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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Albtraum erwacht ist. »Was nicht da ist, ist nicht da. Aber das, woran Sie sich erinnern können, wird Herrn Fabel vielleicht helfen, dieses Ungeheuer zu fassen.«
    »Es war mehr als ein Mann.« Michaela Palmer senkte die Augen und zupfte an ihrem Bademantel. »Es war nicht nur einer, der mir das angetan hat. Zuerst dachte ich, es sei nur einer, weil alle das gleiche Gesicht hatten. Aber die Körper waren anders.«
    »Entschuldigung, Frau Palmer, das verstehe ich nicht«, sagte Fabel.
    »Was meinen Sie damit, dass die Männer alle das gleiche Gesicht, aber verschiedene Körper hatten?«
    »Es tut mir Leid, denn es klingt unlogisch, aber ich weiß, dass einer von ihnen dick und älter und einer jung und schlank war. Aber sie alle hatten das gleiche schreckliche Gesicht.«
    Mist, dachte Fabel. So Leid die Frau ihm tat, aber dies war eine vergebliche Reise gewesen. Sie würden nichts Brauchbares von ihr erfahren. »Können Sie das Gesicht beschreiben? Das Gesicht, das alle Ihrer Meinung nach hatten?«
    Die junge Frau schauderte zusammen. »Es war grässlich. Ausdruckslos. Ich konnte es nicht allzu klar erkennen, aber ich bin sicher, dass es einen Bart hatte - und nur ein einziges Auge.«
    »Was?«
    Michaela Palmer schüttelte den Kopf, als wolle sie etwas aus ihrem Gedächtnis verbannen. »Ja. Nur ein Auge. Es war, als wäre das andere Auge nur eine Höhle ... völlig schwarz ...« Sie verlor die Fassung.
    »Ganz ruhig«, sagte Fabel. »Strengen Sie sich nicht zu sehr aan.«
    Susanne legte einen Arm um die zitternden Schultern der Frau. Sie saßen eine Zeit lang schweigend da, bis Michaela Palmer ihre Beherrschung wieder gewonnen hatte. »Wie viele waren es Ihrer Ansicht nach?«, fragte Fabel schließlich.
    »Weiß ich nicht. Ich kann mich nur an kurze Momente erinnern. Drei, glaube ich. Wenigstens drei ...«
    Fabel legte seine Hand auf die der Frau. Sie zuckte zurück, als wäre sie gestochen worden. Dann konzentrierte sie sich stirnrunzelnd auf Fabels ebenfalls zurückgezogene Hand. »Da war etwas. Einer von ihnen hatte eine Narbe auf dem Handrücken. Dem linken. Eigentlich waren es eher zwei Narben, die sich berührten. Dadurch entstand die Form eines X.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Fabel.
    Michaela Palmer lachte bitter. »Es ist eines der wenigen Dinge, an die ich mich deutlich erinnere.« Sie blickte flehend auf. »Das ergibt keinen Sinn. Warum erinnere ich mich ausgerechnet daran?«    
    »Ich weiß es nicht, Frau Palmer.« Fabel lächelte wieder beruhigend.
    »Aber es könnte nützlich sein, sehr nützlich.« Er zog sein Notizbuch hervor und legte es mit seinem Kugelschreiber aufs Bett. »Könnten Sie es für uns zeichnen?«
    Sie nahm den Kugelschreiber und das Notizbuch, überlegte ein paar Sekunden lang und zog rasch und energisch zwei Linien. Sie hatten tatsächlich die Form eines X, doch mit einer leichten Biegung an beiden Strichen. 
    »Das ist es«, sagte sie entschlossen.
    »Vielen Dank.« Fabel stand auf. »Es tut mir sehr Leid, dass Ihnen so etwas Schreckliches zugestoßen ist, Frau Palmer. Ich verspreche Ihnen, wir werden tun, was wir können, um den Täter zu finden.«
    Die junge Frau nickte, ohne aufzuschauen, und dann schien ihr etwas einzufallen. Ihre Augen glitten wieder hin und her, und ihre Stirn furchte sich in intensiver Konzentration. »Warten Sie. Da war noch etwas ... Ich war in einem Club ... An den Namen kann ich mich nicht erinnern ... Ein Mann hat mir ein bisschen Wasser gegeben ... Es schmeckte salzig ...«
    »Das wissen wir, Frau Palmer. Sie haben es schon Herrn Sülberg erzählt. Können Sie ihn beschreiben? Irgendein Detail.«
    »Seine Augen ... seine Augen waren grün. Kalt, hell. Und sie waren grün ...«
    Nachdem Fabel und Susanne das Krankenzimmer verlassen hatten, suchten sie Dr. Sterns Büro auf. Sterns hohe Gestalt war über einen Schreibtisch gebeugt, auf dem sich Akten, Tabellen und mehrere Notizzettel wie vom Wind verweht häuften. Fabel dachte an seine eigene Pedanterie. In seinem Büro, seiner Wohnung, seinem Leben hatte alles einen Platz. Wann immer die Dinge sich häuften, spürte er den Zwang, sie zu sortieren, weil er sich sonst wie gelähmt fühlte. Er erkannte diese Eigenschaft als Schwäche, die sein sonst intuitives Verhalten behinderte. Außerdem kam hierin eine gewisse Verklemmung zum Ausdruck.
    Stern richtete sich auf, und sein kräftiges, sympathisches Gesicht zeigte ein freundliches Lächeln. »Hauptkommissar Fabel? Frau Dr. Eckhardt?«
    Fabel

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