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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Dibben
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Adern floss?
    Am frühen Nachmittag kam eine Insel in Sicht. »Das dürfte es sein!«, rief Charlie. »Vulcano, die südlichste der Äolischen Inseln.« Er holte sein Teleskop hervor, spähte kurz hindurch und reicht es Jake. Der war einigermaßen erstaunt über das, was er sah. Die Insel war gerade mal zehn Kilometer breit, vielleicht weniger. Menschliche Ansiedlungen konnte er bis auf die wenigen Häuser neben dem kleinen Hafen keine entdecken. Die Klippen ragten schroff auf, und die fruchtbare Vulkanerde darüber war so dicht bewaldet, dass die Insel aussah wie ein zu groß geratener, roh geschliffener Smaragd. Fragend blickte er Charlie an.
    »In der Tat ein reichlich seltsames Domizil für unsere kleine Französin«, sagte Charlie. »Kaum bewohnt und bis auf die wenigen Minen vollkommen uninteressant. Nicht einmal der Vulkan ist zurzeit aktiv. Natürlich ranken sich allerlei Legenden um die Insel. In der Mythologie heißt es, der Krater würde direkt in die Schmiede des Vulcanus führen, in anderen Überlieferungen gilt er als Eingang zur Unterwelt.«
    Bei dem Wort »Unterwelt« warf Nathan Charlie einen nervösen Blick zu.
    Als die Avatara in die kleine Bucht einfuhr, bemerkte Jake einen säuerlich stechenden Geruch, der mit jedem Meter stärker wurde.
    Nathan rümpfte die Nase. »Beim Jupiter«, brummte er. »Hast du schon wieder von den roten Linsen genascht, Charlie? Ich dachte, das Thema hätten wir oft genug besprochen.«
    »Das ist Schwefel, du Idiot«, knurrte Charlie. »Eines der Mineralien, die hier abgebaut werden.« Er deutete auf Kisten voll giftig gelber Gesteinsbrocken, die am Ende des Piers aufgestapelt waren. »Neben Kohle«, fügte er hinzu und nickte in Richtung von ein paar bis oben hin gefüllten Loren.
    Woher auch immer der Gestank kam, Nathan konnte ihn nicht ertragen. Er zog sein seidenes Taschentuch hervor und hielt es sich über die Nase.
    Die Avatara hatte die Anlegestelle fast erreicht. Eine Handvoll griesgrämiger Minenarbeiter mit vom Kohlenstaub schwarz verschmierten Gesichtern beobachtete das Schiff aus zusammengekniffenen Augen.
    »Fremde mögen sie hier wohl nicht so gern«, sagte Nathan durch sein Seidentuch hindurch.
    Charlie ignorierte die Bemerkung und sprang auf den Steg.
    Die vollkommen abgemagerten Arbeiter starrten ihn an, als würden sie ihn am liebsten zum Abendessen verspeisen, doch Charlie ließ sich nicht abschrecken. Er begrüßte sie freundlich und zeigte ihnen die Karte. Dann fragte er sie in fließendem Latein in aller Ausführlichkeit aus. Nach ein paar Minuten kam er zufrieden zurück.
    »Wenn ich alles richtig verstanden habe, beziehen sich Topaz’ Koordinaten auf einen kleinen Tempel, eine Stunde den Berg hinauf. Er ist seit Jahrzehnten verlassen und war ursprünglich Proserpina geweiht, der römischen Göttin der Unterwelt.« Wieder kam dieser ungewohnt unsichere Blick von Nathan. »Die Dame wird auch die ›Königin der Schatten‹ genannt, was in Zusammenhang mit Topaz’ Postskriptum nicht uninteressant ist. Laut der römischen Mythologie wurde Proserpina von Pluto entführt, worüber sie so depressiv wurde, dass von ihren guten Eigenschaften bald nichts mehr übrig war und selbst ihre eigene Mutter sich von ihr abwandte.«
    »Ja, hochinteressant«, schnitt Nathan ihm das Wort ab. »Warum haben die Kerle ständig die Köpfe geschüttelt, als du mit ihnen geredet hast?«
    »Ach, das war wegen eines alten Aberglaubens, der besagt, in dem Tempel würden die Geister von Proserpinas Opfern umgehen.«
    »Was? Kommt nicht infrage!« Nathan kreischte beinahe. »Du weißt genau: Mit Geistern, egal in welcher Form, will ich nichts zu tun haben!« Er zitterte sogar leicht. »Geht ihr beiden schön allein da rauf. Ich bewache inzwischen das Schiff. Wahrscheinlich kommt sowieso nichts dabei heraus. Warum sollte Topaz uns zu einem gottverlassenen Tempel mitten im Nirgendwo lotsen? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Genau deswegen sollten wir der Sache auf den Grund gehen«, blaffte Charlie zurück und zog seine Toga enger. »Und zwar mit vereinten Kräften, Agent Wylder. Kneifen gilt nicht!«
    Kurz darauf eilten sie den steilen Pfad zu dem verlassenen Tempel hinauf, während Mister Drake an Bord der Avatara genüsslich sein Mittagessen verspeiste. Unter dem schattigen Blätterdach des Waldes war es angenehm kühl, und der würzige Duft von Pinien stieg ihnen in die Nase. Bis auf gelegentliches Vogelgezwitscher war alles ruhig. Wenn irgendwo ein Ast knackte, blieb Nathan

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