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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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wir uns mal klar verstehen, Herr Cambeis: Die Fragen stelle ich.«
    »Okay, okay. Jetzt seien Sie nicht gleich so empfindlich.«
    »War Johanna von Hoheneck ebenfalls bei Ihrem sogenannten Abschlussbier dabei?«
    Der Rottenführer krauste die Stirn. »Ähm, Herr Kommissar, irgendwie scheinen Sie doch unter massiven Erinnerungslücken zu leiden. Denn Johanna war natürlich nicht bei uns.«
    »Wieso natürlich?«
    »Na ja, weil Johanna mit Ihnen im Krankenwagen mitgefahren ist.«
    Um seine Irritation zu überspielen, wechselte der Ermittler das Thema: »Mal was anderes: Sie, die beiden Herren und Frau von Hoheneck sind Mitglieder in einem Historikerverein. Was …«
    »Respekt!«, warf Cambeis dazwischen. »Wie ich sehe, haben sie sich bereits gut informiert.
    »Gehört zu meinem Job«, erwiderte Tannenberg und versuchte abermals die Fliegen wegzuscheuchen.
    »Ich kann das nicht weiter mit ansehen. Sie werden von den Viechern ja fast aufgefressen«, sagte der Rottenführer und zog zwei Zigarillos aus der Brusttasche seiner Hose. »Nehmen Sie, das hilft garantiert.«
    Obwohl sich der Leiter des K 1 schon vor langer Zeit das Rauchen abgewöhnt hatte und sich seitdem als militanter Nichtraucher gebärdete, griff er zu.
    »Das ist so ein fürchterliches Kraut, da wird’s sogar den Mücken schlecht«, lachte Cambeis.
    Verdammt, was ist das nur für ein seltsamer Typ?, sinnierte Tannenberg. Ist der wirklich so total abgebrüht und spielt mir hier eine grandiose Show vor?
    »Was tun Sie denn eigentlich in diesem Verein?«, fragte der Kriminalbeamte.
    »Na ja, wir veranstalten regelmäßige Zusammenkünfte, und da tauschen wir uns über bestimmte geschichtliche Ereignisse aus. Man kann uns als wahre Geschichts-Enthusiasten bezeichnen. Wir sind ganz und gar von dieser Leidenschaft besessen.« Ein schimmernder Glanz zeigte sich in seinen Augen. Er räusperte sich. »Wissen Sie, was Goethe einmal dazu gemeint hat?«
    »Nein, aber Sie werden es mir bestimmt gleich mitteilen.«
    »Goethe hat einmal geschrieben: ›Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt‹. Das kann ich wirklich nur unterstreichen.«
    »Und womit beschäftigen Sie sich da konkret?«, fragte Tannenberg, der diese Ergriffenheit beim besten Willen nicht nachzuvollziehen vermochte.
    Cambeis sog tief die würzige Waldluft ein. »Nehmen wir mal an, wir wollten uns mit dem Thema ›30-jähriger Krieg‹ beschäftigen. Dann würde sich jeder von uns einen Teilbereich aus diesem historisch extrem interessanten Zeitraum herauspicken und die anderen darüber informieren. Wir haben auch schon gemeinsam Vorträge und Ausstellungen besucht. Manchmal schreiben wir auch Fachveröffentlichungen, die ein intensives Quellenstudium mit sich bringen. Ab und an gehen wir auch mal zusammen essen oder …«
    Er brach ab, wollte sich anscheinend versichern, ob er damit Tannenbergs Frage hinreichend beantwortet hatte. Aber der Kriminalbeamte paffte unbeeindruckt sein Zigarillo. »Na ja, ganz normale Vereinsmeierei eben«, vollendete der geschichtsbesessene Waldarbeiter.
    »Schon gut«, gab sich Tannenberg zufrieden.
    Hab ich denn tatsächlich erwartet, dass er jetzt sagt: Lieber Herr Kommissar, natürlich sind wir ein Geheimbund und rächen die an der Bevölkerung unserer Heimatstadt verübten Verbrechen. Wir haben mal mit dem 30-jährigen Krieg angefangen. Als nächstes kommen die Mörderbanden der Schlacht bei Morlautern dran. – Du Idiot!, beschimpfte er sich selbst.
    »Hat Ihr Vater Ihnen denn noch nie etwas darüber erzählt?«, nahm Cambeis den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Mein Vater?«
    »Dann wissen Sie also gar nicht, dass Ihr alter Herr ebenfalls Mitglied in unserem Verein ist«, grinste Cambeis mit schadenfroher Miene. »Allerdings erst seit ein paar Monaten. Johanna hat ihn irgendwann mal mitgebracht.«
    Warum hat er mir das denn bislang verschwiegen?, pochte es unter Tannenbergs Schädeldecke. Dieser verdammte Geheimniskrämer!
    Laut krächzend stieg ein Eichelhäher in die Höhe.
    »Aha, die Waldpolizei ist auch schon auf uns aufmerksam geworden«, bemerkte Cambeis mit einem abschätzigen Seitenblick auf den schmauchenden Kriminalbeamten. »Der meldet jetzt garantiert an die Waldbewohner weiter, dass die Mücken den Kopf seines Kollegen von der Stadtpolizei verlassen haben.« Er lachte schallend auf. »Diese kleinen Mistviecher sitzen jetzt bestimmt irgendwo im Gras und kotzen sich wegen des Qualms die Seele aus dem Leib.«
    Kein

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