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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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bekleckerte er sich. Aber das störte ihn nicht im Geringsten. Genüsslich leckte er sich die orangenfarbene Tunke vom Handrücken.
    Dieser Anblick, dieser Geruch, aber vor allem die Vorstellung, zu dieser frühen Tageszeit etwas Derartiges essen zu müssen, stülpte dem Kriminalbeamten fast den Magen um. Angewidert wandte er sich ab.
    »Herr Cambeis, könnten wir mal ein paar Schritte gehen?«, sagte er mit geschürzten Lippen.
    »Sicher, wenn Sie keine Angst vor Schnaken und Bremsen haben. Hier am Feuer sind nämlich keine«, gab er schmatzend zurück.
    »Na, ja, so schlimm wird es wohl nicht werden.«
    Mit einem dick belegten Brötchen und einer Mineralwasserflasche in Händen erhob sich der Rottenführer und kam zu Tannenberg herüber. Von aufdringlichen Fliegen umschwirrt, schlenderten die beiden einen staubigen Waldweg entlang. Als sie außer Hörweite der anderen waren, begann der Kommissariatsleiter mit der Befragung.
    »Wo waren Sie heute Nacht, Herr Cambeis?«
    Der mit dunkelgrünen Schnittschutzhosen und einem weißen T-Shirt bekleidete Forstwirt blieb stehen, blickte verdutzt drein. »Aber, das wissen Sie doch, wir haben uns schließlich in Johanniskreuz gesehen.« Skeptisch sondierte er sein Gegenüber. »Oder erinnern Sie sich nicht mehr daran?« Er schlug seine Zähne in das Salamibrötchen und ergänzte kauend: »Ein Gedächtnisverlust wäre bei Ihrer Kopfverletzung ja auch nicht gerade verwunderlich.«
    »Selbstverständlich erinnere ich mich daran«, gab Tannenberg scharf zurück. Der hämische Unterton des Mannes hatte ihm überhaupt nicht gefallen. »Mich interessiert der Zeitraum danach.«
    »Wonach? Nachdem man Sie mit dem Notarztwagen abtransportiert hat?«
    »Ja, klar, was denn sonst?«, blaffte Tannenberg. Er wusste nicht, worüber er sich im Moment mehr ärgern sollte, über die vielen aufdringlichen Mücken um ihn herum oder über diesen ehemaligen Geschichtslehrer, dessen keckes Verhalten er einfach nicht richtig einzuordnen vermochte.
    »Wir haben noch aufgeräumt und anschließend ein Bier zusammen getrunken«, antwortete Cambeis, nachdem er seine Wasserflasche wieder vom Mund abgesetzt hatte.
    »Und wie lange waren Sie heute Nacht noch in Johanniskreuz?«
    Der Waldarbeiter schöpfte tief Atem, ließ ihn hörbar ausströmen. »Also, da kann ich mich beim besten Willen nicht auf eine bestimmte Zeit festlegen. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut.«
    »Die ganze Zeit über nicht? Auch nicht im Auto oder zu Hause?«
    »Ich war gestern Nacht weder im Auto noch zu Hause«, erwiderte Cambeis.
    »Und wo waren Sie?«
    »Im Wald. Ich hab auf einer wunderschönen Lichtung im Mondlicht geschlafen und bin dann in der Morgendämmerung auf die Jagd gegangen.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Ja, aber sicher: Eine zauberhafte Waldfee hat mir heute Nacht Gesellschaft geleistet«, ließ der Rottenführer mit einem süffisanten Grinsen verlauten. Als er jedoch Tannenbergs grimmigen Gesichtsausdruck sah, kehrte er in die Realität zurück und schüttelte den Kopf.
    »Nein, nachdem ich von den anderen weg bin, war ich allein. Ich liebe diese Einsamkeit in der freien Natur. Eine laue Sommernacht unter dem glitzernden Firmament«, schwärmte er, »was kann es denn Schöneres geben? Diese Naturästhetik, diese Ruhe, einfach herrlich. Das würde Ihnen sicherlich auch mal guttun. Sie machen nämlich einen ziemlich abgespannten und gehetzten Eindruck auf mich.«
    Du blöder, arroganter Schwätzer, schimpfte Tannenberg im Stillen. »Aber für dieses Abschlussbier haben Sie wenigstens Zeugen, oder etwa auch nicht?«, fuhr er mit der Befragung fort.
    »Natürlich. Herr Kommissar, ich hab eben schon mal gesagt, dass wir zusammen noch ein Bier getrunken haben«, beschwerte sich Cambeis. Er klatschte sich an die Stirn. »Ach so, jetzt verstehe ich. Sie überprüfen gerade mein Alibi. Für welchen Zeitraum brauche ich denn eins?«
    Stimmt, dachte der Ermittler. Es geht ja gar nicht um den Anschlag auf mich, sondern um die Zeit danach. Also, entweder weiß dieser Kerl nichts von dem neuen Opfer an der Jammerhalde oder er ist verdammt cool und gerissen.
    »Zeugen für Ihren nächtlichen Umtrunk?«, setzte Tannenberg nach.
    Konrad Cambeis blies die Backen auf und hob die Achseln. »Das waren viele.«
    »Haben sich unter diesen vielen Leuten auch Herr Kreilinger und Herr Klemens befunden?«
    »Ja, sicher. Die müssten Sie doch eigentlich auch gesehen haben. Aber warum fragen Sie denn ausgerechnet nach den beiden?«
    »Damit

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