James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
lag. Das Förderband tuckerte leise über seine Rollen, der Motor des Krans schnaufte rhythmisch. Es gab kein anderes Geräusch, keine andere Bewegung, kein anderes Leben, abgesehen von dem Mann am Steuer des Schiffs, dem Handlanger, der den Kran bediente, und Doktor No, der dafür sorgte, dass alles reibungslos lief. Auf der anderen Seite des Berges würden die Männer arbeiten und den Guano auf das Förderband verfrachten, das durch die Eingeweide des Berges verlief. Doch hier auf dieser Seite durfte sich niemand aufhalten, und hier wurde auch niemand benötigt. Abgesehen vom Offenhalten des Fülltrichters unter dem Ende des Förderbands gab es hier nichts weiter zu tun.
Bond saß da und überlegte, maß im Geiste die Entfernungen ab, schätzte die Winkel ein und erinnerte sich genau daran, wo sich die Hände und Füße des Kranführers an den Hebeln und Pedalen befanden. Langsam breitete sich ein dünnes, hartes Lächeln auf dem ausgezehrten, sonnenverbrannten Gesicht aus. Ja! Er war so weit! Das konnte funktionieren. Aber vorsichtig, ruhig, langsam! Der Preis war fast unerträglich süß.
Bond begutachtete seine Fußsohlen und Handinnenflächen. Sie würden durchhalten. Sie würden durchhalten müssen. Er griff nach hinten und umfasste den Griff des Messers. Er verschob es ein Stück. Dann stand er auf, holte ein paar Mal tief Luft, fuhr sich mit den Händen durch sein von Salzwasser und Schweiß durchtränktes Haar, rieb sich dann hart mit den Händen übers Gesicht und schließlich über die zerfetzten Hosenbeine seiner schwarzen Jeans. Er dehnte seine Finger ein letztes Mal. Er war bereit.
Bond trat an den Felsbrocken und lugte um ihn herum. Nichts hatte sich verändert. Mit seinen Schätzungen bezüglich der Entfernungen hatte er richtiggelegen. Der Kranführer war ganz auf seine Arbeit konzentriert. Der Hals über dem offenen Khakihemd war nackt, ungeschützt und schien nur auf ihn zu warten. Zwanzig Meter weiter stand Doktor No ebenfalls mit dem Rücken zu Bond und wachte über den steten, reichen Wasserfall aus weißgelbem Staub. Der Wachmann auf der Brücke zündete sich gerade eine Zigarette an.
Bond schaute über die knapp zehn Meter Weg, die an der Hinterseite des Krans vorbeiführten. Er wählte die Stellen aus, auf denen er seine Füße platzieren würde. Dann kam er hinter dem Felsbrocken hervor und rannte los.
Bond lief zur rechten Seite des Krans, zu einem Punkt, den er ausgewählt hatte, weil ihn dort die Seitenwand des Führerhäuschens vor dem Führer und dem Anlegesteg verbergen würde. Er erreichte die Stelle, blieb stehen, kauerte sich hin und lauschte. Der Motor lief weiter, das Förderband polterte immer noch über und hinter ihm aus dem Berg heraus. Nichts hatte sich verändert.
Die beiden eisernen Trittstufen an der Rückseite des Führerhäuschens, die nur wenige Zentimeter von Bonds Gesicht entfernt waren, wirkten stabil. Der Lärm des Motors würde leisere Geräusche auf jeden Fall übertönen. Aber er musste den Körper des Mannes so schnell wie möglich vom Sitz befördern und sich selbst an die Kontrollhebel begeben. Der erste Hieb mit dem Messer musste sofort tödlich sein. Bond betastete sein eigenes Schlüsselbein und fühlte das weiche Dreieck aus Haut, unter dem die Hauptschlagader pumpte. Er erinnerte sich an den Winkel, in dem er sich dem Mann von hinten nähern musste, und rief sich ins Gedächtnis, dass es wichtig war, die Klinge mit einem Ruck zu führen und festzuhalten.
Ein letztes Mal lauschte er noch, dann griff er nach dem Messer und bewegte sich leise und schnell wie ein Panther über die eisernen Trittstufen ins Führerhäuschen.
Im letzten Augenblick bestand kein Grund mehr zur Eile. Bond stand hinter dem Mann, so nah, dass er ihn riechen konnte. Er hatte genug Zeit, um sein Messer fast bis zur Decke des Führerhäuschens zu heben und all seine Kraft zu sammeln, bevor er die Klinge nach unten und in die glatte braungelbe Haut sausen ließ.
Die Hände und Beine des Mannes zuckten von den Kontrollhebeln zurück. Sein Gesicht drehte sich angestrengt zu Bond um. Bond hatte den Eindruck, dass in den hervorquellenden Augen ein Anflug von Wiedererkennen lag, bevor sie in den Kopf zurückrollten. Dann drang ein erstickter Laut aus dem offenen Mund, der große Körper rollte seitlich vom Metallsitz und fiel dumpf auf den Boden.
Bonds Augen folgten ihm nicht einmal, bis er aufschlug. Er saß bereits auf dem Sitz und bemächtigte sich der Pedale und Hebel. Alles
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