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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Frau in einem dicken, altmodischen schwarzen Kittel, mit einer Kette voller Goldmünzen um den Hals und mindestens zehn goldenen Armreifen an jedem Handgelenk, kam vom Tisch herbei und verbeugte sich klimpernd vor Kerim. Sie sagte etwas, und Kerim antwortete ihr.
    »Wir werden an den Tisch eingeladen«, übersetzte Kerim. »Ich hoffe, Sie sind gut darin, mit den Fingern zu essen. Wie ich sehe, tragen heute alle ihre beste Kleidung. Dieses Mädchen ist eine gute Partie. Sie trägt eine Menge Gold. Das ist ihre Mitgift.«
    Sie gingen zur Tafel. Zu jeder Seite des Anführers am Kopfende hatte man einen Platz frei geräumt. Kerim schien die Runde höflich zu grüßen. Man nickte ihnen anerkennend zu. Dann setzten sie sich. Vor ihnen standen große Teller mit einem stark nach Knoblauch riechenden Ragout darauf, eine Flasche Raki, ein Wasserkrug und ein billiges Glas. Weitere Rakiflaschen standen unberührt auf dem Tisch. Als Kerim sich ein halbes Glas davon einschenkte, taten es ihm die anderen alle nach. Kerim goss noch etwas Wasser dazu und hob sein Glas. Bond tat das Gleiche. Dann hielt Kerim eine kurze und stürmische Ansprache, woraufhin alle ihre Gläser hoben und daraus tranken. Die Atmosphäre wurde lockerer. Eine alte Frau neben Bond reichte ihm einen länglichen Laib Brot und sagte etwas. Bond lächelte und sagte: »Vielen Dank.« Er brach ein Stück ab und reichte den Laib an Kerim weiter, der mit Daumen und Zeigefinger das Ragout zum Mund führte. Kerim nahm das Brot mit einer Hand, steckte sich mit der anderen ein großes Stück Fleisch in den Mund und begann zu essen.
    Bond wollte gerade das Gleiche tun, als Kerim leise, aber scharf sagte: »Mit der rechten Hand, James. Die linke Hand wird von diesen Leuten nur für eine einzige Sache benutzt.«
    Bonds linke Hand erstarrte in der Bewegung, dann führte er sie zur nächsten Rakiflasche. Er goss sich ein weiteres halbes Glas ein und begann mit seiner rechten Hand zu essen. Das Ragout war köstlich, aber kochend heiß. Bond zuckte jedes Mal zusammen, wenn er seine Finger hineintauchte. Alle sahen ihm beim Essen zu, und ab und an steckte die alte Frau ihre Finger in seinen Eintopf, um ihm ein besonders schönes Stück herauszusuchen.
    Als sie ihre Teller geleert hatten, wurde zwischen Bond und Kerim eine Silberschüssel mit Wasser gestellt, auf dem Rosenblätter schwammen, sowie ein sauberes Leinentuch. Bond wusch sich die Finger und sein fettiges Kinn und wandte sich mit einer kleinen Dankesrede, die Kerim übersetzte, an den Gastgeber. Die Runde murmelte anerkennend. Der Anführer verbeugte sich vor Bond und sagte Kerim zufolge, dass er normalerweise alle
gajos
hassen würde, aber stolz sei, Bond einen Freund nennen zu dürfen. Dann klatschte er laut in die Hände, woraufhin sich alle vom Tisch erhoben und damit begannen, die Bänke zur Tanzfläche zu tragen und um sie herum aufzustellen.
    Kerim ging um den Tisch herum zu Bond. »Wie fühlen Sie sich? Sie holen jetzt die zwei Mädchen.«
    Bond nickte. Er genoss den Abend. Das alles war wunderschön und aufregend – der weiße Mond, der auf den Kreis aus Personen schien, die sich jetzt auf die Bänke setzten, das Funkeln von Gold oder Edelsteinen, wenn jemand seine Position veränderte, der glänzende Tanzboden, und überall um sie herum die stillen Bäume, die in ihren schwarzen Schattenröcken Wache standen.
    Kerim führte Bond zu einer Bank, auf der der Anführer allein saß. Sie nahmen ihre Plätze zu seiner Rechten ein.
    Eine schwarze Katze mit grünen Augen stolzierte langsam über die Tanzfläche und gesellte sich zu einer Gruppe von Kindern, die schweigend dasaß, als würde gleich jemand kommen, und eine Lehrstunde abhalten. Sie setzte sich hin und begann, sich die Brust zu lecken.
    Jenseits der hohen Mauer wieherte ein Pferd. Von der Straße drang der silberne Klang einer Fahrradglocke herüber, während jemand den Hügel hinunterraste.
    Das lauernde Schweigen wurde vom Geräusch eines zurückgezogenen Riegels gebrochen. Die Tür in der Mauer sprang auf, und zwei Frauen liefen spuckend und wie wütende Katzen aufeinander losgehend über die Wiese in den Ring.

STARKE EMPFINDUNGEN
    Der Anführer erhob seine Stimme. Die Frauen trennten sich widerwillig und stellten sich vor ihn. Der Zigeuner begann, in einem Tonfall barscher Anklage zu sprechen.
    Kerim legte seine Hand vor den Mund und flüsterte dahinter: »Vavra sagt ihnen, dass dies ein großer Stamm ist und sie Zwietracht hineingebracht haben. Er

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