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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Dibben
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dem Tisch stand ein Meslith-Schreiber, daneben stapelten sich bis zum Bersten gefüllte Ordner. Die Wände waren regelrecht tapeziert mit Land- und Seekarten. »Hier ist China …«, sagte Miriam und deutete auf eine der Karten.
    »Sieht aus wie das alte Kanton«, murmelte Alan.
    »Und es ist alles auf Chinesisch.« Miriam schüttelte ungläubig den Kopf. »Die Bücher, die Karten, sogar die Beschriftung des Globus. Was in aller Welt hat unsere Oceane mit China zu schaffen, Alan?«
    »Nicht nur Oceane«, erwiderte er und hielt ihr einen der Aktenordner hin. »Das ist Jupitus’ Handschrift, keine Frage.« In schön geschwungenen Lettern stand darauf:
    Korrespondenz zu:
    Operation schwarzer Lotus
    Streng geheim
    Alan klappte den Deckel auf. In dem Ordner befand sich ein Stapel Meslith-Kommuniqués, ebenfalls alle auf Chinesisch. »Das Pergament ist noch ganz frisch«, sagte er. »Die Nachrichten können noch nicht sehr alt sein.«
    »Sieh dir mal die Initialen am Ende an!«, keuchte Miriam.
    Jede Nachricht war mit XIX unterschrieben. Es waren die einzigen Buchstaben in lateinischer Schrift.
    »Xi Xiang?«, murmelte Alan. »Das ist unmöglich!«
    Sie kannten den Namen. So wie die Zeldts die Geißel der westlichen Hemisphäre waren, war Xi Xiang der erbittertste Feind der Geschichtshüter im Fernen Osten. Er war genauso blutrünstig wie exzentrisch, liebte den großen Auftritt und hatte eine geradezu groteske Vorliebe für Verkleidungen. Nicht selten gab er sich als einer seiner eigenen Sklaven aus oder trug zu seinen grausamen Feldzügen Fantasiekostüme, was nicht nur vollkommen geschmacklos, sondern auch absolut widersinnig war, denn Xi Xiangs Gesicht war unverwechselbar: Er hatte drei Augen. Das dritte saß missgebildet und mit halb geschlossenem Lid seitlich über der rechten Schläfe.
    »Ich glaube, es ist besser, wir holen Galliana«, sagte Miriam.
    Blass vor Bestürzung kam die Kommandantin noch im Morgenrock die Treppe herunter. Sie ließ den Blick kurz durch die geheime Kammer schweifen, nahm den Ordner und setzte sich damit an einen Tisch oben in der Bibliothek. Galliana zog ihre Brille hervor und überprüfte, ob es sich wirklich um Jupitus’ Handschrift handelte, dann schlug sie den Deckel auf. Sie hatte kaum die ersten Zeilen gelesen, da wich auch das letzte bisschen Farbe aus ihrem Gesicht, und sie schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. Atemlos ging sie Seite um Seite durch, ihre Augen rasten nur so über die Zeilen, dann klappte sie mit einem lauten Knall den Ordner zu. Mit zitternden Fingern nahm Galliana ihre Brille ab.
    »Benachrichtigt Rose Djones. Sofort. Jupitus Cole muss unverzüglich in Gewahrsam genommen werden. In Ketten, wenn nötig. Wir müssen ihn verhören.« Sie blickte Miriam und Alan an. Keiner der beiden hatte sie je so aufgewühlt gesehen. »Es geht um Leben und Tod. Habt Ihr das verstanden? Um unser aller Leben.«
    Drei Stunden waren seit seinem Gespräch mit Topaz vergangen, aber Jake war immer noch nicht eingeschlafen. Grässliche Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorbei und ließen ihm keine Ruhe: der Kampf in Agatas Stadion, Lucius’ Gefangennahme, Nathans Zorn, Topaz’ Verzweiflung.
    Und immer wieder musste er an Lucius’ Familienschicksal denken. An den grausamen Piratenüberfall, an Lucius, wie er als Kind in den Silberminen geschuftet hatte. Dazwischen hörte er die Schreie seines kleinen Bruders, wie sie einsam über dem Meer verhallten … »Er hat einen Bruder«, murmelte Jake. »Warum hat er mir das nicht gesagt?«
    Was noch verschlimmernd hinzukam: Jake war sich nur allzu bewusst, dass er innerhalb von nur zwei Wochen zweimal grauenvoll versagt hatte. Schon der Verlust des dringend benötigten Atomiums in Stockholm war auf sein Konto gegangen, und jetzt auch noch das …
    Wieder und wieder schüttelte Jake den Kopf, als hätte er damit die düsteren Gedanken verscheuchen können. Aber es klappte nicht. Er wälzte sich hin und her, drehte sich auf den Rücken und dann wieder auf den Bauch, versuchte, sich auf die Kerze zu konzentrieren, die immer noch auf dem kleinen Tisch brannte, und einmal probierte er es sogar mit Schäfchenzählen. Nichts davon funktionierte. Er würde in dieser Nacht keinen Frieden mehr finden.
    Da kam ihm ein Gedanke. Es war gefährlich, aber Jake wusste: Es war der einzige Ausweg aus seinem Dilemma.
    Ich werde losgehen und Lucius suchen. Ich werde ihn finden und retten.
    Jake vergrub den Kopf unterm Kissen. Das ist Wahnsinn,

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