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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Dibben
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Geräusche, die er nicht gleich zuordnen konnte. Schließlich stellten sie sich als das Schnauben von Pferden und Klirren von Schwertern heraus. Er hörte Glocken, die Sturm läuteten, und Schreie von irgendwoher – zunächst nur aus einer Kehle, dann von einer ganzen Menschenmasse. Wie Bakterien in einer Petrischale wucherte der Lärm, bis er sich in konkreten Bildern manifestierte: Jake sah blutige Schlachtszenen, einstürzende Paläste, Feuersbrünste und verheerende Erdbeben. Er sah Reiter eine Zitadelle erstürmen und eine Gruppe Frauen, die unter panischem Geschrei versuchten, sich an das Ufer eines blutroten Flusses zu retten. Eine Gruppe Delinquenten, die mit Säcken über den Köpfen zu einem Galgen geführt wurden, während um sie herum der Schnee auf eine winterliche Stadt fiel. Zwei riesige Heere, die in einem Tal aufeinander zustürmten. Der Schlachtenlärm war so laut, dass Jake sich die Ohren zuhielt, während Bilder von sinkenden Schiffen und Bergen von Leichen auf ihn einstürmten.
    Nach einer schieren Ewigkeit ließen die Visionen endlich nach, und Jake fand sich an Bord der Avatara wieder. Um ihn herum waren nur der Wind und das gekräuselte Meer. Er setzte sich auf. Nachdem der Schwindel etwas nachgelassen hatte, ging er los, um nach Rose zu sehen. Er schaute hinüber zur Pinne, doch Rose war nicht mehr da, das Ruder ein Spielzeug der Wellen. Beunruhigt blickte er sich um, konnte Rose aber nirgendwo entdecken. Die Ringe des Konstantors hatten sich schon fast in dieselbe Ebene gedreht – sie würden jeden Moment den Horizontpunkt erreichen.
    »Rose!«, rief er und rannte zum Heck. »Rose, wo steckst du, verdammt?« Jake schaute hinunter auf die Wellen. War es wirklich möglich? Konnte Rose tatsächlich über Bord gefallen sein? Wenn ja, musste er es wissen, bevor die Avatara von dem Zeitstrudel erfasst wurde.
    Jake hatte keine Ahnung, wie lange er in der grässlichen Atomiumstarre verharrt hatte, und beschloss, unten in den Kabinen nachzusehen. Er rannte die Treppe hinunter, konnte zunächst aber auch dort niemanden entdecken. Eine nach der anderen riss er die Kajütentüren auf, bis er schließlich aus einer Ecke ein Stöhnen hörte. Da: Unter einer Decke ragte eine Sandale hervor.
    »Rose, was ist los mit dir?«, rief Jake und rannte zu dem Bett.
    Rose schien ihn nicht wahrzunehmen. Sie war voll und ganz in ihrer eigenen Welt, hielt ihren Umhängebeutel fest an die Brust gepresst und wälzte sich wie im Fieber hin und her.
    »Rose, wach auf! Wir sind gleich am Horizontpunkt!«
    Endlich schaute sie ihn mit glasigen Augen an. »Er liebt mich, weißt du …«, murmelte sie. »Jupitus Cole liebt mich. Und trotzdem heiratet er Oceane …«
    »Rose, wir haben jetzt keine Zeit für so was«, fuhr Jake sie an und versuchte, sie auf die Beine zu ziehen.
    »Ich hab geglaubt, ich würde ihn gar nicht lieben«, stammelte sie weiter, »aber jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher …«
    Jake fragte sich, ob Rose vielleicht betrunken war. Er ließ den Blick durch die Kabine schweifen, um zu sehen, ob irgendwo eine leere Flasche herumlag. Dann aber fiel ihm wieder ein, was für eine peinliche Vorstellung er selbst gegeben hatte, als er ins Venedig des Jahres 1506 gereist war: Er war im Kreuzschritt durch die Kombüse der Campana getanzt, und danach war er Topaz um den Hals gefallen. Ganz nüchtern hatte er damals bestimmt auch nicht gewirkt. Da kam ihm eine Idee. Er lief zurück an Deck, holte einen Eimer voll Wasser und schüttete es Rose mitten ins Gesicht. Charlie hatte damals bei ihm das Gleiche gemacht, und es hatte Wunder gewirkt. Leider ging der Plan nicht auf: Rose schaute ihn nur kurz entsetzt an, dann trat sie wieder weg.
    »Rose?« Jake packte sie bei den Schultern und schüttelte sie durch, aber es war zwecklos.
    »Sieht ganz so aus, als würde mir nichts anderes übrig bleiben«, sagte Jake zu sich selbst. »So schwer kann es ja nicht sein. Wenn die es können, kann ich es auch …«
    Er stürmte die Treppe hinauf und ans Heck zu der immer noch wild hin und her pendelnden Ruderpinne. Die Ringe des Konstantors hatten sich mittlerweile wieder ein kleines Stück voneinander entfernt – sie waren vom Kurs abgekommen.
    Verdammt! Bloß das nicht . Jake packte die Pinne mit beiden Händen und zog mit aller Kraft daran, bis die Avatara endlich herumschwenkte und die Ringe sich wieder aufeinander zubewegten.
    »Zehn, neun, acht …«, zählte Jake, und das Schiff begann zu zittern. Es muss

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