James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten
schwerer als ihre Tochter. Sie mochte Anfang Vierzig sein, nicht unattraktiv, aber von der frühverblüten Schönheit südländischer Frauen. Genauso könnte ihre Tochter in zwanzig Jahren aussehen. Die Signora trug ein schwarz-weiß geblümtes Seidenkleid und Pumps mit Knöpfen, wie sie in den dreißiger Jahren Mode waren. Sie hatte ihr schwarzes gefärbtes Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen.
Elsa stand aufgeregt neben ihr. Sie hatte sich ganz besonders aufgedonnert, mit der schicksenhaften Ithakerelegance der höheren Mafiatöchter: Zwölf Zentimeter hohe Absätze, geschnürte Taille, großblumiges, rotweißes Kleid mit weitem Rock, tiefer Ausschnitt und jede Menge Klunker an Hals, Ohren und Händen. Sie war übertrieben geschminkt und trug eine rote Rose im schwarzen Haar.
Der Agent Ihrer britischen Majestät trat gemessenen Schrittes vor die Familie.
„Das ist Mr. Bonk, Vater.“ So stellte ihn der Idiot von Rocco vor. „Er ist Engländer und ein Lord oder Graf oder so was!“
„Bomb“, korrigierte ihn der Agent säuerlich. „James Bomb. Sehr erfreut, Mr. Pappardelle.“
Don Vico breitete seine Arme aus und ging würdevoll auf ihn zu, bis er mit seinem Bauch an Bombs Gürtel stieß. Er zog den Agenten an sich und küßte ihn mit rasierseifenverklebtem Bart rechts und links auf die Wangen, wobei seine Bartstoppeln über Bombs Kinn schabten.
„Willkommen, Retter meines Kindes“, rief er bewegt. „Seien Sie uns willkommen.“
Er preßte Bomb noch fester an seinen Ranzen. Darauf trat er gerührt zurück und fuhr sich über seine Augen.
Schon stürzte die Mutter auf Bomb zu. Sie drückte den Agenten an ihre wogende, parfümduftende Busenfülle, benetzte seine Backen mit salzigen Tränen, küßte ihn schmatzend auf beide Seiten, in ziemlicher Nähe seines Mundes, und stammelte schluchzend: „Dank... Dank... Seien Sie gesegnet, Sie lieber, guter Mensch.“
Sie entließ ihn nur zögernd aus ihrer fleischlichen Umarmung.
Dann flog Elsa auf ihn zu und an seinen Hals.
„Mein Retter! Wie soll ich Ihnen danken!“
Sie preßte nicht nur ihren beachtlichen Busen, sondern auch ihren runden Bauch und ihre strammen Schenkel an ihn, so daß der Agent — seit Tagen schon ohne weibliche Gesellschaft — Mühe hatte, die Contenance zu bewahren. Um so mehr, weil er, in der rechten Hand die Orchideenschachtel und in der linken das Blumenbukett, diesen stürmischen Umarmungen hilflos ausgesetzt war. Bomb hoffte nur, daß niemand seine unschickliche Erregtheit bemerken würde. In etwas gekrümmter Haltung wandte er sich an Signora Pappardelle und übergab ihr die Orchideenbox.
„Äh, darf ich Ihnen diese Blumen überreichen, gnädige Frau und Ihnen diese, Signorina?“ Er hielt das Rosen-Jasmin-Zittergrasgestrüpp der errötenden Elsa hin, die ihr feuerrotes Gesicht in die Blüten versenkte.
„Oh, die schönen Blumen, das wär doch nicht nötig gewesen“, gurrte Signora Pappardelle. „Sind Sie wirklich ein Lord oder Graf?“ fragte sie aufgeregt. „Dann wohnen Sie wohl auf einem Schloß in England?“
„Ich führe den Titel ,Sir‘ , Madam“, klärte Bomb sie würdevoll auf. „Er ist mir vor nicht allzulanger Zeit von der Königin verliehen worden. Auf einem Schloß wohne ich leider nicht; meine Familie und ich, fürchte ich, sind nicht allzusehr mit irdischen Gütern gesegnet.“
„Das macht nichts, wir haben Geld genug. Die Hauptsache ist, Sie haben einen Titel“, platzte Signora Pappardelle heraus und warf einen bedeutungsvollen Blick auf Elsa.
Es trat eine etwas verlegene Pause ein, die, hätte man das erneute heftige Erröten von Elsa akustisch wahrnehmen können, durch ein donnerndes Brausen ausgefüllt worden wäre.
Don Vico beendete das peinliche Schweigen, indem er in die Hände klatschte und rief:
„Wein! Bringt Wein, wir wollen auf unseren Gast trinken.“ Ein als Butler verkleideter alter Ganove in weißer Jacke stolperte mit einem silbernen Tablett, auf dem fünf hochstielige, mit Rotwein gefüllte Gläser standen, herbei.
Nachdem alle zugegriffen hatten, hob Don Vico sein Glas und rief pathetisch: „Auf den Retter meines Kindes. Gottes Segen auf sein Haupt!“
Er stieß feuchten Auges mit dem Agenten an, unter Seufzen und Tränen folgten ihm die Frauen seines Hauses.
Nur der mißmutige Rocco zeigte keine Gefühlsregung. Bomb nahm einen Schluck des tiefroten Weines.
Es war ein fürchterlicher Sauerampfer.
Da er bemerkte, daß der Alte ihn anerkennungsheischend ansah,
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