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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Männer die Häuser mit dem Becherwerk, den Pumpen und dem blasenden Wetterrad. Überall drängten sich verdreckte Männer unter den vorspringenden Schindeldächern zusammen. Einige von ihnen reinigten in den Sturzbächen noch Körbe und Hunte auf wackeligen Rädern, dazu ihr eigenartiges Werkzeug, das der Münzmeister als Fäustel, Ritsel und Kratsel bezeichnete.
    Sie drängten sich an Wäschern und Klaubern vorbei, bis sie eine Gruppe von Steigern und Hauern erreichten. Der Münzmeister blieb stehen und legte seine Hand auf Jakobs Arm.
    »Hört Ihr? Sie schimpfen wieder über die schlechte Ausbeute und die zu hohe Abgabe an den Landesherrn. Sigismund bekommt jeden zehnten Kübel Roherz als Entgelt dafür, dass die Grubenbesitzer in seinen Bergen schürfen dürfen.«
    »Und die anderen neun Kübel?«
    »Die gehen ebenso wie der Anteil des Landesfürsten zum Schmelzen in die Hütten. Wisst Ihr, wie das gemacht wird?«
    Jakob schüttelte den Kopf.
    »Ihr solltet es einmal im Leben gesehen haben, wenn aus dem geschmolzenen Metall wie bei aufreißenden Wolken das Licht des Silberglanzes aufblitzt. Nur einmal, Meister Fugger, und Ihr werdet die Magie des edlen Metalls nie wieder vergessen.«
    »Wenn ich Euch richtig verstanden habe, dann gehört das rohe Erz ebenso wie das in den Hütten geschmolzene Silber immer noch den Unternehmern hier?«
    »Ganz recht. Wir zahlen einen festen Preis zwischen fünf und sechs Gulden pro Gewichtsmark.«
    »Also zweihunderteinundachtzig Gran, wenn man es auf eine Apothekerwaage legen würde.«
    »Genauso ist es«, bestätigte der Münzmeister. »Aber das Silber hat eigentlich einen Handelswert, der doppelt so hoch ist wie das, was wir zahlen.«
    Diesmal lächelte Jakob Fugger.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Mein Bruder Ulrich bekommt schon glänzende Augen, wenn er nach Abzug sämtlicher Kosten ein Drittel Gewinn behält. Aber zum halben Preis Silber einkaufen hört sich viel besser an.«
    »Es reicht aber leider nicht«, seufzte der Münzmeister, während sie ins Innere des größten Hauses gingen. »Allein in diesem Bereich fördern sie das Gewicht von fast tausend Ochsen an reinem Silber im Jahr. Aber der Fürst in Innsbruck kommt damit kaum über die ersten Monate. Und die Grubenbesitzer können nicht mehr fördern, weil sie nicht genug Gewinn machen, um ihre Stollen so auszubauen, wie es sein müsste.«
    Er ging zur Seite, begrüßte einige der Steiger und den Berghauptmann. Jakob in seiner Rolle als neuer Gehilfe des Münzmeisters war nicht wichtig genug, um ihn bei allen vorzustellen. Erst nach einer Weile kam der Münzmeister zurück.
    »Du kommst jetzt mit hinein«, sagte er gut gelaunt, wenngleich Jakob wohl bemerkte, dass ihm das seinem vorgeblichen Rang angemessene herablassende »Du« noch nicht ganz glatt über die Lippen ging. »Ich werde dir jetzt zeigen, wie es tief unten im Bauch des Berges aussieht.« Und flüsternd setzte er hinzu: »Auch das müsst Ihr gesehen haben, wenn Ihr richtig beurteilen wollt, worum es hier geht.«
    Genau eine Woche später befand sich Jakob Fugger nicht mehr in einer Grube, sondern in der Höhle des Löwen, den er so zu zähmen hoffte, dass er ihm aus der Hand fraß. Er merkte sofort, dass einiges von dem, was ihm Zink und der Münzmeister erzählt hatten, nicht stimmen konnte. Mehrmals liefen ihm in den Gängen und Räumen des Innsbrucker Schlosses Männer über den Weg, die er bereits in Augsburg, Venedig oder Antwerpen gesehen hatte.
    Nichts innerhalb des Schlosses sah nach Geldmangel aus. Im Gegenteil – bei allen Gesprächen, an den Speisetischen und bei den Geselligkeiten hörte er, wie sehr alle mit ihren Reichtümern und ihren Erfolgen prahlten. Mit wem er auch sprach, einen Humpen Bier trank oder einen Becher Wein leerte – sie alle redeten nur vom Geschick und Erfolg der Grubenbesitzer und vom schier unerschöpflichen Strom neuen Silbers, der so reichlich floss, dass alle Beteiligten ihre Freude daran hatten.
    Jakob wusste, dass er ständig beobachtet wurde. Es störte ihn nicht, denn das war er aus seiner Zeit in Herrieden gewöhnt. Außerdem gehörte der stete Blick auf die Konkurrenten zu den wichtigsten Vorbereitungen für jeden guten Handel. Dennoch schien es, als entlohnten die Herren der Handelshäuser von Augsburg, mit denen die Fugger konkurrierten, ihre Spione nur sehr spärlich, denn Jakob konnte sehr schnell einen der alles sehenden, alles hörenden Habichtsvögel auffliegen lassen. Und genau das tat er, als ihm

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