Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
den Wänden widerhallte.
»Caspar …«, wiederholte Jake verdattert. Es war der arme Junge, der in der Nacht, als Jake in Stockholm versagt hatte, von Leopardo angeschossen worden und um ein Haar im Hafenbecken ertrunken war. Die wilde Tirade, die Jake danach über sich hatte ergehen lassen müssen, klang ihm jetzt noch in den Ohren. »Ich hoffe, du hast wenigstens genug Verstand, um zu begreifen, was du angerichtet hast, du elender Verräter!«, hatte er Jake ins Gesicht gebrüllt. Und jetzt stand er vor ihm, Caspar Isaksen der Dritte, mitten im antiken Rom, in Toga, Umhang und Sandalen, seine Wangen röter denn je.
»W-was tust du hier?«, fragte Jake verwirrt.
»Gute Frage. Verrückt, nicht?« Caspar nickte und beugte sich ganz nahe an Jake heran. »Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin hier auf einem Einsatz! Streng geheim, versteht sich.«
»Ein Einsatz?«, wiederholte Jake. »Was für ein Einsatz?«
»Warte kurz …« Caspar wühlte in dem Leinensack, der über seiner Schulter hing. »Ich muss nur nachsehen, ob das Sesambiskuit noch ganz ist. Du hast mich ganz schön durchgeschüttelt gerade eben.« Er zog ein krapfenähnliches, halb zerdrücktes Stück Gebäck aus seinem Beutel und stopfte es sich in den Mund. »Hmm, köftlich«, erklärte er unter lautem Schmatzen. »Könnte ef glatt auf die Lifte meiner Lieblingffpeifen faffen.« Endlich schluckte er. »Möchtest du auch eins?«
Jake schüttelte den Kopf. »Viel lieber würde ich wissen, was du hier machst. Hat dich das Hauptquartier geschickt?«
»Klar, natürlich.« Caspar nickte eifrig. »Kommandantin Goethe persönlich hat den Einsatzbefehl unterschrieben. Die Sache ist so geheim, dass nur sie selbst und mein Vater davon wissen …«
Jake dachte an Caspars Vater – Caspar Jakob Isaksen –, der irgendwo in einem Geheimlabor in Nordschweden das Atomium herstellte. Seit Gründung des Geheimdienstes versorgten die Isaksens die Geschichtshüter mit der kostbaren Substanz.
»Und wie lautet dein Auftrag?«, hakte Jake nach.
»Wie ich schon sagte, die Sache unterliegt der unglaublich allerstrengsten Geheimhaltung. Andererseits sehe ich keinen Grund, warum ich es dir nicht erzählen sollte. Mir wurde gesagt, dass ich dich höchstwahrscheinlich hier treffen würde.« Caspar blickte misstrauisch über die Schulter und bedeutete Jake, näher heranzukommen. »Mein Befehl lautet, das Atomium zurückzuholen, das uns in Stockholm gestohlen wurde … Ich bin sicher, du erinnerst dich«, fügte er mit spitzem Unterton hinzu.
Jake nickte betreten. »Ja … und ich möchte dir noch einmal sagen, wie entsetzlich leid es mir tut«, erwiderte er todernst. »Dass ich dich in so schlimme Gefahr gebracht habe, dass ich alle in so schlimme Gefahr gebracht habe.« Ihm war unangenehm bewusst, dass er sich noch nie in seinem Leben so oft hatte entschuldigen müssen wie innerhalb der letzten zwei Wochen.
»Ach, Schwamm drüber«, meinte Caspar und klopfte ihm auf die Schulter. »Vergangen und vergessen. Du hast einfach getan, was dir das Richtige erschien. Aber jetzt zurück zu meinem Auftrag. Stell dir vor, meinem Vater ist es doch tatsächlich gelungen, das gestohlene Atomium aufzuspüren! Jede Charge, sagte er, hat eine ganz spezifische magnetische Signatur – ziemlich kompliziert und hoch wissenschaftlich das alles –, und die hat er zurückverfolgt bis zu den Zeitkoordinaten, an denen wir uns gerade befinden. Ich wurde ausgeschickt, um es zurückzuholen. Ich lief gerade zufällig über das Forum Romanum und überlegte, welche Schritte ich als Nächstes unternehmen sollte, da sah ich dich auf diesen Weg hier einbiegen. Ich war nicht sicher, ob ich dich ansprechen sollte, und deshalb bin ich dir erst einmal unauffällig gefolgt …«
»Und was für ein Glück, dass wir uns begegnet sind«, unterbrach Jake aufgeregt, »denn ich weiß, wo das Atomium sein muss! Der arrogante Schnösel, der es uns gestohlen hat, dieser Leopard, wie er sich nannte, hält sich in einer Villa hier oben auf dem Palatin auf. Weniger als eine halbe Meile von hier.«
»Tatsächlich?«
»Absolut. Wir waren schon dort, und ich gehe gerade ein zweites Mal hin.« Jake hielt inne und überlegte. »Wenn wir das Atomium finden wollen, sollten wir besser die anderen mitnehmen. Sie sind in unserem Unterschlupf unterhalb der Basilica Aemilia.«
»Wo, sagtest du, sind sie?«, fragte Caspar.
»Im Büro am Forum Romanum«, wiederholte Jake und deutete auf den Platz unterhalb. »Der Eingang
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