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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schien nicht weiter überrascht. Sie dankte mir und versprach, etwas zu unternehmen. In der Woche darauf war er hier. Er war nervös, murmelte vor sich hin, war außer Atem. Niemand wollte ihm nahe kommen. Er nahm an der Gruppensitzung teil, zum ersten Mal in diesem Jahr. Die Hälfte der Zeit saß er ruhig da, aber mitten in der Diskussion sprang er auf und begann zu heulen. Man hatte das Gefühl, dass er Halluzinationen hatte - er hörte Stimmen, sah Gitter vor sich.«
    »Was für Gitter denn?«
    »Ich weiß es nicht. Er nannte es so. Er hielt die Hand vor die Augen, schielte und schrie etwas von blutigen Gittern. Es war ganz entsetzlich, Alex. Ich rannte nach draußen, um Hilfe zu holen. Dann brachten sie ihn in die Universitätsklinik. Ich verbrachte den Rest der Sitzung damit, die anderen Jugendlichen zu beruhigen. Wir machten aus, dass keiner von uns über die Sache reden sollte, um unser Projekt nicht zu gefährden. Ich sah Jamey nie wieder, und ich dachte, ich würde nie mehr von ihm hören. Aber dann passierte das.«
    »Sarita, hat er, soweit du weißt, je Drogen genommen?«
    »Nein. Er hatte bestimmte Prinzipien und war Drogen gegenüber äußerst zurückhaltend.«
    »Aber die Halluzination mit dem Gitter, das wäre typisch für einen LSD-Trip.«
    »Da hab ich ernste Zweifel, Alex. Er war äußerst konservativ und sehr vorsichtig. Und gegen Ende der Zeit, als er so auf seinen Körper achtete und nur noch Körner und anderes gesundes Zeug aß, hätte er sicher niemals Trips eingeworfen.«
    »Vielleicht hast du es auch nur nicht gewusst«, antwortete ich, »über solche Dinge reden Jugendliche kaum mit Erwachsenen.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Schon, aber ich glaube trotzdem nicht, dass er LSD oder andere Drogen nahm. Es spielt auch gar keine Rolle, denn wie hätte er davon wahnsinnig werden sollen?«
    »Das nicht, aber sie könnten ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht haben.«
    »Und wenn schon.«
    »Sarita, er war vielleicht ein gestörtes Kind, aber er wurde zum Mörder aus Wahnsinn. Das ist ein Riesensprung, und es ist meine Aufgabe, herauszufinden, wie es dazu gekommen ist. Ich würde gerne mit den anderen Jugendlichen aus dem Projekt reden, vielleicht wissen sie etwas darüber.«
    »Mir wäre lieber, das tätest du nicht. Sie haben genug erlebt.«
    »Ich will es ihnen nicht schwerer machen, im Gegenteil, es könnte sie erleichtern, darüber zu sprechen. Außerdem kennen sie mich doch noch, ich habe mit ihnen allen damals Gespräche geführt.«
    »Glaub mir«, sagte sie, »das ist nicht der Mühe wert. Sie wissen auch nicht mehr, als ich dir erzählt habe.«
    »Du hast sicher Recht. Aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich nicht alle Leute befragte, mit denen er in den letzten fünf Jahren befreundet war.«
    Als ich von Pflichtverletzung sprach, verdrehte sie die Augen. Ihre Stimme klang gereizt, aber sie bemühte sich zu lächeln. »Alex, er hatte keine Freunde. Nicht im Geringsten. Er war immer allein, und niemand kam an ihn heran.«
    Ich sagte nichts darauf, und sie zuckte die Schultern.
    »Du brauchst das Einverständnis von allen fünfen. Zwei oder drei sind noch minderjährig, also musst du auch noch die Eltern fragen. Und ich kann dir nicht versprechen, dass sie ihre Zustimmung geben. Es wäre ein großer Aufwand, und es käme am Ende wenig dabei heraus.«
    »Ich versuche es trotzdem, Sarita. Den Papierkram macht Jameys Anwalt für mich, ein Typ mit Namen Horace Souza.«
    Sie fuhr ein paar Zentimeter rückwärts, legte die Arme über die Brust und sagte: »Mit Mr. Souza habe ich bereits gesprochen. Das ist einer, der sich durchsetzt, und wenn er dafür noch so tricksen muss. Wenn ich mich weigerte, würde er mich unter Druck setzen.«
    »Aber Sarita, so weit muss es doch gar nicht erst kommen.«
    Sie holte tief Luft und fuhr in ihrem Rollstuhl hin und her. Die Räder quietschten wie Vogelzwitschern.
    »Seit die Schlagzeilen von der Sache voll sind, habe ich gekämpft, nicht an die Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Aber die Schlacht habe ich wohl verloren. Es ist schon hart, da habe ich mich wie wild bemüht, das Projekt am Leben zu erhalten, und jetzt muss es so enden.«
    »Wer sagt denn, dass es zu Ende ist?«
    »Es ist aus und vorbei, das Projekt ist genauso tot wie die Jungen, die Jamey umgebracht hat.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich zweifle nicht daran, dass die Presse großen Wirbel macht wegen seines IQ. Aber es gibt einen ärgeren Feind, nämlich Unwissenheit. Lauter

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