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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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amüsierenden Wirkung seines Beitrags vergewissert hatte, wandte er sich wieder an Geiger. »Du bringst da gerade ein paar Dinge gewaltig durcheinander.« Er nahm zur Präsentation seines historischen Basiswissens die Finger der rechten Hand zur Hilfe, die er nacheinander aus seiner Faust herausschnellen ließ:
    »Also: Erstens wird am 14. Juli der Erstürmung des Pariser Gefängnisses, der sogenannten Bastille, gedacht. Zweitens wurde der französische König nicht an diesem Tage hingerichtet, sondern erst ein paar Jahre später. Und das nicht etwa gemeinsam mit seiner Gattin, denn Marie Antoinette war erst einige Monate später an der Reihe. Drittens handelte es sich bei dem damals regierenden Monarchen nicht um den Sonnenkönig, das war nämlich Ludwig der XIV. Beim Ausbruch der Französischen Revolution im Jahre 1789 war vielmehr Ludwig der XVI. an der Macht.«
    Wie ihre Kollegen war auch Sabrina von Tannenbergs Vortrag sichtlich beeindruckt. »Sag mal, Wolf, hast du vorhin beim Mittagessen ein Geschichtslexikon verschluckt?«, warf sie scherzhaft dazwischen.
    Ihr Chef ließ sich durch diese Bemerkung jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Ein weiterer Finger richtete sich auf. »Und viertens handelte es sich bei deiner ›Jungfrau von Dingsbums‹, wie du diese berühmte Dame so liebevoll genannt hast, um Johanna von Orléans. Sie hat allerdings etwa 350 Jahre früher gelebt und wurde als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt.«
    »Sie wurde nicht mit der Guillotine geköpft?«, fragte Geiger, augenscheinlich ziemlich enttäuscht.
    »Nein.«
    Nun wurde es offensichtlich auch Mertel zu bunt. »Kollege, du hast recht«, stimmte er dem Kriminalhauptmeister vordergründig zu. »Ich bin voll und ganz deiner Meinung. Wahrscheinlich ist unserem Opfer der Kopf mit einer Guillotine abgetrennt worden.«
    Man sah Geiger deutlich an, dass er nicht so recht wusste, wie er dieses überraschende Statement deuten sollte.
    »Und zwar mit so einer transportablen, aufblasbaren«, fuhr Karl Mertel grinsend fort.
    »Die nach dem gleichen Prinzip funktioniert wie diese aufblasbaren Puppen«, ergänzte Kommissar Schauß mit schelmischem Mienenspiel. »Du weißt schon, welche ich meine, nicht wahr?«
    Geigers verschwitzter, geröteter Kopf gewann nun noch ein wenig mehr an Farbe. Wie ein Maikäfer vor dem Abflug pumpte er seinen Brustkorb auf.
    »Übrigens weiß ich jetzt auch, wieso ausgerechnet du Kulturbanause dich an die Jungfrau von Orléans erinnerst«, meinte der Leiter der Kriminaltechnik eher beiläufig. »Garantiert deswegen, weil die junge Dame auf Gemälden oft mit blankem Busen abgebildet wurde.«
    »Und mit heruntergerissenem Kleid«, ergänzte Sabrina. »Das ist doch sicher etwas für deine perversen Phantasien, nicht wahr?«
    Geiger japste nach Luft und fuchtelte wild mit seinen deutlich zu kurz geratenen Armen.
    Doch bevor er etwas erwidern konnte, packte ihn Tannenberg an der Hand und zog ihn nach draußen in Petra Flockerzies Reich. Armin Geiger kochte vor Wut. Mit geballten Fäusten und verkniffenem Gesicht stand er hechelnd vor seinem Vorgesetzten und hörte sich an, was dieser ihm zu sagen hatte.
    »Du gehst jetzt runter in den Keller ins Archiv. Da ist es schön kühl, und dort hast du auch deine Ruhe vor den anderen.«
    »Okay, Chef«, knurrte Geiger, der sich augenscheinlich nur mühevoll beherrschen konnte.
    »Gut. Du suchst mir jetzt alles über eine angebliche Mordserie in den 70er Jahren heraus, was du finden kannst. Damals soll ein Liebespaarmörder sein Unwesen hier in der Gegend getrieben haben. Ein ermordetes Pärchen wurde anscheinend direkt an der Jammerhalde aufgefunden.« Er zuckte mit den Schultern und stieß dabei ein Geräusch aus, das an einen tuckernden Rasenmähermotor erinnerte. Dann ergänzte er: »Aber vielleicht handelt es sich dabei ja auch nur um eine Legende.«
    Tannenberg schenkte der ominösen Geschichte, die ihm vorhin sein Vater kredenzt hatte, immer noch keinen rechten Glauben. Da er sich damit jedoch vor seinen Kollegen nicht blamieren wollte, zog er es sicherheitshalber vor, zunächst einmal Geigers Nachforschungen abzuwarten. Er blickte seinem Mitarbeiter tief in die stark geröteten Augen. »Es handelt sich hierbei um einen Spezialauftrag. Egal, was du herausfindest: Deine Ergebnisse teilst du ausschließlich mir mit. Hast du das verstanden?«
    Während der Angesprochene brav nickte und sich geräuschvoll die Nase schnäuzte, bedachte Tannenberg seine Sekretärin mit einem

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