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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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schlimmer. Er steckte die Pässe in die Brusttasche seines Blazers, hob seine Schultasche vom Boden auf und nahm eins der Bücher heraus: das Geschichtsbuch, über das Jupitus sich so verächtlich ausgelassen hatte. Jake blätterte es kurz durch und betrachtete die Illustrationen historischer Momente. Sein ganzes Leben lang hatte er sich gefragt, wie es wäre, dabei zu sein, in der Welt zu leben, die auf diesen Seiten lediglich in Vierfarbdruck wiedergegeben war. Er warf das Buch aufs Bett, ließ auch die Schultasche liegen und rannte los.
    Er versuchte, den Weg zurück durch das Labyrinth aus Fluren und Treppen zu finden, musste mehrmals umkehren, wenn er sich getäuscht hatte, und erreichte schließlich die Rüstkammer, von der aus er zurück zur Haupttreppe gelangte. Wieder fühlte er sich von dem undurchdringlichen Blick Sejanus Poppoloes, des vor langer Zeit verstorbenen Gründers der Geschichtshüter, verfolgt, rannte weiter und öffnete vorsichtig das nietenbesetzte Tor, das zum Anlegesteg führte.
    Glücklicherweise war keine Menschenseele in Sicht, und die Campana lag verlassen vor ihm. Jakes Herz pochte wie wild, während er sich auf Zehenspitzen vorwärtsschlich, auf das Schiff zu. Er wollte gerade die Laufplanke überqueren, als eine donnernde Stimme ertönte.
    Â»Na, schon gut eingelebt?«, fragte Nathan, der plötzlich an Deck auftauchte und gemächlich seinen Umhang zuknöpfte.
    Jake machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Nathan trug jetzt vollkommen andere Kleidung als noch vorhin: ein eng sitzendes Jackett und eine ebensolche Kniehose aus dunkelblauem Wildleder, dazu hohe, wunderbar weich aussehende Lederstiefel. An seiner Hüfte hing ein glänzender Degen, und um den Kopf hatte er sich ein Tuch gebunden, das ihn ein bisschen wie einen Piraten aussehen ließ.
    Â»Ja, ganz gut«, antwortete Jake. »Das willst du für die Reise anziehen?«
    Â»Die Mode im Italien des frühen sechzehnten Jahrhunderts ist eine komplizierte Angelegenheit«, erwiderte Nathan und steckte sich einen kleinen Diamanten ins Ohr, »aber ich würde sagen, ich habe die Balance ganz gut hingekriegt. Findest du nicht?«
    Â»Sieht sehr authentisch aus«, stimmte Jake zu, auch wenn er keine Ahnung hatte, was für eine Art von Balance Nathan gemeint hatte. »Und ihr fahrt mit dem Schiff hier?«, schob er schnell hinterher, um Nathan davon abzuhalten, ihn zu fragen, was genau er hier eigentlich machte.
    Â»Der alte Holzeimer mag äußerlich nicht viel hermachen, aber er hat uns noch nie im Stich gelassen«, antwortete Nathan und gab dem Mast einen kräftigen Klaps. »Der Legende nach hat Christoph Columbus sich auf diesem Schiff selbst das Segeln beigebracht.« Er sprang auf den Steg. »Jetzt muss ich den Rest meiner Garderobe zusammenstellen. Das Geheimnis eines bestechenden Aussehens – überall und zu jeder Gelegenheit – ist nämlich Folgendes: Variationsmöglichkeiten!« Mit diesen Worten schritt er zurück ins Schloss.
    Nachdem Nathan verschwunden war, atmete Jake noch einmal kurz durch, tat so, als wolle er sich das Schiff nur ansehen, überquerte die Laufplanke und ging an Deck. Nur für den Fall, dass jemand ihn beobachtete, verbrachte er extra viel Zeit damit, die Segel zu begutachten, den Mast und das Steuerrad, bevor er sich ein letztes Mal verstohlen umsah und über die knarrenden Stufen des nächstbesten Niedergangs unter Deck verschwand.
    Unten angekommen, begann er sofort mit der Suche nach einem geeigneten Versteck. Es gab eine kleine Kombüse mit zwei Ausgängen, von denen der eine zu einer gemütlichen Kabine im Bug führte, in der Topaz’ Reisekoffer stand, und der andere zu einer winzigen Kajüte mit einer einfachen Holzpritsche darin, auf der sich Nathans Schrankkoffer stapelten.
    In diesem Moment hörte Jake ein dumpfes Geräusch oben an Deck. Es wurde weitere Ladung an Bord gebracht. Dann erklang erneut Nathans Stimme: »Das wäre alles. Bringt die Koffer einfach in meine Kajüte. Ich werde die Sachen selbst auspacken. Aber Vorsicht, der Mantel in dieser Kiste da hat einmal Karl dem Großen gehört!«
    Jake hörte Schritte unter Deck kommen und dann einen Aufschrei, als einer der Träger ein schweres Gepäckstück fallen ließ, gefolgt von einem gemurmelten »Gott sei Dank hat der amerikanische Lackaffe das nicht gesehen«.
    Jake

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