Jahrmarkt der Eitelkeit
neuesten Pariser Modelle zu erhalten. Sie bezog sie nebst ihren Hüten stets durch Monsieur de Macabaus Kurier. Sein Kanzleisekretär war der kleine Grignac, ein junger Bursche von satanischer Bosheit, der in alle Alben der Stadt Karikaturen von Tapeworm zeichnete.
Ihr Hauptquartier und ihre Table d'hôte befand sich im »Pariser Hof«, dem zweiten Gasthof der Stadt, und obwohl natürlich die Herren im öffentlichen Leben höflich zueinander sein mußten, so hieben sie doch mit rasiermesserscharfen Epigrammen aufeinander ein, etwa so, wie ich in Devonshire zwei Ringer gesehen habe, die sich gegenseitig die Schienbeine zerschlugen und doch mit keiner Miene ihren Schmerz verrieten. Weder Tapeworm noch Macabau schickten je eine Depesche an ihre Regierung ohne eine wütende Attacke gegen den Rivalen. Auf englischer Seite hieß es dann etwa: »Die Interessen Großbritanniens an diesem Ort und in ganz Deutschland sind gefährdet, wenn der gegenwärtige französische Gesandte weiter im Amt bleibt. Dieser Mensch besitzt einen schändlichen Charakter und scheut keine Lüge und kein Verbrechen, um seine Ziele zu erreichen. Er vergiftet die Stimmung des Hofes gegen den englischen Gesandten und stellt das Verhalten Großbritanniens im abscheulichsten und schändlichsten Licht dar. Unglücklicherweise beschützt ihn ein Minister, dessen Unwissenheit und Mängel ebenso notorisch sind, wie sein Einfluß verhängnisvoll ist.« Auf französischer Seite dagegen hieß es: »Monsieur de Tapeworm fährt in seiner dummen arroganten Inselpolitik und in den gemeinen Lügen gegen die größte Nation der Welt fort. Gestern soll er verächtlich von Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Berri gesprochen haben. Bei früherer Gelegenheit beleidigte er den tapferen Herzog von Angoulême und wagte anzudeuten, daß Seine Königliche Hoheit der Herzog von Orléans sich gegen den erlauchten Thron der Französischen Lilien verschworen habe. Überall dort, wo seine dummen Drohungen keine Furcht erregen, verstreut er sein Gold. Durch beides hat er gewisse Kreaturen am hiesigen Hof gewonnen. Mit einem Wort, in Pumpernickel wird erst Ruhe herrschen, Deutschland erst dann still, Frankreich geachtet und Europa zufrieden sein, wenn diese giftige Viper zertreten ist« und so weiter. Hatte die eine oder die andere Seite eine besonders scharfe Depesche losgelassen, so konnte man sicher sein, daß die Einzelheiten bald durchsickerten.
Ehe der Winter weit vorgerückt war, wußte man doch tatsächlich zu berichten, daß Amelia einen Abend vorsah, an dem sie in allem Anstand und in größter Bescheidenheit Gesellschaft empfing. Sie hatte einen Französischlehrer, der ihr wegen der Reinheit ihres Akzents und ihrer leichten Auffassungsgabe Komplimente machte. Sie hatte schon vor langer Zeit einmal Französisch gelernt und sich später die Anfangsgründe der Grammatik beigebracht, damit sie George darin unterrichten konnte. Madame Strumpff gab ihr Gesangsunterricht, und sie sang so gut und sicher, daß die Fenster des Majors, der gegenüber unter dem Ministerpräsidenten wohnte, stets offenstanden, damit er dem Unterricht lauschen konnte. Einige deutsche Damen – sie sind sehr sentimental und wenig anspruchsvoll im Geschmack – verliebten sich sofort in sie und duzten sie. Dies sind unwichtige Einzelheiten, aber sie melden von glücklichen Zeiten. Der Major machte sich zu Georges Tutor und übte mit ihm Cäsar und Mathematik. Sie hatten auch einen Deutschlehrer, und abends ritten sie neben Emmys Kutsche her. Sie selbst war zu ängstlich zum Reiten und schrie jedesmal entsetzt auf, wenn sie zu Pferde saß und die geringste Unregelmäßigkeit vorkam. So fuhr sie im Wagen und nahm gewöhnlich eine ihrer lieben deutschen Freundinnen mit, während Joseph auf dem Rücksitz schlief.
Er verliebte sich in die Gräfin Fanny von Butterbrod, ein sanftes, zärtliches, bescheidenes junges Geschöpf. Sie war zwar Gräfin und Stiftsdame, hatte aber ein Vermögen von kaum zehn Pfund pro Jahr. Fanny ihrerseits erklärte, daß der Himmel ihr keine größere Freude gewähren könne, als Amelias Schwester zu werden, und Joseph hätte eine Grafenkrone und ein gräfliches Wappen neben seines auf den Kutschenschlag und seine Gabeln setzen können. Aber – aber andere Ereignisse traten ein, als die großen Festlichkeiten anläßlich der Vermählung des Erbprinzen von Pumpernickel mit der lieblichen Prinzessin Amalie von Homburg-Schlippen-schloppen veranstaltet wurden.
Bei dieser
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