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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Scheinwerfern gewarnt worden, was bedeutete, dass der Wagen ohne Beleuchtung herangefahren sein musste. Die Jahre des Lebens auf der Straße hatten Hansi einen sechsten Sinn verliehen, und er wusste, wann es galt, sich unsichtbar zu machen. Er hatte seine Jeans hastig hochgezogen und sich hinter der Tür versteckt, durch die die Badegäste früher in den Umkleideraum gelangt waren. Sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen. Drei Männer betraten die Schwimmhalle: ein älterer und ein junger, der wie ein Bodybuilder aussah, und irgendein armer Kerl, der einen Sack über dem Kopf trug und dessen Hände auf den Rücken gefesselt waren. Hansi begriff sofort, dass drei Männer hereingekommen waren, doch nur zwei hinausgehen würden.
    Er beobachtete sie durch das halb runde Fenster der noch erhaltenen Doppeltürseite. Der jüngere Mann, eine Pistole in einer behandschuhten Hand und eine Taschenlampe in der anderen, kam zur Tür herüber. Hansi konnte gerade noch zurückspringen, wobei er darauf achtete, nicht zu stolpern und auf dem mit Abfall übersäten Boden kein Geräusch zu machen. Dann duckte er sich in die Überreste einer Umkleidekabine. Der Jüngere ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den Umkleideraum gleiten und überzeugte sich, dass niemand dort war. Hansi atmete langsam aus. Er hörte den Älteren sprechen und schlich wieder zurück an die Tür. Sie hatten den Mann mit dem Sack über dem Kopf gezwungen, sich am Rand des Schwimmbeckens hinzuknien, und nun schrie der: »Nein!« Dann drangen ein Blitz und ein dumpfes Geräusch aus der Pistole. Hansi hatte ein helleres Aufblitzen und mehr Lärm erwartet, doch dann hatte er den verlängerten Lauf der Pistole bemerkt. Ein Schalldämpfer. Die Patronenhülse fiel klirrend auf die geborstenen Fliesen.
    Die beiden Männer schienen es nicht eilig zu haben. Und dann sah Hansi etwas sehr Seltsames. Auf dem Weg nach draußen hob der jüngere Mann den Deckel eines alten Abfalleimers neben der Tür hoch und ließ die Pistole hineinfallen. Anscheinend machten sich die beiden nicht die geringsten Sorgen darüber, dass die Mordwaffe gefunden werden könnte. Ein paar hundert Meter weiter war ein Kanal, in dem man Dutzende von Indizien hätte verschwinden lassen können. Die Täter schienen jedoch geradezu zu wollen, dass jemand die Waffe an sich nahm. Und nachdem sie verschwunden waren, hatte Hansi ihren Wunsch bereitwillig erfüllt.     
    Nun konnte Hansi etwas anderes als Bargeld anbieten. Er kannte die Handynummer des Türken auswendig und wusste, dass dies der beste Zeitpunkt war, ihn zu erreichen. Hansi stand von seinem Bett auf und zog den alten Armeemantel an, den er bei jedem Wetter trug. Er streckte die Hand nach dem sorgfältig eingewickelten Bündel aus und ließ es in eine der geräumigen Manteltaschen gleiten. Zwar behagte es ihm nicht, die Waffe mit sich herumzuschleppen, aber er wusste, dass Dinge, die in dem besetzten Haus zurückblieben, meistens sehr schnell abhanden kamen.
    Hansi ging hinaus auf den Treppenabsatz, stieg die wackelige Treppe hinunter und trat hinaus auf die Straße. Wo mochte die nächste nicht beschädigte Telefonzelle sein?
     

 
    Polizeipräsidium Hamburg,
    Montag, den 16. Juni, 10.05 Uhr
      Fabel stand am Kirschholztisch des Konferenzzimmers und wartete, bis die anderen ihre Plätze eingenommen hatten. Er drehte sich zu der Ereignistafel um. Sie dokumentierte den Stand der Ermittlungen, die nun an Substanz gewannen, und enthielt eine Karte von Hamburg und Umgebung, auf der Fähnchennadeln die beiden Tatorte in Hamburg und den Ort markierten, an dem Ursula Kastners Leiche gefunden worden war.
    Die gerichtsmedizinischen Fotos von Angelika Blüms zerfleischtem Körper befanden sich neben denen der beiden früheren Opfer. Fotokopien der Seiten aus akademischen Werken über Wikingerrituale waren neben Ausdrucke der vom Mörder geschickten E-Mails geklebt. Fabel hatte die Namen der drei Opfer - das zweite war als »Monique?« gekennzeichnet - in die Mitte der Weißwandtafel geschrieben. Über den Namen standen die Worte »Son of Sven« und »Blutadler«. Auf der rechten Seite war der Name »Hans Klugmann« durch einen nach oben gerichteten Pfeil mit »Arno Hoffknecht« verbunden, von dem seinerseits ein Pfeil zu »Ulugbay/Yilmaz« führte. An die andere Seite hatte Fabel die Namen der beiden Entführungsopfer geschrieben, denen man Vergewaltigungsdrogen verabreicht hatte. Sie waren durch eine Linie, unterbrochen von dem Wort

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