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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nach San Francisco. Dort stand die Hippie-Szene in voller Blüte, und die beiden schlossen sich ihr an. Sie lebten in einer verkommenen Haight-Ashbury-Kommune, schluckten jede Art von Drogen, derer sie habhaft werden konnten, und trieben Gott weiß was sonst. Die Taugenichtse, mit denen sie sich zusammengetan hatten, lebten mit ihnen vergnügt in Saus und Braus, bis langsam das Kapital ausging.«
    Er runzelte missbilligend die Stirn.
    »Und setzte der Vater dem kein Ende?«
    »Natürlich tat er das. Ich musste für ihn Privatdetektive besorgen, die nach einiger Zeit ihre Spur fanden. Als Jack hinflog, um mit Peter zu sprechen, bekam er den Schock seines Lebens. Der Sohn, den er kannte, war eine stattliche Erscheinung gewesen, die peinlich genau auf Kleidung und Aussehen wert gelegt hatte. In San Francisco traf er eine Kreatur an, die er kaum wiedererkannt hätte. Ich erinnere mich noch an seine Worte: Er sah wie der tote Jesus Christus aus, den man gerade vom Kreuz genommen hat. Wie er mir erzählte, war Peter schmutzig, ausgemergelt und stank. Seine Augen waren glasig, er redete wirr. Die Haare trug er lang wie ein Mädchen, in einem Ponyschwanz zusammengebunden, und er hatte einen langen, zottigen, ungepflegten Bart. Jack forderte ihn wiederholt auf, nach Hause zu kommen. Als er sich weigerte, drohte Jack damit, ihm den Geldhahn zuzudrehen. Peter sagte ihm nur, er solle sich um seine eigenen Sachen kümmern. Er drückte sich dabei recht obszön aus, sie wurden handgreiflich, die Leute aus der Wohngemeinschaft mischten sich ein, und Jack wurde verprügelt. Er kam ziemlich angeschlagen nach Los Angeles zurück.
    Schließlich wurde das Mädchen schwanger. Sie trug das Kind ohne Fürsorge und medizinische Betreuung, hielt sich nur an eine Art Wildreisdiät und machte Umschläge mit selbst zusammengemixten Kräuteressenzen. Die Geburt war schwierig, die Mutter starb anschließend an Blutungen. Das Baby überlebte irgendwie, weil Peter noch genug Verstand hatte, um es in ein Krankenhaus zu bringen. Es hatte Bronchitis, Hautausschlag und andere Infektionen, kam aber schließlich durch.«
    Bei dieser Erinnerung schüttelte er den Kopf.
    »Und auf diese Weise wurde unser James in die Welt gesetzt, Dr. Delaware. Kein hoffnungsvoller Anfang, nicht wahr?«
    »Wie hieß seine Mutter?«
    »Margaret Norton«, erwiderte er abwesend, als ob der Name und die Person belanglos seien. »Sie nannte sich Margo Sonnenschein. Wir haben einige Auskünfte über sie eingeholt. Sie ist von zu Hause in New Jersey weggelaufen. Einzige Verwandte war ihre Mutter, sie starb an Alkoholvergiftung. Als Peter Margo als Nackttänzerin aufgabelte, war sie siebzehn Jahre alt. Eine dieser ziellosen Existenzen, die sich treiben lassen. Zur richtigen Zeit war sie aber am richtigen Ort und wurde eine Cadmus.«
    Und starb, dachte ich, ohne es auszusprechen.
    Souza prüfte den Sitz seiner Manschettenknöpfe und erzählte weiter.
    »Sie können sich sicher vorstellen, dass eine solche Familiengeschichte sehr hilfreich für die Begründung seiner Unzurechnungsfähigkeit sein könnte. Bedenken Sie: Schlimme Erbanlagen, keine Betreuung während der Schwangerschaft, Drogenmissbrauch bei den Eltern, könnten diese Faktoren nicht einen leichten Hirnschaden verursacht haben? Dazu kommen eine schwierige Geburt, frühe Infektionskrankheiten, Mangel an mütterlicher Zuwendung, ein Missgeschick nach dem anderen.«
    »Wer hat Jamey erzogen?«, fragte ich, ohne Souzas Überlegungen zu berücksichtigen.
    »Peter. Nicht dass er für diese Aufgabe wie geschaffen gewesen wäre. Eine Zeit lang schien er über sich hinauszuwachsen und Verantwortung übernehmen zu wollen. Wenn Jack auch anfangs einige Zweifel an der Vaterschaft hatte, war letztlich doch die Ähnlichkeit mit dem Vater entscheidend. Er empfing beide mit offenen Armen, holte die besten Ärzte, Kinderschwestern, Kindermädchen heran und richtete ein wunderbares Kinderzimmer ein. Zunächst sah es so aus, als ob das Baby Jack und Peter einander näher bringen würde. Beide gaben sich große Mühe, es zu unterhalten. Das war nicht leicht, denn Jamey hatte ständig Koliken und schrie andauernd. Wenn Peter die Geduld ausging, war Jack zur Stelle. Sie waren sich näher als je zuvor. Dann erkrankte Jack plötzlich im November 1969 an Krebs. Bauchspeicheldrüse. Er starb innerhalb weniger Wochen.
    Wir waren alle wie versteinert, am meisten war jedoch Peter betroffen. Angesichts der riesigen Verantwortung, mit der er so

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