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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ihren Kolonnaden und der gewölbten Decke vor ihnen. Ein paar Dutzend Touristen waren in der Halle verstreut oder um die beleuchteten Vitrinen an den riesigen Säulen versammelt.
    Der Kriminaldirektor wollte gerade etwas sagen, als sich ein livrierter Rathausdiener den beiden Polizisten näherte. »Meine Herren, ich habe den Auftrag, Sie zum Ersten Bürgermeister zu begleiten ...«
    Der Bürgermeistersaal, der für offizielle und zeremonielle Anlässe benutzt wird, liegt in der zweiten Etage des Rathauses neben dem Turmsaal. Die Amtszimmer des Ersten Bürgermeisters befinden sich dagegen im Erdgeschoss und in der ersten Etage in der Südostecke des Gebäudes. Fabel und van Heiden wurden in das Amtszimmer im ersten Stock geführt.
    Schreiber erhob sich, als sie den eichengetäfelten Raum betraten. Fabel bemerkte den Schnitt von Schreibers Anzug: Auch dieser war aus teurem italienischem Stoff, der sich vollendet an die kräftigen Schultern des Ersten Bürgermeisters schmiegte. Aber etwas schien ihn zu bedrücken, und seine Bewegungen passten nicht zu der Eleganz des Armani-Anzugs. Schreiber dankte dem Rathausdiener und forderte die beiden Polizisten auf, Platz zu nehmen. Fabel öffnete sein Notizbuch.
    »Sie sagten, Ihr Besuch habe etwas mit Angelikas Tod zu tun?«, fragte Schreiber.
    Fabel wartete zwei Sekunden, falls van Heiden die Initiative ergreifen wollte. Als der Kriminaldirektor stumm blieb, erwiderte Fabel: »Sie haben ein erhebliches Interesse an diesen Morden zum Ausdruck gebracht, Herr Bürgermeister.«
    »Natürlich.«
    »Und Sie haben auch keinen Zweifel daran gelassen, dass Sie sich ein rasches und erfolgreiches Ende der Ermittlung wünschen.«
    »Das versteht sich.«
    Fabel beschloss, die Karten auf den Tisch zu legen. »Könnten Sie mir dann bitte erklären, warum Sie uns nicht mitgeteilt haben, dass Sie Angelika Blüm am Abend ihrer Ermordung besucht haben?«
    Schreiber erwiderte Fabels Blick, doch seine Augen zeigten weder Feindseligkeit noch Abwehr noch Energie. Nach einer Weile seufzte er. »Weil ich in all das nicht verwickelt werden wollte. Ich wollte einen Skandal vermeiden. Sie können sich vorstellen, wie sehr sich die Presse freuen würde.« Er schaute zu van Heiden hinüber, als könne dieser seine Argumentation besser verstehen. Der Kriminaldirektor ließ sich jedoch nichts dergleichen anmerken.
    »Herr Dr. Schreiber, Sie sind Anwalt. Also kennen Sie Ihre Rechte. Sie wissen, dass Ihre Antworten auf unsere Fragen von nun an als Beweismaterial verwendet werden können.«
    Schreibers breite Schultern wurden schlaff. »Ja, ich weiß.«
    Fabel beugte sich vor und stützte seine Ellbogen dabei auf die Lehnen - geschnitzte Löwenpranken - des Eichenstuhls. »Und Sie werden auch wissen, dass mir ... dass uns ... Ihre Sorgen hinsichtlich der Medien herzlich gleichgültig sind. Sie haben uns Informationen verschwiegen, die für die Ermittlung in mehreren Mordfällen Bedeutung haben könnten. In Mordfällen, für die Sie, wie ich betonen muss, sehr rasch zum Hauptverdächtigen werden könnten. Mehrere Frauen werden im Wortsinne geschlachtet - und Sie machen sich Sorgen um Ihre Public Relations?« 
    »Ich glaube, der Erste Bürgermeister hat verstanden, was Sie meinen, Herr Fabel«, sagte van Heiden ruhig und ohne Zorn.
    »Wenn mich Ihre Antworten nicht zufrieden stellen, Herr Dr. Schreiber«, fuhr Fabel fort, »werde ich Sie verhaften. Sie können sicher sein, dass ich Sie in Handschellen durchs Rathaus führen werde. Deshalb finde ich, dass Sie ein bisschen mehr Aufrichtigkeit an den Tag legen sollten.« Fabel lehnte sich zurück. »Haben Sie Angelika Blüm ermordet?«
    »Mein Gott, nein.«
    »Was hatten Sie dann am Abend ihrer Ermordung in Frau Blüms Wohnung zu suchen?«
    »Angelika war eine alte Freundin von mir. Wir trafen uns hin und wieder.«
    Fabels Züge verhärteten sich. »Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt, Herr Schreiber. Wir können die Sache hier oder auf dem Präsidium abwickeln. Wenn Sie nicht völlig ehrlich uns gegenüber sind - und zwar in jeder Hinsicht -, dann werden wir uns auf unser Territorium begeben. Fangen wir mit dem wahren Charakter Ihrer Beziehung zu Frau Blüm an. Seit wann hatten Sie ein Verhältnis mit ihr?«
    Schreibers Gesicht war ausdruckslos. Er hatte sich bemüht, wenigstens einen Teil seiner Privatsphäre zu schützen, doch Fabel hatte ihm die Möglichkeit dazu genommen. »Seit einem Jahr. Vielleicht ein bisschen länger. Wie Sie wahrscheinlich

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