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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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und dieser musste nachgreifen, um ihn zu fangen. »Aber die Dinge, auf die ich unterwegs stieß ... Ich habe in meinem Leben Schreckliches gesehen, wie Sie sich vorstellen können, Herr Fabel, aber es war, als wäre ich dem Teufel selbst auf der Spur.«
     

 
    Niederhafen, Hamburg,
    Freitag, den 20. Juni, 21.40 Uhr
      Die beiden Männer des Sicherungsteams konnten sich nicht nahe genug an das Boot heranarbeiten, um festzustellen, was sich dort abspielte. Deshalb befahl Paul den beiden MEK-Beamten, die mit dunklen, kugelsicheren Westen, Overalls und Helmen bekleidet waren, sich näher vorzuschieben. Einer drang so weit vor, dass er seine Heckler & Koch auf MacSwains Oberkörper richten konnte. Der Schotte saß im Heck des Bootes und reichte Anna Wolff ein Glas Champagner.
    In der Befehlszentrale erhielt Maria einen Rückruf von der Wasserschutzpolizei. Eine Barkasse sei unterwegs und werde mit Blick auf den Ausgang des Niederhafens in dem Hauptschifffahrtsweg der Elbe Position beziehen. Wenn MacSwain auf den Fluss hinausfuhr, wollte man ihm in diskretem Abstand folgen. Die einzige Sorge der Wasserschutzpolizei bestand darin, dass MacSwains Boot vermutlich ein hohes Tempo erreichen konnte, dem ein Streifenboot nicht gewachsen sein würde. Maria hatte bereits darum gebeten, einen Hubschrauber einsatzbereit zu machen. Doch keine dieser Vorsichtsmaßnahmen genügte, um Paul Lindemanns Stirn glatter werden zu lassen. Zudem beunruhigte ihn, dass Maria nur Fabels Mailbox hatte erreichen können. Warum hatte Fabel sein Handy abgestellt, obwohl er die ganze Nacht hindurch erreichbar bleiben wollte?
    Die Spätabendluft war recht kühl geworden, und Anna schüttelte sich ein wenig, als MacSwain ihr das Glas sprudelnden Champagners reichte.
    »Einen Moment ...« Er schob die beiden kleinen Türen auf, die sich an die glatte Biegung der äußeren Täfelung anschmiegten. Die Stufen dahinter führten in einen hell erleuchteten Kabinenbereich. Als MacSwain ihr den Rücken zuwandte, schnupperte Anna an dem Getränk und nahm einen vorsichtigen Schluck. Sie roch und schmeckte nichts außer dem trockenen Champagner. Aber sie wusste, dass Rohypnol oder GHB in einem Getränk kaum zu schmecken sind. Sie nahm einen größeren Schluck und wiederholte im Geist ihr Mantra: »Ich fühle mich nicht sehr wohl.«
    MacSwain erschien mit einer dunkelblauen Strickjacke an Deck und legte sie ihr über die Schultern. »Wir können nach unten gehen, wenn du frierst«, sagte er. Anna schüttelte den Kopf. MacSwain lächelte und reichte ihr einen Teller mit Pastete, Brot und Heringssalat.
    »Entspann dich ein wenig, und dann möchte ich dir etwas zeigen. Ich weiß, dass du nicht sehr seefest bist, und ich verspreche, dass ich vorsichtig hinausfahren werde.« Er schaute Anna Erlaubnis heischend an.
    Wie MacSwain hatte Anna die MEK-Leute nicht heranrücken sehen, aber sie hoffte, dass die Männer sich irgendwo in der Nähe aufhielten. Die Frage war nun, ob Paul einen Schutz für sie arrangiert hatte, wenn MacSwain das Boot startete. Sie widerstand der Versuchung, die Pontons nach Hilfe abzusuchen, und richtete die Augen entschlossen auf MacSwain. »Na schön.« Sie nickte und setzte für ihr unsichtbares Publikum hinzu: »Ich glaube, das schaffe ich schon.«
    Paul Lindemann wies die MEK-Männer an, nicht einzuschreiten. Und Maria informierte die Besatzung des Streifenbootes der Wasserschutzpolizei, die nun dauernden Funkkontakt zum Team hatte, dass MacSwain ablegen werde.    
    MacSwain machte das Boot vorn und achtern los und ließ den Motor an. Das tiefe, raue Dröhnen verstörte Anna, denn ihr war klar, dass es auf eine erhebliche Leistung und Geschwindigkeit hinwies. MacSwain hielt sein Wort und steuerte ganz langsam auf die Elbe hinaus. Anna fiel auf, wie locker und lässig er das Boot dirigierte. Sie schaute zurück zur Anlegestelle und entdeckte die Andeutung eines Schattens, der sich rasch zum anderen Ende der Pontons bewegte.
    Die Elbe dehnte sich pechschwarz und unergründlich vor ihnen, und am ferneren Ufer funkelten die Lichter der Werft. MacSwain drehte das Boot parallel zum Ufer und schaltete den Motor aus. Er drückte auf einen Knopf am Armaturenbrett, und Anna hörte das Rasseln einer schweren Kette, als der Anker tief in den dunklen Fluss glitt. Nun, da der Motor verstummt war, lauschte Anna den Geräuschen des sie umgebenden Wassers. Es war, als befände sie sich auf dem Rücken eines mächtigen Lebewesens, dessen Atem und Haut den

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