Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
Projekten wie Hafen-City oder der Renovierung von St. Pauli zu tun. Sie war eine ausgezeichnete Anwältin.«
    »Hatten Sie noch eine sonstige Beziehung zu ihr, neben der beruflichen?«
    Schreiber straffte die Schultern, als versuche er, die letzten Reste seiner Würde zu retten. Die Trapezmuskeln spannten sich unter dem glatten Tuch seines Armani-Anzugs - ein Zeichen dafür, dass er in einem Fitnessstudio beträchtliche Gewichte hob. Fabel konnte sich vorstellen, dass Schreiber physisch außerordentlich kräftig war. Stark genug, um in mörderischer Raserei die Rippen eines Opfers aufzubrechen.
    »Nein, Herr Fabel, ich hatte keine ungebührliche Beziehung zu Frau Kastner. Im Gegensatz zu dem Eindruck, den Sie von mir haben mögen, bin ich weder ein Serienmörder noch ein zügelloser Schürzenjäger. Die Affäre, die ich mit Angelika hatte, war der einzige Seitensprung während meiner Ehe. Und das geschah nur, weil Angelika und ich einander seit langem kannten. Meine Beziehung zu Ursula Kastner hatte keinen persönlichen Aspekt, auch wenn ich sie Angelika vorgestellt habe.« 
    Eine Ewigkeit des Schweigens schien sich anzuschließen. Fabel und van Heiden tauschten einen Blick aus. Fabel verspürte ein Kribbeln auf der Haut. Es war van Heiden, der die Stille durchbrach. »Wollen Sie sagen, dass Angelika Blüm und Ursula Kastner einander kannten? Dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab?«
    »Ich dachte, Sie wüssten das - weil beide von derselben Person ermordet wurden, meine ich.«
    »Für uns waren Sie die einzige Verbindung zwischen ihnen, Herr Dr. Schreiber«, sagte Fabel. »Die beiden standen also in Kontakt miteinander?«
    »Ja. Ursula initiierte die Sache. Sie benötigte angeblich einen ›freundschaftlichen‹ Kontakt zu den Medien.«
    »Ist das üblich?«
    »Nein, und es gefiel mir auch nicht allzu sehr. Ich habe vermutet, dass Ursula der Presse irgendetwas zuspielen wollte, und forderte sie auf, sich in dem Fall vorab mit mir zu beraten, um einen möglichen Schaden für die Hamburger Landesregierung zu vermeiden. Sie versicherte mir, sie wolle sich nur in PR-Fragen mit den Medien beraten.«
    »Glaubten Sie ihr?«
    »Nein, aber ich musste mich damit abfinden. Außerdem hätte sie es mir bestimmt nicht erzählt, wenn sie über irgendeinen Skandal in der Stadt auspacken wollte.«
    »Angelika Blüm hat Ihnen nicht mitgeteilt, worum es ging?«
    »Nein.«
    »Haben Sie sie gefragt?«
    »Ein- oder zweimal, aber ohne Erfolg. Dann habe ich aufgegeben. Hätten Sie Angelika gekannt, würden Sie das verstehen.«
    »Wie oft trafen die beiden zusammen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht einmal, ob sie sich nach dem Neuer-Horizont-Empfang, auf dem ich sie miteinander bekannt gemacht hatte, noch einmal trafen. Vielleicht kamen sie regelmäßig, vielleicht aber auch überhaupt nicht wieder zusammen, oder sie hatten nur einen telefonischen oder einen E-Mail-Kontakt. Ich kann es einfach nicht sagen.«
    »Hatten Sie die beiden zu diesem Empfang eingeladen?«
    »Nein, sie waren zufällig dort - sozusagen aus geschäftlichen Gründen. Wie Sie vermutlich wissen, beinhaltet Neuer Horizont einen Plan zum Ausbau von Stadtgegenden, die bei den großen Projekten wie Hafen-City oder der St.-Pauli-Renovierung übergangen worden sind, aber trotzdem staatliche Hilfen erhalten können.«
    Fabel schaute durch das Fenster im mächtigen Steinerker in Richtung des Alsterfleets und der Alsterarkaden. Er versuchte, logisch und methodisch zu denken, doch seine plötzlichen Einblicke verwirrten ihn. Vorher unzusammenhängende Spuren trafen nun aufeinander: Zwei der drei Opfer hatten miteinander in Kontakt gestanden, und beide hatten sich mit Immobiliengeschäften beschäftigt. Er drehte sich wieder zu Schreiber um. »Wer steht hinter der Initiative Neuer Horizont?«
    »Unter anderem ein privates Konsortium. Hauptaktionär ist eine Tochtergesellschaft der Eitel-Gruppe. Es war Norbert Eitel, der den Empfang gab.« Schreiber zuckte die Achseln. »Ich bin zwar kein Bewunderer von Eitel, aber die Stadt kann nicht umhin, eine Initiative zu unterstützen, die möglicherweise erhebliche Vorteile mit sich bringt.«
    Eine weitere Verbindung, ein neuer Funken der Erkenntnis. »Ich dachte, die Eitel-Gruppe sei ausschließlich ein Medienunternehmen.«
    Schreiber schüttelte den Kopf. »Die Verlagsgeschäfte stehen im Vordergrund, aber Eitel ist in Dutzenden anderer Bereiche aktiv. Einer davon ist die Informationstechnologie, ein anderer die

Weitere Kostenlose Bücher