Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
retten?«, wiederholte Charlie. »Wie meinst du das?«
Austerio beugte sich ganz dicht heran und flüsterte: »Es bricht mir das Herz, euch diese schlimme Kunde zu überbringen, aber eine landesweite Revolte steht kurz bevor. Blutig und grausam, zehnmal schlimmer noch als der Aufstand des Spartacus. Die Welt steht am Rande des Abgrunds!« Er hob die Hand. »Doch verzweifelt nicht, denn ich werde das Meine tun, um die Katastrophe doch noch abzuwenden.«
Als sie jedoch wissen wollten, wie die ihm zugedachte Rolle genau aussehen sollte, war Austerio überfragt. Er murmelte lediglich etwas in der Art wie: »Das Reich braucht seinen Kaiser«, dann verstummte er. Auch wer den Aufstand anführte, wusste er nicht.
Die Agenten wollten ihn noch mit einer ganzen Menge weiterer Fragen bestürmen, da ertönte eine Glocke.
»Es ist so weit«, keuchte Austerio. »Die vierte Stunde. Man wird mich jeden Moment holen«, erklärte er. »Geht, denn wenn sie euch hier finden, wird man keine Gnade mit euch haben.«
»Dich holen?«, fragte Nathan.
»Heute Abend habe ich meinen ersten Auftritt. Vor den Festgästen«, antwortete Austerio. »Als Generalprobe für morgen, sozusagen.«
»Was ist morgen?«, bohrte Nathan weiter.
»Ich werden zum ersten Mal vors Volk treten. Im Circus Maximus. Doch jetzt geht!« Er schob sie auf die Treppe zu. »Leopardo wird jeden Moment hier sein, und ich muss mich fertig machen.«
Als sie den Namen Leopardo hörten, hatten es auch die Agenten plötzlich eilig. Sie versicherten noch, dass sie die morgige Vorstellung auf keinen Fall verpassen würden, dann verabschiedeten sie sich und rannten die Stufen hinauf.
»Gebt gut auf euch acht, oh meine getreuen Bewunderer«, rief Austerio ihnen hinterher. »Ich tue zwar alles in meiner Macht Stehende, um das heraufziehende Unglück zu verhindern, aber in Rom ist im Moment niemand seines Lebens sicher!«
Oben stieß Charlie einen kurzen Pfiff aus, und Lucius ließ die Seile herunter. Nathan kletterte mit atemberaubender Geschwindigkeit hinauf, Charlie folgte kurz dahinter.
Jake konnte nicht anders, als diesen verschrobenen Besserwisser, der zwanzig Sprachen fließend beherrschte und sich mit Quantenphysik auskannte, für seine Fitness zu bewundern. Charlie mochte sich nicht so elegant bewegen wie Nathan, war aber kaum langsamer als er – und vor allem deutlich schneller als Jake, der gerade erst die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, als die Tür zum Kontrollraum aufflog und Leopardo hereinkam.
16
Andromeda und das Seeungeheuer
M it Entsetzen beobachteten Nathan, Charlie und Lucius, wie Jake hilflos an dem knarrenden Seil baumelte, während Leopardo den Raum betrat. Er schien Jake jedoch nicht zu bemerken, denn er lief direkt zur Treppe und rief nach Austerio.
Die Agenten atmeten auf und hofften, Leopardo würde hinuntergehen, und sie könnten Jake unbemerkt nach oben ziehen. Doch stattdessen stellte er sich vor den Wandspiegel und bewunderte wie Nathan zuvor sein Ebenbild, bis Austerio endlich heraufkam.
Der Schauspieler hatte kaum das Ende der Treppe erreicht, als er Jake und das Seil sah. Laut schnappte er nach Luft.
Jake zuckte zusammen und lockerte nur für einen Sekundenbruchteil seinen Griff, und schon rutschte er ab. Er packte mit aller Kraft zu. Der raue Hanf schnitt in seine Handflächen, aber er konnte den Sturz gerade noch rechtzeitig abfangen. Jetzt hing er noch weiter unten. Die Katastrophe schien unvermeidlich.
»Wie sehe ich denn aus?«, rief Austerio plötzlich und betrachtete schockiert sein Spiegelbild. »Ich sagte doch, diese Treppe ist zu steil. Bei jedem Schritt verrutscht irgendetwas. Seht Euch das an!« Er stellte sich neben Leopardo und bat ihn, seinen Lorbeerkranz zurechtzurücken.
Den Agenten fiel ein Stein vom Herzen. Lucius zog Jake nach oben, und dabei passierte es: Die Maske, die Jake unter seine Toga gesteckt hatte, rutschte heraus. Er versuchte noch, sie im Fallen mit einer Hand zu erwischen, aber es war zu spät.
Als Austerio aus dem Augenwinkel die Maske Richtung Boden trudeln sah, begann er sich lauthals über den Schnitt seiner Tunika zu beschweren.
Leopardo platzte der Kragen. Schnaubend wandte er sich zur Ausgangstür, und dabei entdeckte er die Maske auf den Fliesen. Er stutzte und hob sie auf. Sein Blick wanderte zu Austerio und dann hinauf zur Kuppel. Alles, was er dort sah, waren Agatas Sternenkarte und das leere Oberlicht. Jake, das Seil und die anderen Agenten waren weg. Leopardo öffnete
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