Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
dauernd. Anscheinend sollte ich ewig dankbar dafür sein, dass sie sich meiner erbarmt hat.« Otto lächelte albern.
    »Da hat sie nicht Unrecht. Ist meine Bestellung gekommen?«
    »Natürlich.« Otto bückte sich hinter dem Tresen und kramte eine Weile herum. Man hörte das Geräusch von Büchern, die zu Boden stürzten. »Einen Moment.« Fabel lächelte. Der gute alte Otto, immer noch wie früher.
    Otto tauchte jäh wieder auf und donnerte einen Stapel Bücher auf den Tresen. »Da sind sie!« Er zog einen gelben Bestellschein unter einem Gummiband hervor, das um die Bände gespannt war. »Alles englische Autoren ... Alle Bücher im englischen Original.« Otto warf Fabel einen Blick zu. »Ein bisschen leichte Lektüre, oder? Wie konnte ich bloß vergessen, wie anglophil du bist. Ist deine Mutter nicht Engländerin?«
    »Schottin«, korrigierte Fabel.
    »Das ist die Erklärung!« Otto klatschte sich die Hand mit einer dramatischen Geste an die Stirn.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass du nie das Mittagessen bezahlst!«
    Fabel lachte. »Der Grund ist nicht, dass ich halber Schotte, sondern dass ich halber Friese bin. Außerdem bist du an der Reihe. Ich habe letztes Mal bezahlt.«
    »Welch prächtiger Verstand«, sinnierte Otto. »Und welch ein mieses Gedächtnis ... Übrigens habe ich ein Geschenk für dich.« Er kramte erneut unter dem Tresen und fügte dem Stapel ein Nachschlagewerk hinzu. »Jemand von der Universität hat es bestellt und nicht abgeholt. Es ist ein Verzeichnis britischer Familiennamen. Ich dachte, welcher Langweiler nimmt mir das ab? Und da fielst du mir ein!«
    »Vielen Dank, Otto, welch eine Freude! Was schulde ich dir?«
    »Wie gesagt, es ist ein Geschenk. Viel Spaß!«
    Fabel bedankte sich noch einmal. »Otto, hast du etwas über die alte nordische Religion?«
    »Klar. Ob du's glaubst oder nicht, es gibt eine ziemlich starke Nachfrage.«
    »Wirklich?«, fragte Fabel verblüfft.
    »Ja. Hauptsächlich von Odinisten.«
    »Odinisten? Du meinst, dass diese Religion noch praktiziert wird?«
    Ein leichtes Prickeln fuhr Fabel über die Haut.
    »Asatru wird sie, glaube ich, genannt. Oder bloß Odinismus. Vermutlich eine harmlose Sache. Wenn auch etwas bemitleidenswert.«
    »Das hätte ich nie gedacht«, meinte Fabel. »Und von denen kommen viele bei dir vorbei?«
    »Der eine oder andere. Seltsame Gestalten. Aber es gibt einen, der ein paar Mal hier war und nicht wie ein komischer Kauz oder Hippie aussieht.«
    Das Prickeln auf Fabels Haut verstärkte sich. »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    Otto lachte. »Werde ich etwa von der Polizei verhört?«
    »Bitte, Otto, es könnte wichtig sein.«
    Der Buchhändler bemerkte den Ernst in Fabels Miene. »Vielleicht vor einem Monat. Er könnte seitdem wieder hier gewesen sein, aber ich habe ihn nicht bedient.«
    »Was hat er gekauft?«
    Ottos ausladende Stirn legte sich in Falten der Konzentration. Fabel wusste, dass Ottos Verstand bei allem äußerlichen Chaos einem Supercomputer voller Buchtitel, Autoren- und Verlagsnamen glich. Die Stirn glättete sich, denn die Datenverarbeitung war beendet. »Ich zeig's dir. Wir haben noch ein Exemplar im Bestand.«
    Fabel folgte ihm zu der Abteilung »New Age und Okkultes«. Otto griff nach einem dicken Band im Regal und reichte ihn Fabel. 
    Das Buch trug den Titel Runenwurf: Riten und Rituale der Wikinger. Offensichtlich war es kein gelehrter Wälzer, sondern für ein breiteres Publikum bestimmt. Fabel öffnete den hinteren Teil des Buches und überflog das Register. Es gab einen Eintrag für »Blutadler«. Ein Blick in den Text zeigte, dass dem Ritual anderthalb Seiten gewidmet waren.
    »Otto, ich brauche den Namen dieses Kunden. Oder wenigstens eine Beschreibung.«
    »Das ist kein Problem. Ich glaube nicht, dass ich eine Adresse oder etwas Ähnliches habe, denn er hat nie etwas bestellt. Ich kann natürlich überprüfen, ob wir noch eine alte Kreditkartenbuchung von ihm haben. Aber es ist ziemlich leicht, sich an seinen Namen zu erinnern. Er sprach ein perfektes Deutsch mit nur dem Hauch eines Akzents, und er hatte einen britischen oder amerikanischen Namen ... John MacSwain.«
     

 
    Hamburg-Rotherbaum,
    Freitag, den 13. Juni, 15.45
      Wenigstens war Fabel höflich genug gewesen, Kolski von der Abteilung für Organisierte Kriminalität über seine Absicht zu unterrichten. Er merkte, dass Kolski den Plan nicht guthieß, doch da das LKA 7 ihn nicht gerade reichlich mit Informationen versorgte, fühlte er sich berechtigt,

Weitere Kostenlose Bücher