Jan Fabel 01 - Blutadler
Sondereinsatzkommando in Hannover. Bei einem Überfall auf einen Geldtransport kam es zu einem Feuergefecht zwischen den Räubern und dem SEK. Sie wurde ins Bein getroffen. Rechter Oberschenkel. Sie ist wirklich unser Opfer.«
»Sie wurde zur BAO abgeordnet?« Fabels Stimme war monoton und kalt, als er van Heiden die Frage stellte.
»Auf keinen Fall, Fabel.« Van Heiden verzog das Gesicht und machte eine Geste, als weise er die Beschuldigung von sich. »Auf keinen Fall wusste ich etwas davon! Die Besondere Aufbauorganisation operiert mehr oder weniger unabhängig ... Aber ich werde herausfinden, wer das ohne mein Wissen veranlasst hat.«
»Ich möchte sicher sein, worum es geht«, warf Susanne ein. »Die BAO ist die Spezialeinheit, die zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus gegründet wurde?«
»Ja«, erwiderte Maria. »Es ist eine Kooperation zwischen uns, dem Bundeskriminalamt, dem Bundesnachrichtendienst und dem amerikanischen FBI. Ihr Hauptzweck ist es, Informationen zu sammeln.«
»Und sie führte wahrscheinlich verdeckte Ermittlungen durch«, setzte Fabel hinzu und fragte Maria: »Ist die Frau noch zur BAO abgeordnet?«
»Ja. Ihre Versetzung erfolgte vor etwas über einem Jahr.«
Van Heiden und Fabel tauschten einen Blick aus, doch es war Werner, der die Gedanken aller anderen zum Ausdruck brachte. »Unmittelbar bevor Klugmann aus dem Dienst entlassen wurde. Dieses Opfer ...« Er schaute zu Maria hinüber.
»Tina Kramer.«
»Dieses Opfer, Tina Kramer«, fuhr Werner fort, »ist Mitglied der BAO, einer äußerst geheim operierenden Terrorismusbekämpfungseinheit. Und sie war früher SEK-Mitglied. Und Klugmann gehörte einmal zum Mobilen Einsatzkommando.«
Maria Klee setzte sich wieder auf ihren Stuhl, lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Händen durch das kurze blonde Haar. »Hinzu kommt die Tatsache, dass eine verborgene Videokamera mit allen Aufnahmen vom Tatort verschwunden ist. Und das alles geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem einer der Paten des organisierten Verbrechens ermordet wird.« Sie beugte sich vor, verschränkte die Finger und stützte sich auf die Ellbogen. »Erinnerst du dich daran, dass ich glaubte, Klugmann zu kennen?«
»Ja ... natürlich«, sagte Fabel. »Aber du konntest ihn nicht einordnen.«
»Das hat mir zu schaffen gemacht. Ich konnte ihn nirgends unterbringen. Aber nachdem ich herausgefunden hatte, wer ›Monique‹ war, dachte ich daran, Klugmanns Unterlagen beim Bundeskriminalamt zu überprüfen. Und sieh mal an, seine Unterlagen beim Bund stimmen nicht mit denen bei der Polizei Hamburg überein. Die Daten passen überhaupt nicht zusammen. Das gilt besonders für seine Entlassung aus der Armee. Er schied sechs Monate früher aus, als seine Personalakte anzeigt, und er scheint an einem sehr interessanten Ort gewesen zu sein.«
»Nämlich?«
»In Weingarten.«
Fabels Gesicht hatte sich zu einem ärgerlichen, wissenden Lächeln verzogen. »Das hätte ich mir denken können. Die Fernspähschule der NATO?«
»Richtig.«
»Fabel?«, fragte von Heiden und machte eine Geste der Ungeduld und Verwirrung.
»Nun haben wir's mit der ganzen Bagage zu tun. Wenn es Initialen hat, ist es in die Sache verwickelt.« Fabel ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. »An der Internationalen Fernspähschule in Weingarten wird die GSG 9 ausgebildet. Ein Spezialverband des Bundesgrenzschutzes zur Bekämpfung des Terrorismus. Und unsere britischen Cousins schicken ihre SAS zur Ausbildung der GSG 9 herüber.«
»Sobald ich das alles gelesen hatte, ging mir ein Licht auf«, sagte Maria. »Ich bin Klugmann auf einem Seminar in Weingarten begegnet, als ich selbst einem Mobilen Einsatzkommando angehörte. Wahrscheinlich habe ich nur ein, zwei Worte mit ihm ausgetauscht, und ich kannte seinen Namen nicht. Damals hatte er sich den Kopf rasiert und war viel schlanker. Aber ich würde ein Monatsgehalt darauf wetten, dass es Klugmann war.« Marias Mund spannte sich zu einer geraden Linie. »Dies ist eine Undercover-Operation. Klugmann ist verdeckter Ermittler, der so viel wie möglich von seinem wirklichen Lebenslauf einbringt, um glaubwürdig zu erscheinen. Tina Kramer war seine Kontaktbeamtin. Sie hatte eine gefälschte Identität, aber sie war keine Undercover-Agentin.«
Fabel atmete tief durch. »Das ist es! Verdammt noch mal. Genau darauf schien mir dieser ganze Mistkram hinauszulaufen. Unser so genannter Serienmörder hat eine Polizistin umgebracht. Welch ein Zufall! Nun
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