James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten
wieder ein richtig gemütlicher und spießiger Familienabend.
Don Vico rauchte zur Feier des Tages unter Verdi-Klängen zwei dicke Importzigarren, Donna Lucia häkelte an ihrer Stola und Elsa kuschelte sich, immer schöner werdend, eng an den Agenten.
Gegen halb zehn gähnte die Signora dezent, aber unübersehbar. Sie packte ihr Häkelzeug zusammen, trank ihr Glas leer und sagte:
„Verzeiht mir, ich bin todmüde, das lange Sitzen beim Friseur strengt mich immer so an. Ich gehe schlafen. Kommst du mit, Vico? Die Kinder (sie sagte tatsächlich Kinder!) werden sicher noch etwas sitzen bleiben wollen!“
Sie erhob sich, küßte ihre Tochter verschwörerisch lächelnd, und wünschte ihr eine gute Nacht.
Bomb sprang auf und beugte sich über die Hand der Signora.
Der Alte drückte seufzend seine Zigarre aus, schmatzte Elsa ab und legte dem Agenten väterlich die Hand auf die Schulter.
„Ich würde vorschlagen, Sir James, wir beide fahren morgen im Laufe des Nachmittags nach Manhattan. Ich werde Sie dort mit einigen Herren bekannt machen, die Sie in Ihren neuen Wirkungsbereich einführen werden.“
Der Agent verneigte sich zustimmend.
Dann endlich waren die beiden Alten fort.
Elsa setzte sich sofort auf Bombs Schoß, aber nach zwei Minuten intensiven Knutschens stand sie auf, strich den Rock glatt und verkündete: „Viel zu unbequem hier. Geh voraus in dein Zimmer, ich komme in einer Viertelstunde nach. Und rasier dich, Darling, du kratzt!“
46
Der vielgeplagte Agent hatte sich gerade den Bart abgeschabt, geduscht und sich mit Aramis bespritzt, als Elsa auch schon hereinhuschte.
Sie trug ein cremefarbenes durchsichtiges Seidenneglige, das der Phantasie keinen Raum mehr ließ.
Infolge seines Pensums von eineinhalb Flaschen italienischen Sekts, kam sie dem nur mit einem Handtuch bekleideten Bomb begehrenswerter denn je vor.
Sie begaben sich ohne jeden weiteren Aufenthalt ins Bett. Als jedoch der beschwipste Bomb nach heftigen fünfminütigem Vorgeplänkel zu einer halbherzigen und halbweichen Attacke auf ihre Jungfräulichkeit ansetzte, wich Elsa der Speerspitze seines Angriffs durch ein gekonntes Rückwärtsmanöver aus.
„Halt, mein Schatz“, sagte sie, „ich bin ein altmodisches italienisches Mädchen! Das Säbelfechten findet erst bei der Hochzeit statt.“
„Hochzeit?“ murmelte Bomb aus der hügeligen Deckung von Elsas Brüsten.
Die Tochter Don Vicos strich ihm zärtlich übers Toupet.
„Du solltest morgen mal mit Mama darüber reden, Darling!“
„Meinst du nicht, ich muß zuerst mit deinem Vater...?“ fragte Bomb, während er eine taktische Drehung vollzog und sich über die Ebene von Elsas Bauch in Richtung Süden vorschob.
„Ich glaube nicht, daß ihn das morgen noch sonderlich interessiert“, meinte Elsa und griff nach diesen sibyllinischen Worten mit einem zielstrebigen Handstreich auf die ungedeckte Flanke des Agenten in die Kampfhandlungen ein.
„Manu manum amat!“ murmelte in Abwandlung eines schon bekannten lateinischen Sprichwortes unser auf dem Schlachtfeld der Liebe hingestreckter Held.
47
Don Vico lag im ehelichen Schlafzimmer im Ostflügel des Hauses auf seinem altmodischen Nußbaumbett mit den gedrehten Kugeln an den vier Ecken.
Über ihm, am Kopfende des Bettes, hing der Herr Jesus als guter Hirte inmitten einer weidenden Lämmerherde im ovalen Goldrahmen.
Der alte Don war schon eine Weile wach und döste mit geschlossenen Augen vor sich hin.
Von rechts drangen die sanften Schnarchtöne von Signora Pappardelle an sein Ohr, deren üppige Umrisse sich unter der altrosa Steppdecke abzeichneten.
Eine Regung von wohlwollender Dankbarkeit überkam den alten Mann.
Wenn ihm auch Lucia keine Söhne mehr geboren hatte, so war sie ihm doch ein gutes und treues Eheweib gewesen. Sie war zwar etwas resolut, was den Haushalt anbelangte, aber das war er als Italiener von seiner Mama her so gewohnt. Vielleicht war sie die letzten Jahre nicht mehr so leidenschaftlich, wie er es sich gewünscht hätte, aber welche Frau war das schon nach fünfundzwanzig Jahren Ehe mit einem einzigen Mann?
Sie hatten viel zusammen in diesem Vierteljahrhundert erlebt.
Das Nudelgeschäft und die anderen Unternehmungen waren von Jahr zu Jahr expandiert und hatten der Pasta-Familie Millionen eingebracht. Doch davon wußte Lucia, wie es sich gehörte, nicht allzuviel.
Die Zeit der blutigen Auseinandersetzungen lag weit zurück und auch der letzte Zwischenfall hatte dank seiner Besonnenheit zu
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