James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
– und M – dafür, dass sie auf diesen Auftrag geschickt worden war.
Genau davor hatte er Angst gehabt. Diese geschwätzigen Frauen, die dachten, sie könnten die Arbeit eines Mannes erledigen. Warum zum Teufel konnten sie nicht einfach zu Hause bleiben, sich um ihre Töpfe und Pfannen kümmern, sich mit ihren Kleidern und ihrem Tratsch beschäftigen und die Männerarbeit den Männern überlassen? Und zu allem Überfluss musste ihm das auch noch ausgerechnet jetzt passieren, nachdem der Auftrag so wunderbar gelaufen war. Vesper hatte ja unbedingt auf diesen uralten Trick reinfallen und sich entführen lassen müssen, sodass sie gegen Lösegeld festgehalten werden konnte wie eine verdammte Hauptfigur in einem Comicstrip. Diese dämliche Kuh.
Bond kochte bei dem Gedanken an die Zwickmühle, in der er sich befand.
Natürlich. Es ging um ein einfaches Tauschgeschäft. Die Frau gegen seinen Scheck über vierzig Millionen. Tja, da würde er nicht mitspielen. Er dachte gar nicht daran. Sie war beim Geheimdienst und wusste, womit sie es zu tun hatte. Er würde M gar nicht erst fragen. Dieser Auftrag war wichtiger als sie. Zu dumm. Sie war ein hübsches Mädchen, aber er würde nicht auf diesen kindischen Trick hereinfallen. Keine Spielchen. Er würde versuchen, den Citroën einzuholen und die Sache mit einer Schießerei zu klären. Und wenn sie dabei getroffen wurde, dann war das eben Pech. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun – würde versuchen, sie zu retten, bevor sie sie in ein Versteck bringen konnten –, aber wenn er sie nicht einholen konnte, würde er zu seinem Hotel zurückkehren, ins Bett gehen und kein Wort mehr darüber verlieren. Am nächsten Morgen würde er Mathis fragen, was mit ihr geschehen war und ihm die Notiz zeigen. Falls Le Chiffre versuchen wollte, Bond dazu zu bringen, ihm das Geld im Austausch für das Mädchen zu geben, würde Bond nichts tun und niemandem davon erzählen. Das Mädchen würde einfach damit klarkommen müssen. Falls der Hotelportier jemandem erzählen würde, was er gesehen hatte, würde Bond einfach behaupten, er sei betrunken gewesen und hätte sich mit dem Mädchen gestritten.
Bonds Verstand kämpfte weiter mit dem Problem, während er das große Auto über die Küstenstraße steuerte, automatisch die Kurven nahm und nach Pferdewagen und Radfahrern Ausschau hielt, die auf dem Weg nach Royale waren. Auf geraden Streckenabschnitten trieb der Amherst-Villiers-Kompressor seine Sporen in die fünfundzwanzig Pferdestärken des Bentleys, und der Motor stieß einen hohen Schmerzensschrei in die Nacht hinaus. Dann erhöhte sich die Drehzahl, bis er die hundertachtziger Marke auf dem Tachometer überschritten hatte und sich der Hundertneunzig näherte.
Er wusste, er würde schnell aufholen. So schwer beladen wie der Citroën war, konnte er selbst auf dieser Straße kaum schneller als hundertdreißig fahren. Aus einer Eingebung heraus verlangsamte er auf hundertzehn, schaltete seine Nebelscheinwerfer ein und seine Scheinwerfer aus. Ohne dieses blendende Licht konnte er die Rückleuchten eines anderen Wagens sehen, der sich etwa drei Kilometer vor ihm befand.
Er tastete unter dem Armaturenbrett herum und zog einen langläufigen .45 Colt Army Special aus einem verborgenen Holster. Wenn er Glück hatte und die Straßenoberfläche mitspielte, konnte er damit vielleicht ihre Reifen oder ihren Benzintank erwischen, sobald er mindestens bis auf neunzig Meter an sie heran war.
Dann schaltete er die großen Scheinwerfer wieder ein und trat aufs Gas, um die Verfolgung wiederaufzunehmen. Er fühlte sich ruhig und entspannt. Das Problem mit Vesper war kein Problem mehr. Sein Gesicht wirkte im blauen Schimmer des Armaturenbretts hart und gelassen.
In dem Citroën saßen drei Männer und eine Frau.
Le Chiffre fuhr, sein großer geschmeidiger Körper war nach vorne gebeugt, seine Hände lagen leicht und grazil auf dem Steuer. Neben ihm saß der gedrungene Mann, der im Casino den Stock bei sich gehabt hatte. Mit der linken Hand hielt er einen dicken Hebel umklammert, der fast auf einer Ebene mit dem Boden verlief. Es mochte sich um einen Hebel handeln, um den Fahrersitz zu verstellen.
Auf dem Rücksitz befand sich der große, dünne Bewaffnete. Er hatte sich entspannt zurückgelehnt und starrte an die Decke, als würde ihn die extreme Geschwindigkeit des Wagens nicht interessieren. Seine rechte Hand lag zärtlich auf Vespers linkem Oberschenkel, der nackt neben ihm ausgestreckt
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