Jamey. Das Kind, das zuviel wußte
Beklopptenpflege.«
»Was ist denn das, Beklopptenpflege?«
»Sie machen Verträge über Dienstleistungen an psychisch Kranken in mittelgroßen Gemeinden, besonders im Süden und Mittleren Westen. Das Ding expandiert. Sehr aggressives Marketing, und demographisch sieht es gut aus. Jede Menge Verrückte gibt’s da, Alex. Ich wette, du hast bisher gar nicht gewusst, dass du zu einer Industrie mit hohen Zuwachsraten gehörst.«
»Ich glaube, ich bleibe lieber bei festverzinslichen Wertpapieren. Welche Verzinsung bekommst du dafür?«
»Ich komme an Zeug mit etwa zehneinhalb Prozent Verzinsung ran, von einem Grundstücksvermarkter, aber du wirst dich langfristig binden müssen, mindestens dreißig Jahre. Der Nettoertrag dieses Einkommens wird ungefähr« - ich hörte im Hintergrund eine Tastatur klappern - »zweitausenddreihundertvierzig Dollar hoch sein. Gib nicht alles für dasselbe Wertpapier aus.«
»Double A?«
»Sie werden auf Triple B geschätzt, was immer noch gute Investitionsqualität ist, aber ich erwarte eine Hinaufstufung in die A-Gruppe in einigen Monaten. Ich nehme diese Rangfolge nicht mehr so ernst, die Stellen, die die Schätzungen vornehmen, sind müde geworden. Denk an das Debakel bei WPPSS. Sie stürzte von Triple A in die Toilette, und sie haben es erst gemerkt, als es zu spät war. Am besten, du beobachtest die Sache selbst. Ich jedenfalls mache das so. Die ich für dich im Auge habe, sind absolut koscher. Eine konservative Küstengemeinde mit einer sehr guten Steuerbasis. Die Finanzierung von Gas, Elektrizität etc. ist dort seit langer Zeit fällig. Es gibt darüber keinerlei Kontroversen. Willst du da einsteigen?«
»Sicher, wie viel kannst du kriegen?«
»Zweihundertfünfzigtausend. Ich bin bei jemand mit hundert im Wort, du kannst die übrigen hundertfünfzig haben.«
»Besorge mir nur hundert, neunzig von den festverzinslichen Wertpapieren, und ich schicke dir morgen telegrafisch zehntausend. Oregon oder Karibik?«
»Oregon, Sherry führt die Transaktionen durch, während ich weg bin.«
»Wie lange bleibst du noch fort?«
»Eine Woche, vielleicht länger. Hängt vom Fisch ab und davon, wie lange die Bonzen brauchen, bis sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen. Übrigens, wir haben dein Dankschreiben für den Fisch bekommen. Gutes Fleisch, was?«
»Lou, der Lachs war einfach fantastisch! Wir haben Freunde eingeladen und draußen gegrillt, so wie du mir vorgeschlagen hattest.«
»Schön. Du solltest mal den Thunfisch sehen, den wir gerade reinholen. Dreihundertpfünder mit Fleisch so zart wie Butter. Ich habe gerade einen Teller davon vor mir stehen. Auf japanische Art zubereitet, roh mit viel Zitrone. Ich hebe dir ein paar Filets auf.«
»Das wäre überaus nett von dir.«
»Hey!«, rief er plötzlich. »Entschuldige, Alex, aber an Steuerbord ist gerade unheimlich was los. Jesus, sieh dir das Monster an!« Er schlürfte irgendein Getränk, schluckte und schrie: »Jimbo, rein damit! Noch mal Entschuldigung, Alex. Ist bei dir alles in Ordnung?«
»Es geht mir ausgezeichnet.«
»Na toll. Dann machen wir am besten jetzt Schluss, und ich gehe mal runter, um ein paar Kunden zu fangen.«
»Ciao, Lou, denk an mich, wenn du deine Krabbencocktails isst.«
»Nein, Jakobsmuscheln«, verbesserte er mich, »mariniert in Limonensaft. Zuerst muss man sie essen, dann mit der Muschelschale Miles Davis spielen.«
Es piepte in der Leitung.
»War das bei dir oder bei mir?«, fragte er.
»Bei mir, irgendjemand versucht, mich zu erreichen.«
»Gut, Alex, ich halte dich nicht länger auf, bis dann!«
Ich drückte auf den Knopf und nahm den Anruf entgegen.
»Alex? Hier ist Milo, ich bin sehr eilig.«
»Milo! Schön, dass du anrufst. Was gibt’s?«
»Ich habe mit jemandem gesprochen, der behauptet, er kenne dich. Ein Kerl, der James Wilson Cadmus heißt.«
»Jamey! Wo ist er?«
»Also kennst du ihn tatsächlich.«
»Natürlich, aber was ist …«
»Er erzählte mir, er hätte dich heute Morgen angerufen.«
»Ja, das hat er.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Ungefähr um Viertel nach drei.«
»Was hat er dir am Telefon gesagt?«
Ich zögerte mit der Antwort. Milo ist mein bester Freund. Ich hatte schon sehr lange nichts von ihm gehört und fragte mich, was wohl der Grund dafür wäre. Normalerweise hätte ich mich sehr über seinen Anruf gefreut, aber er redete in einem Ton, der alles andere als freundlich war, und mir wurde bewusst, wie viel er mir bedeutete.
»Es war eine Art
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