Husaren auch reiten?
    Jeder – jeder Adlige natürlich, denn man kann doch wohl kaum von uns verlangen, daß wir von den Bürgerlichen Notiz nehmen – machte Besuche in der Nachbarschaft. Ihre Exzellenz, Frau von Wurst, empfing einmal wöchentlich. Ihre Exzellenz, Frau von Schnurrbart, hatte ihren Abend, das Theater war zweimal in der Woche geöffnet, der Hof geruhte einmal zu empfangen, und so konnte das Leben dort wirklich eine ununterbrochene Kette von Vergnügungen in der bescheidenen Pumpernickelschen Weise sein. Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß es in der Stadt auch Fehden gab. Die Politik schlug hohe Wellen, und die Parteien kämpften erbittert. Es gab die Strumpffpartei und die Lederlungpartei, die eine unterstützte unser Gesandter, die andere der französische Geschäftsträger Monsieur de Macabau. Madame Strumpff war zweifellos die größte Sängerin der beiden und kam um drei Töne höher als ihre Rivalin Madame Lederlung. Die Parteinahme unseres Gesandten für die Strumpff bewirkte jedoch, daß er bei jeglicher Meinungsäußerung sofort den Widerspruch des französischen Diplomaten erntete.
    Jedermann in der Stadt gehörte der einen oder der anderen Partei an. Die Lederlung war sicherlich ein hübsches Geschöpfchen, und ihre Stimme (das heißt, was sie davon besaß) war sehr süß. Zweifellos war auch die Strumpff nicht mehr in ihrer ersten Jugend und Schönheit und bestimmt etwas zu dick; wenn sie zum Beispiel in der letzten Szene der »Nachtwandlerin« 8 im Nachthemd mit der Lampe in der Hand aus dem Fenster klettern und die Planken des Mühlbachs überschreiten mußte, dann konnte sie sich kaum durch das Fenster zwängen, und die Planken krachten und bogen sich unter ihrer Last. Aber wie sie das Finale der Oper schmetterte und mit welchem Gefühlsausbruch sie sich in Elvinos Arme stürzte – fast erstickte sie ihn! Die kleine Lederlung dagegen – doch Schluß mit diesen Klatschgeschichten! Die Sache war die, daß diese beiden Sägerinnen die jeweilige Flagge der französischen und der englischen Partei in Pumpernickel waren, und die Gesellschaft teilte sich in die Anhänger dieser beiden großen Nationen.
    Wir hatten auf unserer Seite den Minister des Innern, den Oberstallmeister, den Privatsekretär des Herzogs und den Hofmeister des Prinzen, während zur französischen Partei der Minister des Auswärtigen gehörte und die Gemahlin des Generalfeldmarschalls, der schon unter Napoleon gedient hatte, und der Hofmarschall und seine Frau, die glücklich war, die

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