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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nahmen und dabei dreimal Motorradfahrer erwähnt wurden. Aber wenn du Boystown kennst, weißt du, dass das nicht viel zu bedeuten hat. Es gibt dort jede Menge Motorradbanden, und ihre Miezen schaffen zehn- bis fünfzehnmal pro Nacht an, da müssen sie eben ständig in Verbindung bleiben. Als pflichtbewusste Staatsbedienstete haben wir auch in allen ihren Kneipen ermittelt, ohne jedes Ergebnis. Reicht dir das?«
    »Was für Motorradfahrer?«
    »Normale Motorradfahrer, miese Typen mit aufgemotzten Maschinen. Keine Namen, keine Farben, keine Bandenkennzeichen, keine Personenbeschreibung. Keine Anhaltspunkte, die feine Gesellschaft fährt keine Harleys, Alex. Die erwürgt und zerhackt hübsche Knaben in einer großen weißen Villa in Beverly Hills. Verstanden?«
    Kurz vor Mitternacht waren wir wieder am Goldenen Adler.
    »Was für ein Auto fährst du?«
    »Einen Porsche, er steht da drüben.«
    Der cremeweiße 928 war in einer weit entfernten Ecke des Parkplatzes zwischen zwei japanischen Kombilimousinen eingepfercht. Er leuchtete im Mondschein. Ein Pärchen stand bewundernd davor und bemerkte uns erst, als mein Wagen fast die hintere Stoßstange berührte.
    »Hübscher Schlitten«, sagte der junge Mann.
    »Ja«, erwiderte Milo, der sich aus dem Fenster lehnte, »Verbrechen macht sich bezahlt.«
    Die beiden sahen einander an und verdufteten.
    »Du solltest keine Bürger verprellen«, mahnte ich.
    »Ich wollte nur den ›hübschen Schlitten‹ von Dr. Rick verteidigen.«
    »Nimm das als positives Zeichen. Man überlässt keinem, den man nicht wiedersehen will, ein Fünfzigtausend-Dollar-Auto.« Er dachte darüber nach.
    »Typische Beziehungsprobleme, meinst du nicht?«
    »Sicher.«
    Er fasste nach dem Türgriff.
    »Ich habe mich gefreut, dich zu sehen, Milo.«
    »Gleichfalls. Danke fürs Zuhören. Aber halte dich aus der Sache raus.«
    Wir gaben uns die Hand, dann stieg er aus, zog seine Jeans hoch und suchte in seinen zahlreichen vollen Taschen nach dem Autoschlüssel. Schließlich fand er einen vergoldeten Schlüsselbund, sah sich nach dem Porsche um und grinste.
    »Damit zahlt er wenigstens Unterhalt.«

14
    Als ich nach Haus kam, war es weit nach Mitternacht, doch Robin war noch wach, sie lag, nur mit einem T-Shirt bekleidet, im Bett und las.
    »Nachdem du weg warst, bin ich noch mal in die Werkstatt gefahren«, erklärte sie mir. » Rocking Billy rief mich aus New York an, er kommt bald her und braucht eine besondere Gitarre.«
    Ich küsste sie auf den Kopf, zog mich aus und schlüpfte zu ihr unter die Decke.
    »Wieder so eine, die wie Obst heißt? Was hat er letztes Mal gekauft, eine Mango?«
    »Eine sechssaitige Papaya.« Sie lachte. »Für eine LP mit Traummusik aus den Tropen. Dieses Mal will er Hightech. Er bringt nächste Woche einen neuen Song heraus, er nennt ihn Buck Rogers Boogie, und für seine Tournee will er eine neue Instrumentenform. Sie soll aussehen wie eine Strahlenkanone, chromglänzend, Leuchtdioden, Anschluss an Synthesizer, das macht viel Arbeit.«
    »Ah, ein richtiges Kunstwerk.«
    »Nein, Antikunst, aber das macht noch mehr Spaß. Wenn ich manchmal ein Instrument für ihn halb fertig habe und dabei bin, verrückt zu werden, stelle ich mir vor, Marcel Duchamp säße in einer Ecke meiner Werkstatt und würde zustimmend nicken.«
    »Ich möchte das Ding gern sehen, wenn es fertig ist«, sagte ich lachend, »vielleicht versuche ich mal ein paar Akkorde.«
    »Besuch mich doch, wenn Billy die Gitarre abholt. Du wirst ihn bestimmt mögen. Abgesehen von seinem Aussehen ist er nicht der typische ausgebrannte Rockmusiker. Er sieht mehr wie ein kurz geschorener Geschäftsmann aus.«
    »Vielleicht sollte ich mir den Knaben wirklich mal ansehen. Du bist viel mit ihm zusammen.«
    »Keine Sorge, mein Schatz, er ist nicht mein Typ, viel zu mager.« Dann fragte sie ernst: »Wie geht es Milo?«
    Ich erzählte ihr alles.
    »Er ist wirklich zu bedauern«, meinte sie. »Dabei ist er in seinem Innersten ein sanfter Mann. Können wir nicht etwas für ihn tun?«
    »Er weiß, dass er jederzeit zu uns kommen kann, ich vermute aber, dass er es mit sich allein ausmachen will. Außerdem wäre ein Zusammentreffen gefährlich, solange wir im Cadmus-Fall auf verschiedenen Seiten stehen.«
    »Das ist schrecklich. Wie lange wirst du noch damit zu tun haben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Bei dieser unverbindlichen Antwort hob sie die Brauen. Sie sah mich lange schweigend an.
    »Wo wir gerade davon reden«, sagte sie, »Horace

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